21. 6. 2023. Bei unserer Anreise haben wir Cariacou ausgelassen, und vor Ronde Island geankert, um zu übernachten, bevor wir am nächsten Tag in St. George auf Grenada einklariert sind. Ronde Island liegt nur 2-3 km von einem aktiven Unterwasservulkan, dem Kick-‚em-Jenny, entfernt. Der Bereich um den Vulkan ist als Sperrgebiet in den Seekarten verzeichnet. Wir haben uns nicht allzu viele Gedanken gemacht, der letzte größere Ausbruch liegt schon einige Jahre zurück. Geologen untersuchen die Vulkane laufend auf ihre Aktivität.
(c) RealFM Grenada
Dass man das Thema aber nicht völlig unbeachtet lassen sollte, zeigt ein Erdbeben ein paar Tage später, dessen Zentrum zwischen Grenada und Tobago liegt. Kurz darauf gibt es einen heftigen Erdstoß mit der Stärke 6.6, dessen Epizentrum nordöstlich von Antigua gelegen hat. Die einschlägigen Organisationen registrieren in der Region Mittelamerika und Karibik mehr als 5000 Erdbeben pro Jahr!
Ronde Island ist trotzdem – auch wegen der bizarren Felsformationen in der Nähe – einen Besuch wert. Die kleine Bucht bietet außerdem hervorragenden Schutz bei NO- und O-Winden.
22. 6. 2023 Saint George, Grenada
Von unserem tollen Ankerplatz vor Ronde Island segeln wir die ARIES nach dem Frühstück zur Nordspitze Grenadas und dann der leeseitigen Küste entlang nach St. George, der Hauptstadt der Inselrepublik. Wie es uns bei der Ankunft und beim Einklarieren ergangen ist, könnt ihr im Bericht „auf der Flucht vor dem Tropensturm“ lesen.
Nachdem die bürokratischen Hürden genommen, und wir den Sturm abgewettert haben, genießen wir ein paar Tage in der Bucht vor St. George. Es gibt einige lohnende Ziele zu besuchen und die Versorgung mit Schiffsersatzteilen und Proviant ist für karibische Verhältnisse bemerkenswert gut.
Direkt neben der Marina gibt es eine Niederlassung der „Island Water World„, mit eigenem Dinghy-Steg und ansehnlicher Auswahl lockt ganz in der Nähe das Foodland Yachties zum Einkaufen.
An der Wharf Road mit der schönen Promenade direkt im Fischereihafen findet sich ein Denkmal, das für die Hilfe der Bevölkerung beim Brand auf dem Kreuzfahrtschiff „Bianca C“ von der Reederei gesponsert wurde. Das Wrack des Schiffes ist heute ein beliebter Tauchspot.
In der Umgebung finden sich ein DHL Standort, einige kleinere Supermärkte, Restaurants und der Baumarkt / das Einrichtungshaus Hubbards mit einer Auswahl an Werkzeug und Installationsmaterial.
Eine Wanderung führt uns durch die Stadt zum Fort George. Die hügelige Lage mit den steilen Straßen erinnert ein wenig an San Francisco. Der Verkehr wird hier noch von Hand geregelt.
Auf dem Weg vom Hafen hinauf zur Burg kommen wir am Schokoladenmuseum vorbei und können einem Besuch nicht widerstehen.
Gleich gegenüber gibt es ein kleines Geschäft mit handgemachter Kunst – auch daran führt kein Weg vorbei. 😉
Direkt auf dem Hügel gelegen, der die Hafeneinfahrt flankiert, ist das Fort mittlerweile der Sitz der örtlichen Polizeistation. Bei einer militärischen Intervention der USA im Jahr 1983 wurde es bombardiert. Die Reste der Befestigungsanlage sind kaum eine Besichtigung wert. Toll ist allerdings der Ausblick auf den Hafen und die Stadt.
Auf dem Rückweg nehmen wir im Restaurant Sails noch einen kleinen Snack und einen Drink. Die Preise sind okay, das Service und Ambiente nett und die Aussicht auf den Hafen spannend.
Auf der Fahrt zurück zur ARIES macht Evelyn noch Fotos der Frachtschiffe, die am Terminal gerade beladen werden.
Spice Market, Saint George
Wer Grenada besucht, sollte keinesfalls den Spice Market verpassen! Vom Fischereihafen geht man durch den Tunnel oder über den kleinen Hügel und landet dann mitten im Geschehen.
Der Markt ist unter der Woche immer geöffnet, besonders am Samstagvormittag brodelt hier aber das Leben. Fast alle Stände sind besetzt, bieten Gewürze, Gemüse, Obst und Güter des täglichen Gebrauchs. In den umliegenden Straßen finden sich eine Vielzahl von kleinen Geschäften, die fast alles anbieten, was man sich vorstellen kann.
