Wonnemonat Mai

Zeit wieder die Segel zu setzen

Nach den arbeitsintensiven Wintermonaten kann sich unsere ARIES wieder sehen lassen. Die Technik ist überholt und funktioniert einwandfrei. Außerdem haben wir die Zeit genutzt, das Schiff noch weiter an unsere Bedürfnisse anzupassen: Evelyns neue Vorhänge schaffen eine wohnlichere Atmosphäre, neue Rückenpolster und überarbeitete Sitzpolster machen den Aufenthalt im Cockpit noch angenehmer, zusätzliche Stauräume schaffen Platz und die Vollauszüge, die die alten Schranktüren in der Küche ersetzen erleichtern das Arbeiten.

Leider ist unser neues Dach für den Steuerstand mit den Solarpanel doch einiges schwerer geworden und die Stützen der alten Dachkonstruktion mit dem Gewicht überfordert. Wir haben neue Edelstahlträger beauftragt, werden aber wohl einige Wochen warten müssen, bis uns Georgios, der Chef von Boat & Parts einen Termin einplanen kann. So lange wollen wir aber nicht in Leros im Hafen warten. Wir freuen uns über die gelungenen Projekte, aber jetzt wo die Temperaturen tagsüber wieder auf angenehme 25° klettern und das Wasser einladend glitzert, zieht es uns wieder hinaus. Bevor es losgehen kann, müssen wir allerdings noch ein Taubennest mit 2 Eiern bergen, das die Vögel in der Halterung unseres Radardoms im Mast gebaut haben.

6. 5. 2022, 12:00, N 37°8′ E 26° 51′, Lakki Port
Wir haben unsere Wassertanks gefüllt. Unsere neuen Solarpanel sorgen schon vormittags für volle Batterien und warmes Wasser im Boiler. Diesel haben wir zum Glück zu Beginn des Ukraine Konflikts noch „relativ“ günstig (1,70€ / l) nachgetankt – wir sind froh, kein Motorboot zu besitzen ;-). Wetter und Wind passen. Wir laufen aus und setzen schon in der Bucht von Lakki unsere Segel, die – nach einer Behandlung durch unseren Freund Sebastian – sich wieder schön weiß gegen den blauen griechischen Himmel abheben. Unser Boot flutscht mit dem glatten Unterwasserschiff so richtig durchs Wasser. Mit 15 kn Wind machen wir gleich mal 7 kn und mehr Fahrt. So macht segeln Spaß.

Nach der Ausfahrt aus der Bucht drehen wir Richtung Süden auf unseren Kurs nach KOS. Vorbei geht es an Kalymnos (dem wir auch mal einen Besuch abstatten sollten). Wir kriegen ordentlich Wind und gehen in die Abdeckung der kleinen Insel Kalolimnos um ein Reff einzulegen. Dann geht es weiter Richtung SO an Pserimos vorbei zur Ost Ecke von Kos.

Gegen 18:30 runden wir das Kap zur Südküste und ankern vor dem Dunkelwerden vor der Agios Fokas Beach. Hier ist mein bei Nordwind gut geschützt und liegt mit sandigem Grund sicher vor Anker. Am nächsten Morgen geht es Anker auf und entlang der bergigen Südküste nach Kardamaina. Wir haben Glück und finden in der Marina direkt an der palmengesäumten Pier einen Liegeplatz vor Teo’s Fischtaverne. Natürlich sind wir dort abends zu Gast bei Maria (die Besitzerin spricht Deutsch) und Nikos dem freundlichen Kellner, der beim Anlegen hilft.

Einige Tage später komme ich mit Krisha ins Gespräch, der in KOS Biketouren veranstaltet. Er erklärt sich bereit mein Bike mit in die Werkstatt nach KOS City zu nehmen. Mein Tretlager, die Kette und einige andere Teile haben in der salzigen Luft sehr gelitten und müssen getauscht werden.

Auf Leros habe ich leider niemanden gefunden, der die hochwertigen Shimano Lager liefern konnte. Krisha hat mir das Rad, nachdem wir von unserer nächsten Törn zurück waren, in Top Zustand zurückgebracht. Herzlichen Dank dafür!

