Eigentlich war geplant, den Behamas noch einen Besuch abzustatten. Leider wurde aber unser Antrag auf ein Health Visa nicht akzeptiert, weil wir mehr als 6 Tage dorthin gebraucht hätten und deshalb unser PCR-Test älter als 5 Tage gewesen wäre. Wer solche Regeln erfindet, hat von den besonderen Bedingungen mit denen Segler umgehen müssen, leider keine Ahnung. 🙁
Einfacher ist das in den Bermudas, die eine eigene Health Application für Mariners haben und unseren PCR-Test anstandslos akzeptieren. Auch hier muss man ein Health Visa vorab beantragen und dazu 75 US$ pro Person überweisen. Dieser Beitrag deckt dann aber auch die Kosten für die vorgeschriebenen weiteren PCR-Tests (am 1., 4., 8. und 14. Tag – wenn man so lange bleibt) ab. Nachdem das geklappt hat, schicken wir noch eine Anmeldung per SailClear ab, und sind – nachdem wir uns noch mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt, und das Schiff vollgetankt haben – ready to go. 1 L Diesel kostet im französischen St. Martin 0,85€. Noch ein Vorteil dieser Route: wir müssen das berüchtigte Bermuda Dreieck nicht durchqueren 😉
30. 4. 2021, 9:30 N 18°04′ W 63°06′, Aufankern in St. Martin
Nach dem Ausklarieren im „Island Water World“ Shop in Marigot gehen wir Anker auf und segeln aus der Bucht. Aus- und Einklarieren kostet hier jeweils nur 2 Euro! Wir laufen – da der Wind aus Ost weht – mit Kurs 315° Richtung Westende von Anguilla, um die Insel zu umrunden. Der Wind weht mit 18 kn aus 120°, es ist leicht bewölkt.
30. 4. 2021, 11:10 N 18°09′ W 63°11′, Anguilla
Wir passieren die Westspitze der Insel und setzen Kurs 345°, um die hinter Anguilla liegenden Inselchen zu passieren.
30. 4. 2021, 12:20 N 18°16′ W 63°12′, Anguilla – Dog Island Channel
Wir passieren die Durchfahrt zwischen Dog Island und den Prickly Pears und gehen auf Nordkurs. Der Wind kommt aus Ost mit 20 kn.
Langsam verschwinden Anguilla und später auch die höheren Berge von St. Martin in unserem Kielwasser. Jetzt liegen mehr als 800 sm nur noch offenes Meer vor uns.
2. 5. 2021, 7:45, N 21° 03′ W 63° 23′, Sichtung der Dole Africa
Die ersten 3 Tage kommen wir gut mit Etmalen (= Seemeilen pro 24h) von 120 – 130 sm voran. Der WInd weht relativ konstant mit 16 – 20 kn aus Ost, dreht manchmal etwas nach ONO. Heute früh sichten wir wieder mal ein Schiff: Die „Dole Africa“, die einen AIS Alarm auslöst, weil Sie zuerst genau auf uns zuläuft. Das Schiff bleibt dann aber plötzlich stehen, und bewegt sich nicht mehr. Wahrscheinlich machen die hier irgendwas nicht ganz koscheres, wie die Tanks zu spülen :(.
3. 5. 2021, 9:30, N 24°18′ W 63°40′
Es wird merklich kühler – die Tropen liegen hinter uns. Nachts wird es für uns – die wir fast konstante 30° Temperatur gewohnt sind – mit 20° schon recht frisch. Evelyn packt die Steppdecken aus.
Wir haben uns auf einen 4 – Stunden Wache-Rhythmus geeinigt. Evelyn übernimmt die Schicht von 23:00 Uhr bis 3:00 morgens, und stellt in dieser Zeit einen neuen Rekord auf dieser Fahrt auf: 28sm in 4h, das ist ein Schnitt von 7 kn! Noch 487 sm bis zum Ziel.
5. 5. 2021, 9:30, N 28°15′ W 64°05′
Seit genau 5 Tagen sind wir unterwegs, und haben in dieser Zeit 620 sm zurückgelegt. 250 sm liegen noch vor uns. Wir fahren mitten durch eine Hochdruckgebiet, das scheinbar langsam mit uns mit wandert. Der Luftdruck liegt bei 1028 mbar, über uns ist der Himnmel knallblau, genau wie das Meer unter uns.
Ein besonderes Erlebnis: Baden bei mehr als 4000 m Wassertiefe.
Lediglich am Horizont sind manchmal Wolken zu sehen. Wir motoren mit jeweils 1 Maschine abwechselnd, und kommen wegen der leichten Gegenströmung nur noch mit 4 kn voran. Bei dieser Flaute stoppen wir einmal am Tag für ein Bad im offenen Meer. Unter uns mehr als 4000m Wassertiefe.
Leider gibt es auch beim Fischen keine Erfolgsmeldungen. Obwohl Evelyn ihre Schleppköder laufend optimiert fangen wir nur Sargasso, leider aber keinen Fisch. Unser einziger Fang ist eine Minimakrele, die wohl von einer Welle an Board gespült wurde.
Bei Abendessen hat Evelyn die Idee einen Flaschenpost zu verfassen. Im Text ist die Bitte enthalten, uns beim Finden der Flasche eine Nachricht auf dem Blog zu hinterlassen, und die Flasche dann recyclebar zu entsorgen. Mal sehen …
Erstaunlicherweise haben uns den ganzen Weg immer wieder Seevögel begleitet, obwohl wir teilweise hunderte Kilometer vom nächsten Land entfernt waren.
Das beeindruckt uns ebenso, wie die spektakulären Sonnen Auf- und Untergänge, wie man sie in dieser Form nur auf dem Meer erleben kann.
Mindestens genauso spektakulär wie am Tag sind Himmel und Meer auch nachts. Über uns erstreckt sich die Milchstraße am Firmament, die – wegen des fehlenden Kunstlichts – fast wie ein massives milchiges Band wirkt. Die Anzahl der sichtbaren Sterne ist unüberschaubar. Gegen Mitternacht geht der Mond auf, und leuchet uns den Weg aus.
Auch im Wasser blitzt und funkelt es. Das Plankton reagiert auf die Bewegung der Bugwelle und des Kielwassers mit hellem Leuchten. Schade, dass unsere Kamera zu wenig lichtstark ist, um diesen Effekt zu filmen.
7. 5. 2021, 9:30, N 31°28′ W 64° 31,6′, Noch 55 sm
Gestern haben wir einige Portugiesische Galeeren gesehen, eine Art von Qualle die eigentlich in dieser Gegend nicht sehr häufig anzutreffen ist. Diese Polypen-Kolonien sind zwar wunderschön anzusehen, können Menschen aber sehr schmerzhafte Verbrennungen zufügen.
Am Vorabend ist endlich wieder Wind aufgekommen, der zunehmend stärker wird, und uns wieder schneller unserem Ziel näher bringt. Wir rauschen mit Welle von achtern und bis zu 28 kn Wind mit teilweise 7-8 kn dahin.
Um 15:00 sind wir noch ca. 30 sm von Bermuda entfernt und rufen erstmals Bermuda Radio auf Kanal 16. Um 18:00 können wir die Insel sehen, und kurz nach 20:00 Uhr legen wir am Zollsteg der Ordonance Island im St. Georg Harbour an. Hinter uns liegen mehr als 870 sm und mehr als 7 Tage auf See, die wir und unser Boot problemlos gemeistert haben. Selbst unsere Schildkröten haben die Reise unbeschadet überstanden.
Morgen geht’s zum PCR-Test und anschließend freuen wir uns schon darauf die Insel erkunden zu dürfen!