Wir essen, wenn möglich, nur frische und unbehandelte Lebensmittel aus lokaler Produktion. Das ist in der Karibik in der Regel einfach. Frisches Obst gibt es ganzjährig fast im Überfluss, bei Gemüse muss man sich mit den lokalen Produkten anfreunden. Frischen Salat, Zucchini oder rote Tomaten gibt es nicht immer. Die Verkäuferinnen sind farbenfroh und freundlich, lassen mit sich handeln und geben gerne Tipps zur Zubereitung oder Auskunft über unbekannte Produkte. Wir lieben es, uns auf den Märkten mit frischem Obst und Gemüse einzudecken, und zu erforschen, was die regionale Vegetation an exotischen Produkten zu bieten hat. Die Produkte vom Markt sind im Normalfall frisch vom Baum/Strauch/Acker und nicht tiefgekühlt oder gar importiert. Grenada hat ein vielfältiges Angebot an frischem Obst und Gemüse zu bieten. Neben den vielen Sachen, die wir schon auf anderen Inseln der Karibik kennengelernt haben, gibt es auch hier wieder Neues zu entdecken. Zum Beispiel die süßen Honigbeeren, die die Einheimischen als Süßigkeit genießen, oder eine Sapote – Frucht, die wir als Obst für unser Frühstücksmüsli verwenden. Zusammen mit Mango und Papayas ein Genuss. Ein optisches Highlight sind die roten Drachenfrüchte, die auf einer Kaktusart wachsen.
Entdeckt haben wir auch Tarok, eine Art Spinat, die bereits vor Tausenden Jahren in Indien kultiviert wurde.
Aus den Okraschoten, die wir gekauft haben, macht Evelyn abends ein superleckeres Gemüsegericht im indischen Stil. Das Rezept zum Bhindi Sabji finden sie auf ebenfalls auf unserem Blog.
Auf dem Rückweg über den Hügel gibt es eine nette Bar für ein kühles Bier. Das „City Inn“ logiert in einem kreativ gestalteten Innenhof, direkt an der Straße. Bei einem Carib kommt man hier schnell mal mit den Einheimischen ins Gespräch.
Unsere kulturellen Bemühungen verliefen dagegen im Sand. Ein Besuch im Grenada Museum ist daran gescheitert, dass es immer geschlossen war, wenn wir dort waren. 🙁
25. 6. 2023, Morne Rouge Bay
Die meisten Einwohner der Insel arbeiten wirklich hart, oft auch Samstags. Am Sonntag aber „tanzt der Bär“. Die Discodampfer mit so klingenden Namen wie „Rum Runner“ legen nachmittags ab und motoren eine Runde entlang des Grand Anse Beach und durch das Ankerfeld der Jachten wieder zurück in den Hafen. Die „Musik“ ist ohrenbetäubend und selbst in maximaler Entfernung von unserem Boot immer noch laut zu hören. Statt Reggae gibt es DanceHall oder Schlimmeres, das für uns selbst in geringer Lautstärke schrecklich klingt. Kein Wunder, dass die Partypeople auf den Booten Unmengen von Alkohol und vermutlich auch andere Drogen konsumieren – anders ist der Krach vermutlich nicht auszuhalten. 😉 Rund um die überbesetzten und meiner Meinung nach nicht sehr seetauglichen Gefährte rasen dann auch noch Dutzende Speedboote und machen verrückte Manöver. Wir erleben mit, wie einer der Insassen beim Sprung über eine Welle eines anderen Bootes ins Wasser geschleudert und beinahe von einem nachfolgenden Boot überfahren wird – unglaublich, dass nichts Schlimmes passiert!
Wir nehmen den Tumult zum Anlass, um unseren Ankerplatz am darauffolgenden Tag in die Morne Rouge Bay zu verlegen – gleich die nächste Bucht um den Quarantine Point am Ende der Grand Anse Bay. Die Kulisse ist traumhaft. Das Cap des Quarantine Point zur Linken, die von schroffen Felsen unterbrochenen Sandstrände zur Rechten und die seichte Bucht mit türkisblauem Wasser vor uns. Leider ist das Wetter immer noch wechselhaft. Die wunderschöne, ruhige Bucht bietet ein wenig mehr Kuschelfaktor als das Ankern vor der weit offenen Bucht von St. George.
Als Ankerplatz ist die Bucht nicht so der „Burner“. Landeinwärts wird es relativ schnell sehr seicht, es gibt einige Untiefen und Felsen, die beinahe bis zur Wasseroberfläche reichen. Dort, wo die Wassertiefe passt, ist der Untergrund nicht ideal. Abgestorbene Koralle mit ein wenig Sand vermischt, garantieren kaum für einen guten Halt. Glück hat, wer einen Korallenstock erwischt, in dem sich der Anker verhaken kann. Wir finden schließlich einen Fleck, wo sich unser Anker eingraben kann – er hält auch bei Böen über 30 kn, die wir während unseres Aufenthalts hier hatten.
Die Bucht hat einen tollen Sandstrand zum Baden. Auf der Nordseite liegt auf einer Landzunge der „Quarantine Point„, dem wir bei einem Spaziergang einen Besuch abgestattet haben. Ganz am Ende der Landzunge hat der Rotary Club Grenada einen tollen Spiel- und Erholungspark errichtet, der bei schönem Wetter gut frequentiert wird.
Weiter landeinwärts findet sich die stylische Villa Kaya – ideal für alle, die auf Grenada eine gepflegte Unterkunft suchen. In der Ecke zum Quarantine Point liegt die nette kleine Plywood Bar, die ihrem Namen alle Ehre macht, da sie hauptsächlich aus Sperrholz gebaut ist. Gleich daneben gibt es das „Sur La Mer – Restaurant„.
Man ist hier also gut versorgt. Zum Einkaufen sind wir in die ca. 1,5 km entfernte Spiceland Mall spaziert. Hier findet sich der gut sortierte IGA Supermarkt, ein Do it Best – Baumarkt, viele weitere Geschäfte und SB-Restaurants.