Bis unsere Freunde aus Österreich kommen, haben wir ein paar Tage Zeit um Kos zu genießen und noch ein paar kleine Arbeiten fertigzustellen. Ich baue unseren Wassermacher an einer sinnvolleren Stelle im Motorraum ein. Jetzt tropft beim Filterwechsel kein Salzwasser mehr auf Saildrive und Motor.

10. 5. 2022, 05:00, N 36°47′ E 27° 9′, Kardamaina
Gestern sind Heidi und Adi aus Bregenz in Vorarlberg angekommen. Um nach Norden zu hochzufahren, wollen wir die für heute angesagte Flaute zu nutzen. Die Inseln der Dodekanes sind ja von Norden nach Süden aufgereiht. Da ist es bei dem vorherrschenden Nordwind (Meltemi) nicht immer ganz leicht um z.B. von Kos nach Samos zu segeln. Wir laufen um 5:00 morgens aus, da der Wind im Laufe des Tages wieder auffrischen soll. Es ist morgendlich frisch und das Boot taunass. Dafür begrüßt uns der Tag mit eine Stunde später mit einem prächtigen Sonnenaufgang.

Auch unter Maschine machen wir bei dem ruhigen Wasser gute Fahrt. Mit einem Motor laufen wir bei Ökodrehzahl (das sind bei unseren Volvo D2-40 ungefähr 1800 min-1) um die 6 kn. Die viele Arbeit hat sich rentiert!

14:00, N 37°8′ E 26°52′, Zauberhaftes Fischerdorf Panteli auf Leros
Am frühen Nachmittag frischt der Wind auf. Wir wollen unseren Gästen an Board nicht am ersten Tag gleich zu viel zumuten und entscheiden uns deshalb auf Leros in die Bucht von Vromolithos einzulaufen. In der Bucht liegt die kleine Insel Ag. Kyriaki, an der wir dicht vorbeifahren. Wir kriegen eine Boje direkt vor dem Vromolithos Beach mit Blick auf Panteli und die Burg. Mit dem Dinghy setzen wir an Land, und spazieren durch Panteli hinauf zum Restaurant Dimitris o Karaflas. Wieder einmal speisen wir ausgezeichnet und genießen den Blick auf Burg, Windmühlen und die Bucht in der unser Schiff liegt.

Vom Boot aus sehen wir abends die illuminierte Burg und das nett beleuchtete Fischerdorf Panteli.

11. 5. 2022, 10:00, Kurze Fahrt nach Archangelos
Für heute ist nur eine kurze Strecke geplant. Nach dem Frühstück geht der Anker auf und wir segeln entlang der Ostküste von Leros nach Norden. Am nördlichen Ende der Insel wenden wir nach Westen und segeln zwischen ein paar kleinen Inselchen hindurch bis nach Archangelos (N 37°12′ E 26°46′). In der kleinen Bucht im Süden der Insel gehen wir im türkisblauen Wasser vor der Taverne „Stigma“ vor Anker. Zusammen mit unseren Freunden erkunden wir per SUP und Kanu die Küste der kleinen Insel.

Noch weiter südlich gibt es eine weitere kleine Bucht mit einer verfallenen Taverne und einem feinen Sandstrand der zum Baden und Grillen einlädt. Am Wochenende feiern hier oft Griechen aus Leros ihre Strandfeste, aber unter der Woche ist selten viel los.

12. 5. 2022, 8:00, Auf nach Patmos
Früh morgens birgt Evelyn den Anker und ich setze Kurs nach Osten. Wenig später stecken unsere Freunde den Kopf aus der Kajüte und werden von Evelyn mit einem reichhaltigen, gesunden und vor allem köstlichen Frühstück verwöhnt.

Der Wind weht günstig aus Nord, wir setzen die Segel und können am Wind Kurs auf Patmos nehmen. Es geht nach Nordwesten zwischen der Nisis Frango und Makronisi Kasou durch und an der Insel Chiliomodi vorbei weiter Richtung Patmos. Gegen Mittag legen wir in der Marina von Patmos neben ein paar anderen netten Booten an. Der Hafen ist ruhig, der Weg nach Skala nicht weit, und die Infrastruktur ok.

