Die Bermudas erhielten ihren Namen vom spanischen Seefahrer Juan de Bermúdez, der die Insel in den frühen 1500ern entdeckte. Unfreiwillig besiedelt wurde die Inseln erst um 1612 von schiffbrüchigen Engländern, die die Ortschaft St. George’s gründeten.
Die Inseln sind nach wie vor ein englisches Überseegebiet mit der englischen Monarchin als Staatsoberhaupt, einem britischen Gouverneur, sowie einem lokalen Parlament. Als Währung dient der Bermuda Dollar, desen Kurs sich 1:1 am US$ orientiert. Ihr hohes Bruttoinlandsprodukt verdankt die Insel zahlreichen international tätigen Unternehmen, die die Insel als Steueroase nutzen, was allerdings in den vergangenen Jahren immer schwieriger wird. Mittlerweile bekommt der Tourismus – vor allem von US-amerikanischen Besuchern – einen immer höheren Stellenwert. Vor Corona war immer mindestens ein Kreuzfahrschiff im Hafen von Hamilton.
Geographisch setzen sich die Bermudas aus 360 Koralleninseln und -Inselchen zusammen, von denen allerdings nur die 20 Größten bewohnt sind. Die größeren Inseln sind durch Dämme und Brücken miteinander verbunden.
7. 5. 2021, 20:30, N 32°22,8′ W 64° 40,5′, St. George’s Harbour
Wir sind bei unserer Ankunft aus Süden bis zu den äußersten Bojen des Town Cut Channels gesegelt, haben dort die Segel eingeholt und sind dann per Motor in den St. George’s Harbour gefahren. Der Durchbruch des Town Cut ist so schmal, dass er von Yachten nur schwer per Segel zu befahren ist. Bermuda Radio liefert auf Kanal 16 oder 27 Hinweise, falls gerade eine große Yacht den Kanal für sich beansprucht. Normalerweise wird man von Bermuda Radio aufgefordert, direkt am Steg der Customs auf der Ordonance Island anzulegen, um die Zollformalitäten zu erledigen.
Ordonance Island ist von der Bucht aus gut am ehemaligen Cruise Ship Terminal erkenntlich. Gleich daneben steht die Deliverance als Museumsschiff und östlich davon das mehrgeschossige Zollgebäude. Der Zollsteg liegt von der Bucht aus gesehen auf der Rückseite. Wir sind nachts eingelaufen, und hatten etwas Schwierigkeiten uns zu orientieren, aber Bermuda Radio hilft zum Ziel zu gelangen.
Wir hatten uns eigentlich per SailClear angemeldet, mussten aber trotzdem nochmals alle Angaben auf einem Formular mit Durchschlagspapier machen, und waren nach der Zahlung von 84$ dann einklariert.
8. 5. 2021, St. George’s
Wir haben nach dem Erledigen der Zollformalitäten in der Bucht vor Peggy’s Island geankert. Hier hat man etwas mehr Privatsphäre als direkt neben der Marina und ist – zumindest bei Ostwind – gut geschützt. Durch die vielen kleinen Büchtchen und teilweise mit Nadelhölzern bewachsenen Inselchen fühlt man sich fast wie in Skandinavien. Für uns – die wir konstante 30° der Karibik gewohnt waren – fühlen sich auch die Temperaturen so an. In der Nacht zeigt der Thermometer weniger als 20° an!
Mit dem Beiboot braucht man dann allerdings ein paar Minuten bis zum Dinghydock vor dem Kings Square. Dorthin mussten wir gleich am Morgen des nächsten Tages, um unseren ersten PCR-Test zu machen. Als Neuankömmling bekommt man ein rotes Armband, dass den Besuch von Restaurants und Bars mit geschlossenen Räumen verbietet. Weitere PCR-Tests sind am 4., 8. und 14. Tag fällig. Nach jedem Test wechselt die Farbe der Armbänder und erweitert die Freiheit auf den Inseln. Nach dem letzten negativen Test darf man sich frei ohne Armband bewegen. Die Kosten für die Tests sind übrigens durch die vorab zu überweisenden 75$ für das Health Visa abgedeckt. Unserer Meinung nach keine schlechte Lösung, wenn auch mit etwas Aufwand verbunden.