Mit unserem Kanu paddeln wir der tollen Küste entlang oder schnorcheln im sauberen Wasser durch die Riffe.
Wir lassen es uns gut gehen. Evelyn bäckt frisches Brot und bei einem Sundowner genießen wir die tollen Sonnenuntergänge, nach dem abendlichen Schwimmen im kristallklaren, badewannenwarmen Wasser.
Die meiste Zeit ist die ARIES das einzige Boot in der Bucht. Am 3. 7. 2023 kommen wir uns aber fast wie bei einem Markentreffen vor. Vor uns ankert eine ELBA 45, das Nachfolgemodell unseres Schiffes. Hinter uns eine etwas größere SAONA 47. Somit sind alle Boote, die in der Bucht ankern, Catamarane von Fountaine – Pajot.
Dass wir schon ein paar Tage hier sind, bemerken wir, als ein Paar Seeschwalben in unserem Lazybag zu nisten beginnt. Die Beiden sind allerliebst, aber wir müssen ihre Bemühungen trotzdem unterbinden. Schließlich wollen wir ja irgendwann wieder weitersegeln …
Auch andere Gattungen versuchen sich einzunisten. Eines Tages ertönt plötzlich ein durchdringender Alarm – wir kommen nicht darauf, woher das Geräusch stammt – bis wir eine große Zirkade entdecken, die sich auf unserem Großbaum niedergelassen hat. Ein anderes Mal ist es eine seltsame Wespenart, die in der Tasche unserer Rettungsleine aus zusammengerollten Blättern ein Nest formt. Wir kommen uns manchmal schon vor wie die Arche Noahs.
Beim Zahnarzt
Das Alter fordert seinen Tribut! Trotz guter Pflege meiner Zähne ist mir mal wieder ein Stück eines Zahnes abgebrochen. Ich mache mich per Google auf die Suche nach Zahnärzten und werde nach ein paar Anrufen fündig. Schon am nächsten Tag bekomme ich einen Termin. Die Ordination liegt an der „Lime“ – der vierspurigen Straße, die den Süden Grenadas mit der Hauptstadt verbindet. Kein weiter Weg von unserem Ankerplatz – da kann ich zu Fuß hin spazieren.
Bei meiner Ankunft in der Ordination von Dr. Khouri ist noch jemand in Behandlung – ich bin ein bisschen zu früh dran. Die Ordination ist mit modernster Technik ausgestattet, und Dr. Khouri scheint ein Meister seines Faches zu sein. Er macht mir eine provisorische Krone, die perfekt sitzt. Die Herstellung der Metallkrone wird allerdings einige Wochen dauern.
Scheinbar bin ich vormittags der letzte Patient. Ich komme ein bisschen mit dem Paar – Dr. Khouris Gattin assistiert – ins Gespräch. Die Beiden sind als Christen vor dem islamischen Assad Regime zusammen mit ihren Söhnen aus Syrien geflohen. Sie haben viele Besitztümer – Haus, Autos, Praxis mit eigenem Labor zurücklassen müssen. Mit den verbliebenen Mitteln haben Sie sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Ich kann gar nicht nachvollziehen, wie es uns in einer solchen Situation gehen würde.
Wie versprochen ist meine Krone innerhalb der angegebenen Frist fertig. Ich bekomme eine Nachricht per Whatsapp und machen einen Termin für das Einsetzen aus. Die Krone passt perfekt, die Farbe stimmt genau mit meinen originalen Zähnen überein, fühlt sich gut an und hält ausgezeichnet. Die kompletten Kosten belaufen sich auf EC$ 700, nicht mal € 300 – dafür bekomme ich in Österreich vielleicht noch eine Mundhygiene …
10. 7. 2023.
Das Wetter verspricht vormittags noch freundlich zu bleiben. Wegen der Wolken ist es nicht so heiß – ideal für eine Wanderung auf die Hügel oberhalb von St. Georg. Erstes Ziel ist das Parlamentsgebäude Grenadas. Das architektonisch interessante und eindrucksvolle Gebäude wurde erst 2018 errichtet, und würde auch in Europa gut in ein Regierungsviertel passen. Faszinierend sind die Sonnenblenden aus geschäumtem Aluminium, die durch die Poren einen kleinen Teil des Lichtes durchlassen. Das Gebäude thront an einem der schönsten Plätze St. Georges direkt über der Stadt. Der Blick auf den Hafen ist sensationell.
Nebenan finden sich noch die Ruinen des Hauses, in dem der während der Revolution ermordete Präsident Bischof gelebt hatte.