Wir machen uns fein und gehen in den Ort auf Erkundung. Der Hafenort Skala präsentiert sich mit vielen netten Plätzen, gepflegten Gassen und adretten Häuschen. Alles ist sauber und die griechischen Gastgeber gewohnt freundlich und aufgeschlossen. Die Damen finden ein paar nette Gelegenheiten zum Shoppen und die Gastronomie lässt ebenfalls keine Wünsche offen.

13. 5. 2022, Heilige Insel Patmos.
Einen besonderen Platz im Reigen der griechischen Inseln hat sich Patmos als heilige Insel verdient. Als Ort, an dem das letzte Buch des neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes entstanden ist, gibt es hier eine Reihe wichtiger Klöster und Kirchen und gilt bei Griechen und anderen orthodoxen Christen als wichtiger Wallfahrtsort. Wir leihen uns am nächsten Tag ein günstiges Auto aus und fahren zur Chora hoch, der Altstadt von Patmos, die auf einer Anhöhe rund um das größte Kloster errichtet wurde. In einem der Klöster haben wir das Glück von einer deutschsprachigen Ordensschwester eine Führung zu erhalten, die uns über die Entstehung des Frauenklosters und seiner Bedeutung während der osmanischen Regentschaft unterrichtet. Wir bestaunen aber auch die Architektur und das Ambiente in diesen historischen Gemäuern.

Unsere Runde mit dem Auto führt uns auf den höchsten Punkt der Insel, einer kleinen Kirche, die einen wundervollen Ausblick bietet und einige der schönen Strände, die allerdings ob der noch wenig sommerlichen Wassertemperaturen wenig besucht sind, dafür aber zu einem Spaziergang einladen.

Nachdem wir auf dem Boot zurück sind fahren wir aus der Marina in die nächste Bucht bei Groikos (N 37°18′ E 26°34′). Wir legen an einer freien Boje an, die um diese Jahreszeit nicht bewirtschaftet werden. Unser Dinghy bringt uns an den Petra Beach, von wo wir zum Felsen von Kalikatsou spazieren. Der „Liebesfelsen“ – in der Antike eine Kultstätte der Liebesgöttin Aphrodite – wird stilgerecht mit Flip-Flops bestiegen (über unsere deutschen Mitbürger hätten wir angesichts dieses unpassenden Schuhwerks wahrscheinlich eine abfällige Bemerkung verloren 😉 ). Der Ausblick und die Motive rechtfertigen aber hoffentlich die Risiken.

14. 5. 2022. Samos ruft
Nach dem Frühstück legen wir gegen 10:00 Uhr von der Boje ab, und laufen Richtung Osten aus der Bucht. Heute hat der Wind auf Südwest gedreht. Unsere Segel stehen bei raumem Wind und mit Welle von hinten geht es entspannt Richtung Nordosten.

Gegen Mittag passieren wir die nordwestliche Ecke von Arki und fahren weiter Richtung Norden weiter. Gegen 15:00 geht der Anker in der Nordbucht von Samiopoula auf Grund. Das Ankern vor dem Samiopoula Beach im Süden bleibt uns wegen des Südwinds leider verwehrt. Wir schwimmen aber ans Ufer und spazieren mal rüber.

Nach diesem Bade Stopp sind wieder alle frisch und gewappnet für die restliche Strecke bis zum Hafen von Pythagorio auf Samos (N 37°41′ E 26°57′). Gegen 18:30 legen wir rechtzeitig zum Sundowner an.
Der Ort steht auf den Ruinen es antiken Samos. Ausgrabungen und ein archäologisches Museum sind Zeugen dieser Vergangenheit. Der heutige Name des Orts ehrt – man errät es – den griechischen Mathematiker und Philosophen Pythagoras. Der Stadthafen ist günstig und kostet für unseren Catamaran etwas mehr als 20€ / Nacht. Allerdings liegt man direkt an der Waterfront mit den Bars und Restaurants der Stadt. Wer früh zu Bett gehen will, ist hier wahrscheinlich falsch und sollte besser in der Marina einen Platz buchen.

