Die Azoren – Fajal

Pico from Porto da Horta

Die Azoren setzen sich aus einer Gruppe von 9 Inseln zusammen, die durch vulkanische Aktivitäten im Übergangsbereich der eurasischen und der nordamerikanischen Platte entstanden sind. Die Inseln liegen etwa 1400 km vom europäischen Festland entfernt, gehören als autonomes Gebiet zu Portugal und werden nach ihrer Lage in 3 Gruppen eingeteilt.

  • Grupo Ocidental (nordwestliche Gruppe), bestehend aus Corvo und Flores,
  • Grupo Central (zentrale Gruppe), das die Inseln Fajal, Pico, São JorgeGraciosa und Terceira umfasst, und
  • Grupo Oriental (südöstliche Gruppe), die von den Inseln  Santa Maria, den unbewohnten Formigas und São Miguel (die größte Insel der Azoren) gebildet wird.

4. 6. 2021, N 38°32.1′ W 28°37.5′, Porto da Horta

Um sich mit dem Boot in den Azoren anmelden zu können, muss man die Hauptstadt Horta, die auf der Insel Fajal liegt, anlaufen. So war hier auch für uns der erste europäische Ort, den wir nach unserem fast einjährigen Aufenthalt in der Karibik betreten haben. Der Hafen Porto da Horta war bis ins letzte Jahrhundert für die transatlantische Schifffahrt von Bedeutung. Für die meisten Segler, die den Atlantik überqueren ist er immer noch eine wichtige Zwischenstation, die fast von allen Booten angelaufen wird. Dementsprechend voll kann es während der frühen Sommermonate in der zugehörigen Marina da Horta werden.

Gleich nach unserem negativen PCR Testbefund, haben wir uns in der Marina des Hafens angemeldet, und anschließend die Stadt erkundet. Erste Anlaufstelle aller Segler ist Peter Cafe Sport, Bar, Restaurant, Versorgungstützpunkt, Informationsdrehscheibe und Anlaufstelle für Fragen aller Art. Diese Institution gibt es seit bereits mehr als 100 Jahren und mittlerweile haben sich so viele Andenken und Geschichten von Seglern und Besuchern aus aller Welt angesammelt, dass über dem Cafe Sport ein Museum eingerichtet wurde. Wir haben uns hier nach unserer langen Passage erholt und uns einen (oder waren es mehrere) „Gin do Mar gegönnt. Ein Gin Tonic, der mit hausgemachtem Maracuja-Likör verfeinert wird.

5. 6. – 7. 6. 2021, Horta, die Hauptstadt der Azoren

Natürlich hat Horta neben dem Hafen noch eine Menge mehr zu bieten. So sind wir während unseres Aufenthalts immer wieder mal durch die Stadt spaziert und haben jedes mal Neues entdeckt: Prachtvolle Kirchen und Häuser, Museen, die Festung Santa Cruz am Hafen, die beeindruckenden Verwaltungsgebäude und nette Straßen und Gassen, die wie vor Jahrhunderten mit den schwarzen und weißen Steinen der Inseln gepflastert sind. Die eingelegten Ornamente weisen auf den Straßennamen oder einen wichtigen Ort hin.

Dazwischen findet man immer wieder schattige Parks und Gärten die zum Ausruhen einladen. Eine Besonderheit sind die vielen blauen Blumen der Insel, die ihr – ebenso wie die häufig anzutreffende blaue Keramik – den Namen Ilha Azul (blaue Insel) beschert haben.

Auch gastronomisch hat die Insel einiges zu bieten. Neben dem bereits erwähnten Peter Cafe Sport, in dem es neben hervorragenden Drinks auch tolles Essen gibt, haben wir einige Lokale besucht und waren immer von den frisch zubereiteten, meist lokalen Produkten begeistert. Nach dem Besuch des Marktes bietet sich z.B. an, noch einen Drink und einen Snack bei Ah! Boca Santa zu nehmen, bevor man sich mit frischen Obst und Gemüse versorgt auf den Rückweg macht.

Eine Oase der Ruhe findet man im Casa de Chá, in dem neben dutzenden verschiedenen Teesorten auch andere Getränke, hervorragende Speisen und leckere Torten serviert werden.

Es ginge zu weit, all die netten Cafes, Restaurants, Bars und Weinlokale aufzuzählen, die man hier besuchen kann. Überall wurden wir freundlich bedient und waren mit den angebotenen Speisen sehr zufrieden. Auch die portugiesischen Weine haben uns überzeugt. Ein Geheimtipp sind die Bäckereien, die neben gutem und günstigem Brot (hier gibt es viele Sorten), auch leckeres Gebäck und oft auch kleine Snacks für den Lunch anbieten. Vielen haben auch ein paar Tische um den Café und die Speisen vor Ort zu verzehren.

8. 6. 2021, Erkundung der Insel

Wir haben uns für heute ein Auto gemietet. Da wir nur zu Zweit unterwegs sind, genügt uns ein Smart. Wir haben Glück und bekommen ein Cabrio und dazu tolles Wetter, sodass wir mit offenem Dach unterwegs sein können.

Unser Weg führt uns entgegen des Uhrzeigersinns um die Insel. Wir starten von Horta aus also Richtung Norden. Unser erstes Ziel ist der Miradouro de Nossa Senhora da Conceição, eines der vielen Aussichtspunkte, die es auf der Insel gibt. Von dem beeindruckenden Monument aus hat meinen einen guten Blick auf Horta, die Nachbarinseln und ins Innere von Fajal.