Etwas weiter die Straße hinunter findet sich das ehemalige Gebäude des Gouverneurs aus der Kolonialzeit. Beide Gebäude sind verlassen und verfallen langsam – schade darum …
Von hier geht es weiter zum Fort Matthew und Fort Frederick, die beide über denselben Zugang erreichbar sind, und nahe beieinander liegen. Als Wegweiser zu den Festungen hat man an einer Straßenkreuzung eine alte Kanone kopfüber einbetoniert und weiß angemalt. Diese „White gun“ ist in Google als historische Sehenswürdigkeit erwähnt, hat aber höchstens als Wegweiser eine Bedeutung. 😉
Die Forts selber bieten nicht allzuviel Sehenswertes – wer einmal eine Festung in der Karibik besucht hat, weiß, wie so etwas aussieht. Da hat mich z.B. die Brimestone Hill Festung aus St. Kitts oder Fort Napoleon auf den Saints mehr beeindruckt. Immerhin ist die Aussicht einen Besuch wert. Übrigens hat die Dame am Eingang keinen Eintritt von mir verlangt. Wahrscheinlich hat sie gedacht, dass jemand, der zu Fuß hierherkommt, eh kein Geld hat. 😉
11. 7. 2023 – 22. 7. 2023 Carriacou
Von St. George geht es nach Carriacou. Der Südostwind ist ideal für diese Passage und wir erreichen unser Ziel noch am Nachmittag. Die ARIES freut sich wieder segeln zu dürfen …
Alles was wir auf unseren Expeditionen auf Carriacou, Petite Martinique und den kleinen Inseln der Umgebung erlebt haben könnt ihr hier nachlesen …
22. 7. 2023 Grenadas Südküste
Wir sind zurück von Carriacou. Ein leichter Wind hat uns bei angenehmer See auf der LUV – Seite der Insel von White Island bis nach St. David Harbour gebracht. Hier wollen wir ankern. Leider stellen wir fest, dass die guten Plätze mit Mooring Bojen belegt sind und anderswo ein unangenehmer Schwell in die Bucht schwappt. Die hier ansässige „Grenada Marina„ bietet Trockenplätze, um das Boot während der Hurrikansaison sicher zu lagern, oder Arbeiten am Boot durchzuführen.
Egmont Harbour
So segeln wir weiter am Westerhall Point vorbei, um den Point Fort Jeudy in die Egmont Bay respektive den Port Egmont. Der Anker fällt in einer kleinen Bucht mit Blick auf Bird Island zwischen 2 Riffen. Die Riffe und die weit vorgestreckte Landzunge halten die Wellen gut ab. Wir liegen angenehm ruhig und sind weit und breit das einzige Boot – Nacktbaden ist angesagt! In der kleinen Bucht platzieren sich einige imposante Villen entlang des Ufers. Es scheint sich hier um eine wohlhabendere Gegend zu handeln. Aber kein Problem: unsere ARIES macht sich gut in der prominenten Umgebung.
Die Anlegestege rundum scheinen alle zu Privatbesitz zu gehören, so fahren wir mit unserem Schlauchboot in der Bucht landeinwärts bis wir den „Fort Jeudy Beach“ erreichen. Hier haben einige Fischer ihre Boote verankert. Der kleine Sandstrand ermöglicht es uns, das Boot an Land zu ziehen. Von hier machen wir einen Spaziergang zum SOG Foods (Source of good foods), einem kleinen Supermarkt. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten für unseren Haushalt. Auf dem Rückweg werden wir Opfer eines tropischen Regenschauers, der sich wie eine warme Dusche anfühlt und unsere gute Laune nicht verderben kann.
In der Bucht werden Algen gezüchtet, die in der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie Verwendung finden.
Weiter landeinwärts gibt es ein sogenanntes „Hurrikan Hole“. Eine kleine, fast rundum von Hügel umgebene Bucht, die nur durch eine seichte Passage von der Egmont Bay aus erreichbar ist. Wir sind mit dem Dinghy hingefahren, um uns das anzusehen. Für den Fall der Fälle wäre das ein sicherer Ankerplatz. Es liegen hier schon einige Boote, aber als Dauerplatz wäre uns das zu eng, und das Wasser in der Bucht, an deren Ufer viele Mangroven wachsen, zu schmutzig. Da müssten wir dauernd die Filter des Wassermachers wechseln …
An den Ufern zeugen ein paar Bauruinen von einem verkalkulierten Immobilienprojekt. Auf dem Rückweg unserer Expedition kaufen wir von den Fischern am Fort Jeudy Beach einen frisch gefangenen Fisch, der abends auf dem Grill landet. Dazu gibt es Süßkartoffel / Kochbananenpüree, lecker!
Es gefällt uns hier so gut, dass wir einige Tage bleiben und das Leben genießen: Morgens nach dem Aufstehen einmal ums Boot schwimmen, ein leckeres Frühstück, ein bisschen am Boot arbeiten, spielen, faulenzen, schwimmen, …
Auf Google Maps entdecke ich, dass es am Cap ein Blowhole zu sehen gibt. Wieder bringt uns das Dinghy zum Fort Jeudy Beach, von wo es zu Fuß über den Sunset Blvd. Richtung Süden geht. Der Spaziergang führt an schönen Villen vorbei.
Die Kulisse am Ziel ist spektakulär! Das Wasser hat ein riesiges Loch aus dem Boden gespült, das über mehrere große Bögen mit dem Meer verbunden ist. Der Zugang ist nicht leicht zu finden, ich muss ein paar mal fragen, bis ich den Weg von der Straße zum Meer entdecke. Auf den Luftbilder, die ich per Drohne gemacht habe, erkennt man gut die Ausmaße des riesigen Einbruchs.
Woburn Bay / Hog Island / Calivigny Island / Le Phare Bleu Marina
Langsam gehen uns die Vorräte aus und wir wollen wieder mehr sozialen Kontakt. Also Anker auf und ein paar Buchten weiter fahren. Unser Weg führt uns nach Westen in die Woburn Bay, wo wir vor dem Calivigny Island einem exklusiven Ressort / Ferienwohnanlage ankern. Auch hier ist die Dünung durch die vorgelagerten Riffe kaum zu spüren.