Sobald wir den negativen Bescheid unseres Tests bekommen hatten, sind wir los um St. George und seine Umgebung zu erkunden. Die Stadt – erste Ansiedlung auf den Bermudas, und zeitweise deren Hauptstadt – trotzt nur so vor Geschichte. Leider sind die meisten der Museen wegen Covid geschlossen, aber es gibt auch so genug zu entdecken. Wir haben uns die seit fast 400 Jahren unveränderte Town Hall am Kings Square angesehen, die St. Peters Church und sind durch die hübsche Water- und die Kingsstreet flaniert, die perfekt in einen Rosamunde Pilcher Film passen würden. Überhaupt fühlt man sich eher wie in England, als auf einer exotischen Insel.
Eine architektonische Besonderheit sind die allgegenwärtigen weißen Dächer, die uns ein wenig an die Trullo in Apulien erinnert haben. Zum Dachdecken werden auf der Insel abgebaute Kalksteinschindeln verwendet, die mit einem Mörtel verklebt, und anschließend mit einer weißen Kalkfarbe versiegelt werden.
In Somers Garden und im Friedhof der St. Peters Church haben wir schattige Plätzchen zum Rasten gefunden, aber auch Beispiele für die vielfältige Vegetation auf der Insel.
Die Bewohner der Insel sind überaus freundlich und stehen gerne mit einem Tipp oder einer Wegbeschreibung zur Verfügung. Viele suchen auch von sich aus ein Gespräch, und wollen wissen woher man stammt. Die Menschen hier scheinen durchwegs gebildet zu sein. Die meisten wissen jedenfalls „Austria“ zuzuordnen.
10. 5. 2021, St. David’s Lighthouse
Heute sind wir mit dem Dinghy zwischen ein paar Inseln durch den Smith’s Sound in Richtung St. David’s Head gefahren. Anlanden war wieder einmal ein Abenteuer.
Ziel war, eine Einkaufsmöglichkeit zu finden, in der wir unsere Obstvorräte auffüllen könnten. Gefunden haben wir nur eine Tankstelle mit einem kleinen Shop, in dem wir ein paar Güter des täglichen Bedarfs erworben haben.
Wir sind dann noch zum St. David’s Lighthouse spaziert, und haben von dort den Ausblick auf die nördlichen Teile Bermudas genossen.
Auf unserem Rückweg haben wir eine neue Frucht entdeckt, als wir Inselbewohner bei der Ernte beobachtet haben. Die Kolben wachsen auf einer Art Gummibaum, werden geerntet, sobald die Spitze gelb zu werden beginnt, und in Papier eingewickelt ausgereift. Die Monstera Deliciosa kann verzehrt werden, sobald sich die Schale in Form von wabenförmigen Segmenten ablöst.
Das Fruchtfleisch ist ähnlich wie bei einem Maiskolben angeordnet, weiß und schmeckt nach Banane und Ananas, mit einem leicht pfeffrigen Nachgeschmack. Ein toller Zusatz zu unserem Frühstücksmüsli.
11. 5. 2021, Hamilton
Für den 2. PCR-Test, den wir 4 Tage nach unserem ersten Test zu absolvieren hatten, wurden wir nach Hamilton beordert. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss eben der Berg zum Propheten …
Wir sind also im Bus (eine Fahrt kostet B$ 4.50) nach Hamilton und haben uns, nach dem Test noch etwas in der Stadt umgesehen. Neben der Frontstreet, gibt es allerdings wenig, dass sich anzusehen lohnt. Interessanter sind da auf jeden Fall die Royal Naval Dockyards, die man von Hamilton aus mit der Fähre besuchen kann.
Natürlich könnte man shoppen gehen, die Preise orientieren sich allerdings an London und New York. Die Sachen kriegt man woanders sicher günstiger. 😉
12. 5. 2021, Railtrail
In der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts wurde auf den Bermudas eine Bahntrasse errichtet, die die neue Hauptstadt Hamilton mit St. George’s verband. Dazu wurden Brücken und Dämme errichtet, um die offenen Gewässer zwischen den Inseln zu überbrücken. Während ihres Betriebs von 1931 – 1948 transportierte die Bermuda Railway einen Großteil des Personen- und Güterverkehrs auf den Inseln. Durch das Aufkommen des Kraftverkehrs und den Ausbau des Straßennetzes rentierte sich der Erhalt der Strecke aber nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr, sodass der Zugverkehr schließlich eingestellt wurde.
