15. 4. 2021, N 18°02′ W 63°06′ – Sint Maarten
Nachdem wir auf Barbuda keine Möglichkeit für einen Covid – Test hatten, war klar, dass wir nach Sint Maarten segeln würden. Die einzige Destination in der Nähe, die bei der Einreise aus Antigua und Barbuda keinen Test verlangt, weil die beiden Inseln als „Low Risk“ Gebiet eingestuft sind. Da die Strecke mehr als 16 Stunden erfordert, haben wir uns entschlossen abends loszusegeln, damit wir unser Ziel bei Tageslicht erreichen. Unsere Freunde von der iCat haben uns dabei begleitet. Die ersten Stunden sind wir bei raumem Wind (= Wind von hinten) mit ca. 5 kn gut vorangekommen und haben das entspannte Segeln genossen. In der Höhe von Saint-Barthélemy, dass wir auf der Luvseite passieren, wurde der Wind dann immer schwächer, und wir setzen im Morgengrauen unseren Spinnaker, um auch die kleinste Brise auszunutzen.
Rund um St. Barth (wie die Insel abgekürzt genannt wird), liegen einige Felsformationen im Wasser. Eine davon erinnert an einen riesigen, schlafenden Zwerg, der die Hände über der Brust gefaltet hat. Wenig später hörte ich plötzlich ein lautes Platschen und Blasgeräusche. In unserem Kielwasser folgte uns ein großer Wal – eine spannende Begegnung!
In Sichtweite von Sint Maarten gabs dann doch noch mehr Wind und Regen aus einigen Squalls. Für uns ideal, weil dadurch das Boot gleich vom Salz der langen Fahrt gereinigt wird. Kaum sind wir um Point Blanche herum, wird unser Blick auf Philipsburg – der Hauptstadt von Sint Maarten – durch ein halbes Dutzend Kreuzfahrschiffe blockiert. Scheinbar haben sich hier all die momentan nutzlosen Kolosse versammelt. Sie warten auf bessere Zeiten in denen wieder Gäste transportiert werden dürfen. Obwohl die Schiffe außer Betrieb sind, laufen die Dieselgeneratoren und verschmutzen mit ihren Abgasen die Luft in der Bucht. 🙁
Wir segeln weiter in die Simpson Bay und lassen dort kurz nach Mittag unseren Anker vor dem Pelican Cay fallen. Der Ankergrund ist gut. Es steht aber ein stetiger Schwell in die Bucht, der fast immer bis zum Strand zu spüren ist. Einrumpfbooten empfehlen wir einen Ankerplatz in der Lagune. Die Benutzung der Brücke kostet für unser Boot einmalig 21 €, das EIn klarieren hat uns 40 € gekostet.
Abends gehen wir anlässlich von Evelyns Geburtstag essen. Wir haben uns das Restaurant „Little Jerusalem“ ausgesucht, dass den Ratings auf Google voll gerecht wird. Das Essen ist frisch zubereitet, hervorragend mit arabischen Gewürzen verfeinert und wir bekommen eine Flasche guten Wein dazu! Evelyn hat sich besonders hübsch gemacht und sieht mit ihrem roten Kleid bezaubernd aus.
Die nächsten Tage erkunden wir die Insel, die ja aus 2 Teilen besteht – einem Holländischen und einem Französischen. Die Legende erzählt, dass die Aufteilung des Landes durch jeweils einen Vertreter der beiden Nationen geregelt werden sollte. Beide sind Rücken an Rücken gestartet und dann entlang der Küsten gegangen, ohne zu Laufen. Der Grenzverlauf sollte dann von dort wo sie gestartet sind beginnen und bis dorthin verlaufen, wo sie sich wieder getroffen haben. Die unterschiedliche Größe wird den Getränken zugeschrieben, die die beiden zur Stärkung mit hatten. Während der Franzose mit einer Flasche Wein ausgestattet war, hat der Holländer eine Flasche Rum mitgenommen, und konnte sich deshalb gegen Ende der Strecke nicht mehr ganz so effizient bewegen ;-).