In dieser Gegend gibt es eine Vielzahl von Marinas, Schiffswerften, Mooring- und Ankerplätzen, da findet sicher jeder Segler etwas Passendes für sich!
Uns gefällt unser Ankerplatz. Wir haben die tolle Kulisse von Calivigny Island nebenan, frisches Wasser vom Meer und kurze Strecken zu den Anlegestegen vom Clarkes Court Boatyard, der Whisper Cove Marina oder der Le Phare Bleu Marina.
Die Whisper Cove hat gerade die Besitzer gewechselt und wird noch renoviert, wir haben bei unserem Besuch aber problemlos einen Drink bekommen. Auf der Terrasse ist es toll. Man sitzt quasi in den Kronen der umgebenden Palmen.
Ein paar Tage später lenken wir unser Beiboot zur Le Phare Bleu Marina. Die Strecke führt an einem Riff vorbei, das durch gelbe Bojen markiert ist – bitte unbedingt beachten! Im kleinen, aber gut sortierten Meat&Meet Market, das ebenso wie das gegenüber liegende La Belle Vie Cafe von hier ansässig gewordenen kanadischen Seglern geführt wird, decken wir uns mit den fehlenden Lebensmitteln ein. Danach gönnen wir uns einen Drink im Island Fever Tropical Restaurant. Schön, wieder mal unter Leuten zu sein. Im Meat&Meet können wir unsere SodaStream Patronen füllen lassen! Wir haben zwar einige aus Europa mitgebracht, aber langsam geht der Vorrat zu Ende.
In Woburn finden sich ein paar gute Adressen für Segler. Der North Yacht Shipchandler im Clark’s Court Boatyard hat nicht viel zu hohen Preisen (1 Kartusche Silikon US$ 40 !). Dafür gibt es einen großen Portalkran, viel Platz für Boote und einige gute Dienstleister. Es empfiehlt sich frühzeitig zu reservieren, die Werft ist gut ausgelastet.
Dafür bietet das Treasure Trove günstiges Bootszubehör (Schätze) aus zweiter Hand. Wer sich nicht zu schade ist, ein bisschen in den staubigen Regalen zu wühlen, findet hier Allerlei. Wir z.B. Ersatz für einen defekten Lüfter unseres Wassermachers.
Gleich nebenan sind die Island View Sailmakers, die unser Großsegel und unseren Lazybag perfekt und zum fairen Preis überholt haben.
Unser Großsegel zu demontieren, ist ein ganzes Stück Arbeit! Einen Tag fürs Bergen, Segellatten und die zugehörigen Beschläge ausbauen, falten und verschnüren, einen Tag um alles wieder zu montieren.
Das Segel wiegt fast 40 kg. Da war ich wieder mal sehr dankbar für Evelyns Hilfe. Zum Glück hat die Segelmacherei einen eigenen Anlegesteg für die Dinghys.
Spaziert man vom Dock des Island View Restaurants zur Straße hinauf, findet man Nimrod’s Rum Hütte. Ein Seglerpaar aus England betreibt die Kneipe – die sich als Treffpunkt für hier ankernde Bootscrews etabliert hat – seit Jahren. Die Einrichtung ist rudimentär, die Sprüche an der Wand legendär. Nebenan gibt es eine kleine Terasse, auf der zur Mittagszeit günstige Mahlzeiten serviert werden. Donnerstags gibt es ab und zu coole Jam Sessions.
Wer Proviant braucht, findet ein paar Meter die Straße hinauf den Sunset MiniMarkt. Unglaublich was der kleine Laden für ein Sortiment hat. Vom Autolenkradüberzug bis zur Zahnseide bekommt man hier alles. Die Besitzerin muß allerdings manchmal nach dem gewünschten Produkt suchen. Bei Lebensmitteln empfiehlt es sich, das Ablaufdatum zu kontrollieren. 😉
Mit dem Bus kommt man um EC$ 2,5 nach St. George oder zum Spice Mall Einkaufszentrum. Wir waren allerdings letztes Mal in einem dieser Kleinbusse, die in der EU für maximal 9 Personen zugelassen sind, mit mehr als 20 erwachsenen Menschen unterwegs. Der Kassierer musste, weil kein Sitzplatz mehr frei war, über mich gebeugt stehen. Die Öffis sind in der Karibik immer ein Abenteuer. Vom Einkaufszentrum haben wir mit unsern vielen Taschen ein Taxi genommen. Die Preise sind festgelegt. Die Fahrt kostete EC$ 50, ca. € 18 – wir waren fast eine halbe Stunde unterwegs.
Ein Highlight der Woburn Bay ist Hog Island. Die kleine Insel ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Per Dinghy kann man unter der Brücke durch direkt zum Sandstrand mit der Barfeet Bar fahren. Die Bucht zwischen Insel und Festland bietet einen sicheren Hafen, dort liegen – vor allem jetzt während der Hurrican Saison – dutzende Segler vor Anker. Am Wochenende gibt es oft Live Music, es wird gegrillt und Bier und Rumpunch fliessen in Strömen ;-). An den Holzbänken kommt man schnell mit anderen Seglern ins Gespräch und findet manchmal eine Lösung für ein Problem oder eine gute Idee für die Törnplanung. Mit den Schiern an der Wand haben wir uns wie auf der „Apres – Ski – Party“ gefühlt. 😉
28. 7. 2023, Prickley Bay.
