Unser Törn von Fajal nach São Miguel

16. 6. 2021, Hospital von Horta, 2. Covid Shot
Wir haben uns ja bereits auf Saint Martin die erste Impfung zum Schutz vor Corona verabreichen lassen. Da dort das Pfitzer Serum verwendet wurde, sind wir – um einen vollständigen Schutz zu erlangen – auf eine zweite Impfung angewiesen. Nach unserer Ankunft in Horta haben wir uns beim USIF (Unidade de Saúde da Ilha do Faial) für die 2. Impfung registriert. Man wird von der Organisation angerufen, wenn bei einem Impfturnus Serum übrig bleibt. Am heutigen Tage war es für uns so weit. Wir sind zum modernen und großzügigen Spital in Horta spaziert und haben dort unsere Injektion bekommen. Unsere Hoffnung ist, dass mit diesem Schutz das Reisen in der Welt wieder etwas einfacher wird, als das im vergangenen Jahr der Fall war.

18. 6. 2021, Ausklarieren in Horta.
Unser Boot fällt in die Kategorie V (12 – 15m Länge). Für Catamarane wird ein Zuschlag von 50% berechnet. Da wir nicht an der Pier gelegen sind, sondern im Hafen geankert haben, zahlen wir nur die Hälfte. In Summe sind es inklusive Steuern 215,48€ für 14 Tage. Der Hafenmeister und die Behörden sind ausgesprochen hilfsbereit, freundlich und wünschen uns eine gute Reise.

19. 6. 2021, 07:15 (UTC), N 38°32.1′ W 28°37.5′. Auslaufen
Da wir für die etwas mehr als 160 nm nach Sâo Miguel mit einer Fahrtzeit von ca. 30 h rechnen, ankern wir früh um 07:15 auf, um am nächsten Tag noch vor Dunkelwerden anzukommen. Unsere Diesel- und Wassertanks sind wieder voll, die Batterien geladen (dank der längeren Tage) und am Schiff alles klar. Noch ist wenig Wind, und wir motoren zwischen Fajal und Pico durch Richtung Norden.

08:15 (UTC), N 38°33.4′ W 28°31.4′. Wir passieren Porto da Madalena auf Pico. Dabei haben wir einen tollen Blick auf die kleinen vorgelagerten Felseninseln, die Ilhéus da Madalena, die zum Meeresschutzgebiet der Azoren gehören. Wind aus NW mit 10 – 12 kn läßt uns die Segel setzen.

Mittlerweile hat sich die MAKA, die etwas später ausgelaufen ist, zu uns gesellt und segelt auf Parallelkurs.

11:30 (UTC), der Wind dreht mehr auf West. Wir setzen den Spinnaker um den raumen Wind besser nutzen zu können.

13:30 (UTC), N 38°30′ W 28°07′. Der Wind frischt auf und wird böig. Wir müssen den Spinnaker, der als Leichtwindsegel bis 15 kn Windgeschwindigkeit ausgelegt ist, wieder bergen. Durch den turbulenten Wind hat sich die Niederholer-Leine für den Schlauch verheddert, als ich die Schot gelöst habe. Ich hole Evelyn zu Hilfe und nach ein paar Versuchen schaffen wir es das Segel zu bergen. Kein leichter Job, der bei viel Wind nur zu zweit zu erledigen ist. Ich bin dankbar, dass Evelyn mich so hervorragend unterstützt.
Wir gehen in den Schmetterling und machen mit dieser Segelkonfiguration 6 – 7 kn Fahrt. Ein Fisch hat Evelyns Angelleine abgerissen. Wieder mal ist ein Köder weg. Wir beschließen einen stärkeren Silch aufzuspulen, und basteln neue Köder mit starken Stahlvorfächern.
Zwischen der Ilha do Pico auf der Steuerbordseite und São Jorge auf der Backbordseite geht es durch den Kanal Richtung Osten. Da gibt es immer was zu sehen. Leider sind das Wetter und die Sicht nicht immer optimal.

17:30 (UTC). Noch 100 nm zum Ziel. Der Wind dreht auf Nord, und wir können vom Schmetterling, der viel Aufmerksamkeit erfordert, auf eine normale Segelstellung wechseln. Die Maka folgt uns in geringem Abstand.

19:30 (UTC). Wir haben 15 – 20 kn Wind aus 310° während wir aus dem Kanal zwischen der Ilha do Pico und
Sâo Jorge segeln. Auf unserem 110° Kurs schaffen wir 5 – 6 kn. Nachdem Evelyn ins Bett gegangen ist, zwingen mich Böen mit bis zu 25 kn das erste Reff einzulegen.

21:15 (UTC), N 38°13.2′ W 27°17.4′. Der Frachter „Maersk Algol“ überholt uns an SB. Das 337 m lange Schiff ist vollbeladen mit Containern. Eine halbe Stunde später ist es bereits dunkel, der Frachter fährt aber immer noch ohne Positionslichter! Wir rufen das Schiff per UKW/VHF, bekommen aber keine Antwort. Wahrscheinlich ist die Brückenbesatzung am Kartenspielen ;-).