Samos hat aber nicht nur Liebhabern der Antike einiges zu bieten. Die Insel ist per Flugzeug international erreichbar und touristisch gut ausgebaut. Dementsprechend wird den Gästen einiges geboten. Nette Geschäfte, emsige Bars und gute Restaurants sind ebenso zu finden wie tolle Strände.
Wer sich die Zeit nimmt, die Insel etwas genauer zu erkunden findet dann noch einige Highlights wie z.B. die Potami Wasserfälle. Die Wanderung vom Parkplatz am Strand bietet einige nette Motive und führt durch einen schattigen Wald, ist also auch im Sommer einen Ausflug wert. Wer die steilen Treppen zum Restaurant Archontissa erklimmt, wird dort mit einer grandiosen Aussicht auf die Ruinen einer venezianischen Festung und ein bewaldetes Tal belohnt, das man eher in den Alpen vermuten würde. Außerdem sind die Speisen aus den gusseisernen Brätern die über offenem Feuer gekocht werden auch nicht zu verachten.

Überhaupt ist Samos im Gegensatz zu vielen anderen griechischen Inseln sehr grün und fruchtbar und erinnert stellenweise an die Toskana. Hier wird auch der bekannte Samoswein – ein eher lieblicher Rotwein – produziert, den wir zum Abendessen bei Vollmond probiert haben.

16. 5. 2022, guter Wind für den Rückweg
Unsere Freunde müssen für den Rückflug rechtzeitig in Kos sein, deshalb nutzen wir den Wind um uns wieder auf den Weg zurück zu machen. Wir kommen sicher nochmals nach Samos, um uns noch mehr der Highlights der Insel anzusehen. Der Abschied wird uns kurz nach dem Auslaufen durch das Auftauchen einer Delphinschule versüßt.

Der Wind aus Nord erlaubt uns einen fast direkten Südkurs. Das Groß auf Steuerbord und die Genua auf Backboard angeschlagen segeln wir mit Schub von hinten im Schmetterling zwischen Arki und Agothonisioin hindurch und kommen am späten Nachmittag in der Bucht von Alinda auf Leros an. Wir ankern direkt vor dem To Steki, dem wir abends einen Besuch abstatten. Der Wirt Dimitri hat wie immer einen coolen Spruch auf Lager.

17. 5. 2022, der Nordwind bringt uns weiter.
Nach dem Frühstück geht die Reise weiter. WIr segeln wieder an der Ostküste von Leros nach Norden, passieren aber diesmal die Durchfahrt zwischen Kalymnos und Leros nach Westen. Entlang von Kalymnos segeln wir dann fast genau nach Norden bis zur Westspitze von Kos. Ums Kap von Kefala gibt es einige Turbulenzen, und nachdem wir wieder auf Nordkurs gedreht haben, müssen wir die Segel bergen, um unser Ziel, die kleine Insel Palaiokastro (N 36°45′ E 26°59′) vor dem Strand von Kefalos zu erreichen.

Nach diesem kleinen Ausflug geht es weiter nach Osten. Pünktlich zum Sundowner haben wir unsere ARIES wieder im Hafen von Kardamaina festgemacht. Heidi und Adi haben jetzt noch einen Tag Zeit, die Insel zu erkunden, bevor sie wieder heimkehren müssen.

Wir finden der Mai in Griechenland hat einiges zu bieten: Die Inseln sind noch schön grün und zeigen ein prachtvolles Kleid an blühenden Blumen und Sträuchern. Der Strom der Charterbooten hat noch nicht eingesetzt und in den Häfen und Marinas bekommt man gut Liegeplätze. In den Orten geht es ruhig und beschaulich zu, trotzdem hat schon fast alles geöffnet. So haben die Wirte und Ladenbesitzer Zeit für ein Schwätzchen und die Sehenswürdigkeiten sind nicht überlaufen. Ideal um Fotos zu schießen. Das Wasser ist für Weicheier (= Softies) vielleicht etwas kalt, dafür aber eine wahre Erfrischung.
Ein schöner Törn mit lieben Freunden, der uns viel Freude bereitet hat.


1 Comment

1 Comment

  1. Heidi & Adi Weber says:

    Wenn wir diese Bilder anschauen möchten wir gleich wieder an Bord kommen!
    Der Zeitpunkt war super gewählt – tolles Wetter, die Inseln nicht überlaufen und in voller Blüte.
    Es waren wunderbare Tage bei Evelyn und Roland auf der ARIES.
    Wir kommen bestimmt wieder!!!
    Nochmals vielen Dank und ganz liebe Grüße aus dem Ländle.
    Heidi & Adi

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