Heute bietet die alte Strecke mit teilweise neu errichteten Brücken eine der wenigen Möglichkeiten die Insel zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. An neuralgischen Stellen finden sich Hinweistafeln mit Anekdoten aus der Geschichte der ehemaligen Bahnlinie.
Uns haben besonders die vielen tollen Aussichten und die landschaftliche Schönheit begeistert.
14. 5. 2021, Kirchen und Forts auf dem Weg zur Tabacco Bay
Eine kleine Wanderung führt uns vom Ordonance Island durch St. George’s, vorbei an der „Unfinished Church“ und dann entlang des St. George’s Golf Courts – eine tolle Anlage übrigens – zum Fort Victoria.
Das Fort Victoria wird nicht in Stand gehalten. Die Natur scheint sich jedenfalls immer mehr der alten, meterdicken Mauern zu bemächtigen.
Von hier geht es weiter Richtung Strand. Die Tabacco Bay ist eine kleine, feine Bucht mit Sandstrand und gediegener Strandbar. Natürlich gönnen wir uns eine kleine Erfrischung.
Dahinter gibt es eine Wunderwelt aus erodierten Kalksteinfelsen, die eine bizarre Landschaft formen. Unzählige Motive stehen zum Fotografieren bereit, kleine Tümpel bergen überraschende Schätze und Spalten und Löcher bieten immer neue Perspektiven und Ansichten.
Gegenüber bildet das Fort St. Cathrine, dass ein Museum beherbergt, einen Brückenkopf ins Meer hinaus und weiter landeinwärts wird gerade letzte Hand zur Fertigstellung des St. Regis Bermuda Resorts angelegt.
15. 5. 2021, Crystal Cave
Eine Attraktion die man während eines Aufenthalts auf den Bermudas nicht verpassen sollte, ist die „Kristallhöhle„. Man fährt mit dem Bus Richtung Hamilton, und steigt an der angeschriebenen Haltestelle aus. Der Weg führt durch einen schön angelegten Park zum Empfangsbereich, an dem ein Kiosk auch Snacks und Erfrischungen anbietet.
Entdeckt wurde die Höhle einer Geschichte nach, die der Führer erzählt, von 2 Jugendlichen, denen ein Kricketball abhanden gekommen war. Wir haben schon einige Tropfsteinhöhlen besucht, aber die Kombination aus kristall-weißen Stalagmiten und Stalaktiten, dem kristallklaren, blauen Wasser und der effektvollen Beleuchtung machen die Höhle zu etwas besonderem. Die Begehung ist einfach, und auch mit Kindern oder für ältere Personen machbar. Wir waren mit der Familie von der NIKAJUMA dort, die 2 kleine Kinder dabei hatten.
In der Gegend gibt es übrigens noch weitere Highlight wie die Cathedral Cave, Tom Moore’s Jungle und der Blue Hole Park zu besichtigen. An der Bushaltestelle findet sich für die Wartenden eine Eisdiele, und nicht weit weg gibt es einen Supermarkt.
16. 5. 2021, Royal Naval Dockyard
Für den letzten Tag unseres Aufenthalts auf den Bermudas hatten wir uns den Besuch des Royal Naval Dockyard vorgenommen. Hier kann man fein shoppen gehen, es gibt Bars und Restaurants, Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten und für die historisch Interessierten einige Museen. Man sollte sich also mindestens einen Tag Zeit nehmen, um hier alles zu erkunden.
Der Dockyard liegt ganz am südwestlichen Ende der Insel. Hin kommt man entweder mit der Fähre ab Hamilton oder mit dem Bus. Wir empfehlen jeweils einen Weg mit der Fähre, und einen mit dem Bus zu machen. Der Bus braucht von Hamilton eine gute Stunde bis zum Dockyard. Die Strecke führt aber an vielen landschaftlichen Highlights vorbei durch Somerset Village und bietet wundervolle Blicke.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit mit dem eigenen Schiff in die Bucht von Hamilton einzulaufen, und direkt bei den Dockyards anzulegen. DIe Liegegebühren sind allerdings hoch, und die Fahrt dauert unter Motor einige Stunden.
So geht unser Besuch in den Bermudas angenehm zu Ende. Unangenehm wurde es, als wir mit unserem Boot vor der anstehenden Atlantik Überquerung noch volltanken waren. Ein halber Tank und 160l zusätzlicher Diesel in den Reservekanistern haben uns 700 US$ gekostet. Der Liter Diesel kostet hier inklusive Zoll und Steuer US$1,85!