20. 6. 2021, 00:00 (UTC), N 38°07.7′ W 26°59.9′. Auf halber Strecke
Mehr als die Hälfte der Strecke zum Ziel hinter liegt bereits hinter uns. Auf unserem Kurs haben wir jetzt achterlichen Wind, bei dem das Vorsegel immer wieder einfällt, also haben wir nur das Groß gesetzt. Das reicht noch für gute 5 kn Fahrt.
04:30 (UTC). Die „Pemye“ eine 16m Segeljacht überholt uns auf BB.
07:00 (UTC). 30 Meilen vor der Ilha do Sâo Miguel ist einiges los. Ich sehe 3 Segelboote auf Parallelkurs. Der Wind dreht, sodass wir wieder volle Segel setzen können.

10:00 (UTC), N 37°46.8′ W 25°53.7′. Zum Endspurt frischt der Wind nochmals auf. Wir machen teilweise 10 kn Fahrt und mehr. Aus Ponta Delgada kommt uns das Baggerschiff „Pelagia“ entgegen. Wir überholen die „Frimousse“ und sind noch ca. 9 nm von Ponta Delgada entfernt.

11:15 (UTC), N 37°43.4′ W 25°45.2′. Im Lee der Insel wird der Wind schwächer. Wir machen mit voller Besegelung nur noch gut 5 kn. Das kommt uns nach der Rauschefahrt recht langsam vor, dafür haben wir Gelegenheit die Insel etwas zu beobachten.
Wie schon auf Fajal ist die Insel hügelig, schon grün. In der Mitte liegt eine Senke, Richtung Osten und Westen steigt das Gelände an und wird bergig. Die Küste ist fast auf der gesamten Länge der Insel steil und schroff.

11:45 (UTC), N 37°43.4′ W 25°42.6′. Vor dem Hafen von Ponta Delgada kommt uns die rote „Freydis“ entgegen. Ich erkenne das Boot des deutschen Weltumseglerpaares Wilts aus Bildern in der Yachtrevue. Schade, dass wir die verpasst haben.

Vor Ponta Delgada steuern wir auf eine gelbe Tonne zu und hätten sie schlussendlich fast überfahren! Wir haben zu wenig genau auf die Karten geschaut. Die Tonne erweist sich als Radiobake, die kaum sichtbar im Wasser liegt.

14:00 (UTC), N 37°41.8′ W 25°26.6′ Wir drehen noch eine Ehrenrunde nach Vila Franca do Campo, um uns die Marina dort anzusehen. Scheint aber eher nur für kleine Boote ausgelegt und ziemlich voll zu sein. Dafür bekommen wir noch einen Blick auf die vorgelagerte Insel „Ilhéu de Vila France“, die ebenfalls unter Naturschutz steht.

16:00 (UTC), wir laufen in Ponta Delgada in die Marina West ein, und machen an Platz 63 rückwärts fest.

Eine amerikanische Familie von einer Lagoon nebenan hilft uns freundlicherweise beim Belegen. Wir sind aber gut vorbereitet, Fender draußen und Leinen gerichtet. So ist das schnell erledigt. In diesem Hafen gibt es immer Schwell. Es empfiehlt sich ein paar Springs zu setzen, um das Boot sicher am Platz zu halten. Wir merken das gleich. Ein Tri, dessen Crew auf Ausflug ist, hat bereits eine Delle und Kratzer vom Steg im Rumpf. Später sehen wir noch mehr Boote, die Schäden davongetragen haben.

Die Marina ist großzügig angelegt und gut gesichert. Nach dem Anmelden im Hafenbüro bekommt man einen Zutrittschip für die Molen und die WCs und Duschräume. Entlang der Marina lädt eine breite Promenade zum Flanieren ein. Hier finden sich sogar Spuren anderer Segler aus Österreich. Wir nutzen die Gelegenheit unsere Beine zu vertreten, und erkunden gleich die Lage der Behörden (in der alten Marina). Später nehmen wir noch einen Kaffee mit Blick auf die Marina in der Bar Baia dos Anjos.

Übrigens kann man sich in der Marina nur telefonisch während der Bürostunden vorab anmelden. Anrufe per VHF werden – auch während der Geschäftszeiten – meist nicht beantwortet. Am Wochenende fährt man einfach an einen freien Platz (es sind genügend vorhanden), und meldet sich an, wenn die Büros wieder geöffnet haben. Für die 3 Tage, die wir planen hierzubleiben, zahlen wir mit Dusche 101,50€.
Abends nehmen wir noch einen Anlegetrunk mit der Crew der MAKA, die neben uns einen Platz gefunden haben. Die beiden sind mit ihrem neuen Schiff wirklich vom Pech verfolgt. Seit wir sie kennen, muss nach jeder Fahrt etwas repariert werden. Diesmal ist der Diesel erst angesprungen, nachdem der Generator eine halbe Stunde gelaufen ist, und die Toilette lässt sich nicht mehr abpumpen. Ich versuche mal, den Skipper Matthias bei der Reparatur zu unterstützen. That’s sailors life …

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