Nur 2 nautische Meilen ist die Prickley Bay in direkter Linie von unserem Platz in der Woburn Bay entfernt. Dazwischen gibt es noch mal eine Bucht mit Marina, die Secret Harbour Marina mit angeschlossenem Hotel. Um in die Preckley Bay zu gelangen und dabei den Riffen und Caps auszuweichen, muss man allerdings fast den doppelten Weg rechnen. Die Südküste Grandas ist gespickt mit tollen Buchten, aber auch mit Untiefen und Riffen. Wir nehmen es gemütlich und werfen unseren Anker nach einer Stunde vor dem St. George’s University Club.
Wie in allen Buchten im Süden gibt es viele Mooring Bojen, Marinas und Werften. Die Bucht ist aber so groß, dass die Suche nach einem freien Ankerplatz nicht schwerfällt. Unser Platz gefällt uns. Wir liegen gut geschützt gegen den Ostwind vor der Landzunge, das Hotel ist ruhig und der Weg zum Dinghydock beim One Love Restaurant nicht zu lange.
Hier treffen wir unsere Freunde von der TreLax und beschließen, gemeinsam ein Auto zu mieten und die Insel ein wenig vom Land aus zu erkunden.
Wir starten am 30. Juni morgens mit einer Fahrt zum L’ance aux Epines Lighthouse, ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes. Der Leuchtturm dient den aus Süden kommenden Seefahrern als Wegweiser in der Nacht. Das Cap ist von den Wellen stark erodiert und zeigt uns ein paar tolle Klippen und Buchten auf der einen und einen Blick auf unsere Ankerbucht auf der anderen Seite.
Die nächsten Tage erkunden wir einige der Highlights der Insel, die ich hier in nicht unbedingt chronologischer Reihenfolge auflisten möchte:
Welcome Stone
Der Welcome Stone ist eine Felsformation in der Nordost – Ecke der Insel, die einen fantastischen Ausblick auf die kleinen vorgelagerten Inseln „Sugar Loaf“, „Sandy Island“, „Green Island“ und die Strände an der Küste bietet. Die Felsen sind sehenswert, eigentlich kommt man aber wegen des Ausblicks hier herauf. Bei gutem Wetter kann man bis nach Cariacou und den Grenadinen sehen.
Die Zufahrt bis zur Radarstation ist mit dem Auto möglich, von hier sind es noch ca. 15 min zu Fuß durch den Wald. Gutes Schuhwerk ist ratsam!
Grenadas Wasserfälle
Wir haben einige der schönsten erkundigt. Manche sind direkt mit dem Auto erreichbar, zu manchen muß man eine kleine Wanderung in Kauf nehmen. Einige sind gut im Dschungel versteckt, andere gut erschlossen und bieten neben dem Badespaß auch noch eine Einkehrmöglichkeit, allen gemeinsam ist das tolle Erlebnis mal wieder im Süßwasser schwimmen zu können. Als Abschluß eines Ausflugstags sind sie alle einen Besuch wert.
Die Seven Sisters sind per Wanderung auf einem teilweise glitschigen Waldweg erreichbar. Ein Guide hat uns für ein paar ECs vom Parkplatz dorthin begleitet. Schon diese Wanderung durch den Dschungel ist ein tolles Erlebnis. Der Wasserfall selbst stürzt in ein tiefes Becken, in dem man super schwimmen kann.
Die Annandale Waterfalls liegen in einem Naturpark und sind direkt mit dem Auto erreichbar. Von 2 anliegenden Bars führen Terrassen und Treppen bis zum Sturzbecken. Man kann hinter den Wasserfall schwimmen. Wir haben uns nach dem Schwimmen noch einen Drink gegönnt.
Einer der höchsten Wasserfälle der Insel sind die Concorde Falls. Auch hier gibt es Einkehrmöglichkeiten, die sogar Umkleidekabinen und WCs anbieten.
Erwähnenswert sind des weiteren die Caramel Falls und die Fountainbleu Fälle.
Schockolade
Grenada ist nicht nur als Gewürzinsel – vor allem durch die Muskatnuß – bekannt, sondern auch durch den Anbau von Kakao. Wir haben das Belmont Estate besucht.Das Anwesen bietet ein tolles Restaurant, eignet sich auch hervorragend als Eventlocation und bietet einen tollen Rahmen für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern usw.
Hier wird seit der Kolonialisierung mit fast unveränderten Methoden Kakao angebaut und direkt zu Schockolade verarbeitet wird. Ein aufgestellter Führer hat uns durch das Anwesen geführt und uns den Herstellungsprozess erklärt. Teilweise funktioniert das immer noch so wie zu den Gründungszeiten des Anwesens.
Einige Tafeln haben wir zum Gustieren mitgenommen. Vor allem die Muskatschockolade ist ein Hit.
Strände
Grenada hat – wie die meisten karibischen Inseln – tolle Strände zu bieten. Der größte davon, der „Grand Anse Beach“ schließt im Süden an St. George an, und bietet die meisten Unterkünfte für Urlauber, Strandbars, Tauchanbieter usw. Der Strand ist aber so groß, dass man auch immer ein Fleckchen abseits des Rummels findet.