17. 4. 2021, Philipsburg
Wir haben uns ein bisschen in Philipsburg der Hauptstadt des holländischen Teils umgesehen. Hier ist alles auf die vielen Touristen ausgelegt, die normalerweise mit den Kreuzfahrtschiffen ankommen. Eine Vielzahl von Bars, Restaurants, Boutiquen, Schmuck- und Duty Free Shops reihen sich auf der Promenade aneinander. Zurzeit sind allerdings viele Geschäfte geschlossen und nur wenige Besucher anzutreffen. So genießen wir einen ruhigen Spaziergang und einen gemütlichen Kaffee, wo normalerweise reges Gedränge herrscht.
Genauso locker, wie damals die Grenze definiert wurde, geht es auch heute noch auf der Insel zu. Das Hin- und Herreisen zwischen den beiden Teilen ist völlig unproblematisch. Es gibt keine Grenzposten, und man braucht keine Papiere. Gesprochen wird Französisch, English und Papiamotu (die St. Martin Variante von Creole) – manchmal auch alles durcheinander. Die meisten der Inselbewohner beherrschen alle 3 Sprachen. Als Zahlungsmittel werden der Antillengulden, Euro und US-Dollar akzeptiert. Oft wird dabei der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar mit 1:1 berechnet, im französischen Teil wo die Preise in Euro angegeben sind, ein Vorteil, im holländischen Teil ein Nachteil. Es empfiehlt sich, immer beide Währungen dabei zu haben …
Nachdem wir in den letzten Wochen ein ruhiges Leben mit einsamen Stränden, unberührten Riffen und intakter Natur genießen konnten, ist die Insel für uns ein kleiner Kulturschock. Der dichte Autoverkehr, die vielen Motorboote, „riesige“ Einkaufszentren, Bars, Restaurants und Geschäfte sind ungewohnt, der Müll, der hier leider vielerorts herumliegt und die immer noch zahlreichen Schiffswracks und verfallenen Gebäude (Opfer des Wirbelsturms Irma, 2017), schmälern den positiven Eindruck, den die Insel mit ihren schönen Stränden und den historischen Gebäuden bieten könnte.
18. 4. 2021, ZIP Lining in den Baumwipfeln der Lottery Farm
Heute geht es, zusammen mit der iCat Crew ins Innere der Insel. Wir fahren Richtung Pic Paradies, dem höchsten Berg der Insel. Hier ist noch ein Teil des ursprünglich vorhandenen Regenwaldes erhalten geblieben, der unter Naturschutz gestellt wurde. Von hier hat man einen tollen Blick, z.B. auf die Marigot Bay im französischen Teil der Insel.
Am Fuße des Berges findet sich die Loterie Farm. Dieses Ausflugsziel bietet neben einem Wanderweg, einem Restaurant und einem großen Pool mit Bar auch einen Baumwipfelpfad mit Ziplines. Evelyn ist ein wenig aufgeregt, meistert aber alle Herausforderungen mit Bravour.
Nach diesem strapaziösen und aufregenden Abenteuer haben wir uns ein gutes Essen verdient. Wir fahren weiter nach Grand Case und schlendern ein wenig durch die Straßen auf der Suche nach einem passenden Restaurant. Grand Case ist berühmt für seine kulinarische Vielfalt und die vielen guten Restaurants. Einige haben den Wiederaufbau nach dem Sturm noch nicht geschafft, dafür sind andere neu dazugekommen. Wir haben jedenfalls gut und günstig gegessen. Dabei ist auch das Sightseeing und das Shoppen nicht zu kurz gekommen.
Die Lagune
Den Westen der Insel bildet die große Simpson Bay Lagoon, die ihren Abschluss in der Terres-Basses Halbinsel findet. Diese Lagune ist idealer Ankerplatz und beherbergt daher an ihren Ufern auch mehrere Marinas, Werften, Tankstellen, Shipchandlers und andere Geschäfte, sowie viele Bars und Restaurants. Unser Favorit war hier das Lagoonies Bistro & Bar auf der holländischen Seite. Hier kostet der Rumpunch 2, das Bier 1 US$ während der Happy Hour von 17:00 – 18:00 Uhr. Das Ambiente ist toll, und es gibt ein eigenes Dinghy Dock.
Der holländische Teil ist vom Französischen durch eine Brücke getrennt, die vom Flughafen nach Osten ins Innere der Insel führt. Von der holländischen Simpson Bay gelangt man durch eine Durchfahrt mit Klappbrücke in die Bucht, von der französischen Baie de Marigot gibt es ebenfalls eine Durchfahrt, allerdings ist hier die Brücke defekt, man kann nur noch mit niedrigen Motorbooten oder dem Dinghi passieren.
Um also mit dem Segelboot in den französischen Teil zu gelangen, muss man die holländische Brücke (bei Coastguard, Customs und Migration) passieren, dann dem betonten Fairway folgen und unter der Brücke zum Flughafen durch. Bei dieser Brücke kann ein Teil für die Durchfahrt hoher Boote gedreht werden. Man kann die Brückenwärter über Telefon oder VHF Kanal 12 anrufen, besser ist jedoch auf die vorgesehen Öffnungszeiten zu warten, die auf dieser Website angegeben sind.
Beim Ankern muss man aufpassen, nicht eines der vielen Wracks oder Wrackteile zu erwischen, die in der Bucht liegen. Die Bergungsunternehmen sind dabei die gesunkenen Boote Stück für Stück zu heben. Es wird aber sicher noch Jahre dauern, bis alles entsorgt ist – vor allem, wenn sich die Besitzer nicht auch selbst um Ihre Boote kümmern.
24. 4. 2021, N 18°04′ W 63°06′ Marigot Bay, Saint Martin
Um in den Genuss eines kostenlosen Covid PCR-Tests zu kommen, müssen wir nachweisen können, das wir uns im französischen Teil der Insel aufhalten. Das heißt aus klarieren, um die Insel segeln und in Marigot wieder ein klarieren. Wir haben für die Strecke knappe 2 Stunden benötigt. Den ersten Teil unter Segel, und den letzten Rest mit Motor gegen den Wind. Ein klarieren kostet in der französischen Niederlassung der Island Water World 2 € und kann selbst am Zollcomputer erledigt werden. Wir ankern im türkisblauen Swimmingpool – Wasser der sandigen Bucht mit Blick auf Fort St. Louis. Die Bedingungen sind angenehm: Wasser 25°, Luft 30°.
Die französiche Hauptstadt Marigot hat einiges zu bieten, auch wenn hier die Sturmschäden noch viel offensichtlicher sind, als im holländischen Teil der Insel. Uns gefällt es hier gut. Der Lifestyle ist eher karibisch und nicht so amerikanisch, wie im holländischen Teil mit all den Duty Free Läden und den Casinos. Von Fort St. Louis aus hat man einen hervorragenden Blick auf die Lagune und die Marigot Bay. In und um die Marina Port Royal finden sich nette Geschäfte und gute Restaurants. Wir hatten z.B. ein hervorragendes Carpaccio vom Red Snapper und einen Cesar Salad im Le Tropicana. Manche Restaurants bieten 3-Gänge Menüs ab 19 € an, deren Qualität durchaus unseren Ansprüchen gerecht wird.
25. 4. 2021, Gratwanderung entlang der Grenze
Eigentlich wollten wir von der Cole Bay, wo wir das Dinghy angelandet hatten zur Oyster Bay wandern. Der erste Teil dieser Wanderung war recht angenehm, und die Wege gangbar und markiert. Auf der holländischen Seite wurde aber keine Instandhaltung gemacht, und der Weg war so verwachsen, dass kein Durchkommen mehr möglich war.
Wir haben deshalb die Straße nach Philipsburg genommen und uns dort ein Bad im Meer gegönnt. Nach dieser wohlverdienten Pause hat uns dann ein Taxi um 10 US$ zu unserem Ausgangspunkt zurückgebracht. Wir werden sicher noch einige Wanderungen machen, um die Insel genauer zu erkunden.