Weitere Strände gibt es rund um die Insel, wir lassen einfach die Bilder sprechen …
Einen tollen Strand findet man auf Calivigny Island. Die Insel ist eigentlich ein privates Ressort, die Strände sind aber öffentlich. Vom Anlegesteg am Restaurant zum Hotel kann man für einen Abendspaziergang toll am Strand entlang flanieren.
Petroglyphen der caribischen Ureinwohner
Auf unserer Tour haben wir die Duqesne Bay besucht, um die Petroglyphen zu besichtigen. Natürlich gibt es nicht nur hier Spuren der karibischen Ureinwohner. Im hügeligen Norden der Insel gibt es einige bedeutende Fundstätten, die in einer geführten Tour besichtigt werden können.
Die Zeichen, die vermutlichen von Shamanen zu religiösen Zwecken in die Felsen geritzt wurden, stammen in etwa aus dem 6. Jahrhundert, also lange bevor die Insel von den Europäern entdeckt wurde.
Sulphur Springs
Unsere Erwartungen waren – nachdem wir z.B. die Hot Springs auf St. Lucia besucht hatten – hoch, und wurden ein wenig enttäuscht. Die Anlage ist gepflegt, aber die schlammigen Löcher im Boden laden nicht gerade zum Baden ein. Man könnte sich hier auch eine Schlammpackung oder Massage gönnen, wir haben aber auch darauf verzichtet. Froh waren wir über die Bar dort, in der wir ein kühles Getränk zu uns nehmen konnten.
Die Natur / Botanical Gardens
Nährstoffreiche Böden, genügend Niederschläge und das tropische / subtropische Klima sorgen auf Grenada für eine reichhaltige Vegetation. Viele Nutzpflanzen wurden erst mit der Besiedelung durch die Kolionalisten importiert, wachsen aber heutzutage teilweise wild.
Einen guten Überblick erhalt man, wenn man einen der botanischen Gärten auf der Insel besucht. Wir waren z.B. im Palm Tree Garden. Der Eintritt ist gratis, eine geführte Tour kostet ein paar Euros.
Auch das Tower Estate bietet einen schönen Park.
In der Prickley Bay selbst ist man gut aufgehoben. Fährt man in den linken Arm der Bucht kommt man zum OneLove Restaurant. Eine nette Location mit Pizzaofen und Speisen zu vernünftigen Preisen. Zum Nachtisch bekommt man hier sogar Eis. Das Ambiente dagegen ist eher – naja – funktionell.
Direkt dahinter befindet sich der Spice Island Marine Service, eine Werft mit Kran und weiträumigem Platz zum Lagern von Booten. Bemerkenswert: Die Werftinhaber betreiben ein Elektroauto für Servicefahrten und Lieferungen – was auf Inseln in der Karibik ausgesprochen sinnvoll, aber noch nicht die Regel ist.
Direkt daneben betreibt Budget Marine eine Niederlassung. Beim Einkaufen empfiehlt es sich die Einklarierungspapiere dabei zu haben, damit man mehrwertsteuerfrei einkaufen kann.
Mehrmals pro Woche bietet auf dem Parkplatz davor eine fahrende Händlerin frische Obst, Gemüse und selbst gepresste Fruchtsäfte an. Wenn man den Weg nach St. George nicht auf sich nehmen will, eine gute Alternative.
Einkehren kann man auch auf der rechten Seite der Bucht, in der Prickly Bay Marina zum Beispiel. Die kleine Marina gehört zu einem Hotel und bietet an den Docks auch eine Tankstelle für die Diesel und Wasser. Neben Liegeplätzen am Steg kann man hier auch eine Mooringboje mieten.
Nebenan wurden gerade neue Figuren für den Grenada Underwater Sculpture Park hergestellt. Für Taucher unbedingt zu empfehlen!
Wer mal Lust hat etwas abseits der kreolischen Küche zu probieren, ist im Food Court Container Park gut aufgehoben. Das Studentenviertel von Grenada in der True Blue Bay ist nur einen Spaziergang von der Prickly Bay entfernt. Von Cubanisch bis Vietnamesisch findet hier jeder was nach Lust und Laune. Die Preise sind, da hauptsächlich für die Studenten aus den umliegenden Schulen gedacht, moderat. Mittags ist hier viel los, am Abend ist es ruhiger.
Auf der anderen Seite der True Blu Bay findet sich das Dodgy Dock – ein karibisches Restaurant der gehobenen Klasse. Hier sitzt man auf der tollen Terasse mit Blick auf die Bucht. Eine nette Location, das Essen war aber kein Höhepunkt.
15. 8. 2023, Squall am Ankerplatz.
Wir sind wieder zurück vor Calivigny Island. Wir werfen jeden Tag ein Auge auf die Wind- und Wettervorhersagen. Schließlich befinden wir uns in der Hurrican Saison. Grenada liegt zwar am Rande des Zuggebietes, ganz ausgeschlossen ist es aber nicht, dass hier mal ein Sturm durchzieht. Für diesen Tag war starker Regen, Wind von ca. 15 kn, in Böen bis 25 kn angesagt.
Kurz nach Mittag fegen Regenschauer und Böen mit bis zu 55 kn (fast 100 km/h) durch die Bucht! Vor und hinter uns treiben vor Anker liegende Boote davon und teilweise auf uns zu. Zum Glück hält unser Anker perfekt und wir bleiben von einer Kollision mit anderen Booten verschont. Nach einer Stunde beruhigt sich das Wetter wieder und rundum beginnen die Aufräumarbeiten. Glücklicherweise gab es keine Verletzten oder größere Schäden.
Reperaturen und Optimierungen
Wir geniessen unseren tollen Ankerplatz, von dem aus wir direkt zu einem nahe gelegenen Riff schwimmen und dort schnorcheln können. Das Wetter ist meist angenehm, an Tagen ohne Bewölkung kann es schon mal bis zu 35° warm werden. Wenn Regenwolken heranziehen, wird es – vor allem wenn dann noch der Wind einschläft – ziemlich schwül und drückend. Das Wasser ist keine große Abkühlung mehr – die Wassertemperatur liegt bei 32°! Wir behelfen uns tagsüber mit kühlen Getränken und einem mobilen Lüfter.
Morgens und abends, wenn es etwas kühler ist, kümmern wir uns um die Aries. Die Segel haben wir schon überholt, es gibt aber immer was zu reparieren oder zu verbessern. Wir bringen unsere Rettungsinsel zur Überprüfung und Wartung, bessern kleine Schäden im Gelcoat aus usw. Unser Dinghy bekommt eine neue Navigationslampe. Der mitgelieferte Halter zur Montage auf dem Motordeckel entspricht nicht meinen Vorstellungen, darum drucke ich mit dem 3D-Drucker einen eigenen Entwurf. Der Drucker ist Gold wert – ich habe schon einige gebrochene Kunststoffteile ersetzen können, die so als Einzelteile kaum zu bekommen sind.
Evelyn näht einige Nähte in unsereren textilen Verkleidungen nach, deren Fäden unter dem starken UV-Licht spröde geworden sind und schneidert neue Überzüge für unsere Polster auf den Sonnendeck. Das Ergebnis läßt sich sehen!
Einmal pro Woche ergänzen wir unsere Vorräte und kaufen frisches Obst und Gemüse. Wir machen Spaziergänge an Land und wenn wir Lust haben, gehen wir abends aus.
So vergehen die Tage und Wochen und endlich werden die Meldungen über heranziehende Hurrikane weniger. Wir planen langsam unsere nächste Segelsaison. Nachdem wir unsere Rettungsinsel zurück haben, heißt es „Klar Schiff“ machen. In der langen Zeit, die wir hier im nährstoffreichen Wasser geankert haben, ist unsere Ankerkette fast angewachsen. Am Rumpf finden sich einige Seepocken und vor allem die Propeller haben einiges an Bewuchs angesetzt. D.h. für mich Flossen und Taucherbrille anziehen und mit Kunststoffspachtel und Bürste bewaffnet das Zeug abkratzen. Der Bewuchs ist teilweise mit Nesselhaaren ausgestattet und beherbergt Hunderte von Minikrebsen, Shrimps und anderes Getier, das sich während der Tauchgänge in meinen Brust- (und anderen) Haaren verfängt. Die Tage danach habe ich einen leichten Ausschlag von den Nesseln, den die beste Ehefrau von allen mit einer kühlenden Salbe behandelt.
18. 10 2023, Woburn Bay bei Calivigny Island – Grenada
Schliesslich ist das Boot auf Vordermann gebracht und wir segeln der Küste Grenadas entlang noch Norden. In der tollen Bucht von Rhonde Island planen wir noch einen Stopp über Nacht. Wir erleben einen wundervollen Sonnenuntergang, der noch durch eine harmlose Wolke verschönert wird, die mich an eine Friedenstaube erinnert. Hoffentlich ein Zeichen dafür, dass die Welt bald wieder friedvoller wird!
Der nächste Morgen empfängt uns mit herrlichen Wetter und idealem Wind zum Segeln. Wir hatten die Bucht die ganze Nacht für uns – ein tolles Plätzchen mit perfektem Ankergrund für einen ungestörten Zwischenstopp.
Nach dem Frühstück geht’s weiter nach Carriacou – diesmal in die Tyrell Bay ganz im Süden der Insel. Hier waren wir bei unserem letzten Besuch noch nicht. Die Bucht ist mit unzähligen Segelbooten fast überfüllt – wir finden aber doch noch ein nettes Plätzchen zum Ankern.
Bevor wir zu den Grenadinen weitersegeln können, wollen wir hier in der Marina ausklarieren. Wie es der Teufel will, ist das Immigration & Customs Office heute geschlossen. Es ist Feiertag – ein Gedenktag anläßlich der Ermordung des Präsidenten Bishop. Wir bleiben also noch einen Tag und nutzen das für einen Spaziergang durch die Bucht. Der Strand ist nett, aber die Bars wegen des Feiertags alle geschlossen. Im Supermarkt finde ich eine gute Flasche Prosecco (!), die wir uns abends zur Feier der gestarteten Segelsaison gönnen!
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung St. Lucia – wir haben wechselhaftes Wetter aber guten Wind. Wir freuen uns über eine Delphinschule, die uns – kaum sind wir wieder unterwegs – ein Stück unseres Weges begleiten.
Leider hat das Ausklarieren länger gedauert. Es dunkelt bereits ein, als die Pitons von St. Lucia vor uns aus den Wolken auftauchen.
Dafür erleben wir wieder tolle Abendstimmungen auf dem Meer – Eindrücke die sich für immer im Geist und Herzen einprägen …