Von hier geht’s weiter Richtung Praia do Almoxarife (sprich: Almosharif), einem Badeort mit schwarzen Sandstrand. Uns ist es – nach den karibischen Temperaturen – viel zu kalt zum Baden, aber wir stecken die Füße ins Wasser und machen einen Strandspaziergang. Wenigstens der dunkle Sand wärmt sich in der Sonne schnell auf.
Am nördlichen Ende des Strandes findet sich eine Bar, eine alte Befestigungsanlage und ein Pier für die Badegäste. Ein Paradies für Kinder, die hier was zum Rumklettern und Verstecken spielen finden …

Unsere nächste Etappe führt Richtung Ribeirinha. Wir kommen an der Kirchenruine des Orts vorbei, und machen einen Stopp.

Nicht nur die Kirche von Ribeirinha, sondern auch der einst mächtige Leuchtturm, der Farol da Ponta da Ribeirinha sind Zeugen der gewaltigen Kräfte, die in der Erde schlummern. Die Azoren sind das Ergebnis einer anhaltenden geologischer Aktivität, die immer wieder von vulkanischen Ausbrüchen (zuletzt 1958) und schweren Erdbeben (zuletzt 1998) begleitet werden. Dabei wurden auch diese beiden Bauwerke zerstört. Ein profaner Edelstahlmast mit einer automatisierten, solarbetriebenen Blinkleuchte ersetzt das einst prächtige Bauwerk, dass früher Wohn- und Arbeitsplatz von 4 Familien war.

Von hier ist es nicht weit zum Porto da Boca da Riberira, einem Strand mit Campingplatz. Hier läßt es sich mit Duschen, WCs, Picknick- und Grillplätzen im Sommer sicher gut leben. Für Kinder gibt es sogar ein abgetrenntes Naturbecken, wo man ohne Wellengang baden kann. Bei unserem Besuch ist niemand da, wir haben den ganzen Strand in aller Ruhe und Stille für uns.

Unsere Fahrt führt uns weiter durch die wunderbare, grüne Landschaft von Fajal, die – würde man nicht das Meer sehen – auch irgendwo in den Voralpen liegen könnte. Die vielen Kühe, grünen Wiesen und Wälder erinnern sehr an heimatliche Gefilde.

Immer wieder bietet ein Miradouro (Aussichtspunkt) einen Anlass stehen zu bleiben, zu fotografieren, oder einfach die phantastischen Ausblicke zu genießen. So hat man zum Beispiel am Miradouro da Ribeira das Cabras einen tollen Blick auf die Bucht und die terrassenförmig angelegten Felder. Im Playstore und vermutlich auch bei Apple gibt es übrigens eine App mit Infos und einer Navigationshilfe zu diesen Aussichtspunkten.

Der Tag neigt sich schon langsam dem Ende zu, als wir an unserem letzten Ziel ankommen: Den Capelinhos.
Die Halbinsel ist erst vor ca. 100.000 Jahren durch einen Vulkan entstanden, und dementsprechend noch geologisch instabil. Das Dorf, das dort existierte, wurde zwischen 1957 und 1958 völlig durch die Eruption eines neuen Seitenkraters zugedeckt. Nur der etwas entfernt stehende Leuchtturm ist – wenn auch funktionsuntüchtig – als Zeuge übriggeblieben. Seit einigen Jahren erinnert ein perfekt in die unirdisch wirkende Landschaft integriertes Museum an die Geschichte und das Leben mit den Gefahren des Vulkanismus.

Müde, aber reich gesegnet mit neuen Eindrücken erreichen wir schließlich wieder Horta, unseren Ausgangspunkt, und genießen ein tolles Abendessen im Atletico, bevor wir wieder auf unser Boot zurückkehren.

9. 6. 2021, Porto Pim

Eine Ecke die es ebenfalls gastronomisch zu erkunden gilt, ist Porto Pim, der ehemalige Walfanghafen von Horta. Von der Marina aus im Südwesten gelegen, ist diese kleine Bucht in einer Viertel Stunde zu Fuß leicht erreichbar. Hier findet man zum Beispiel die Taberna de Pim, auf deren Terrasse wir hervorragenden Fisch genossen haben. Gleich nebenan das Genuíno Restaurante, dass von einem ortsansässigen 2-fachen Weltumsegler betrieben wird. Direkt bei der Festung bietet die Bäckerei Padaria Popular leckere Hamburger (Menü mit Burger, Pommes und Getränk kostet weniger als 6€) und schmackhafte Sandwiches an. Gleich um die Ecke ganz in der Nähe findet sich das Restaurant Atletico, das mit seinem schönen Gastgarten viele Gäste anzieht und in dem wir mehr als einmal hervorragend gegessen haben. Wir empfehlen zum Essen den weißen Sangria!

Leider kann man in der Bucht nicht ankern, da hier 2 Glasfaserkabel verlegt sind und Teile zum Naturreservat gehören. Dafür hat man einen netten Badestrand mit gold-schwarzem Sand umrahmt von geschichtsträchtigen Festungsbauten und hübschen kleinen Häuschen.

Hat man nach dem guten Essen ein schlechtes Gewissen, dann kann man die Pfunde bei einer kleinen Wanderung wieder abtrainieren. Geht man dem Strand entlang Richtung Süden, kommt man zum Walfangmuseum, das anschaulich die Geschichte des Walfangs auf der Insel erklärt und jedenfalls einen Besuch wert ist.

Weiter geht es dem Strand entlang Richtung Aquarium (das leider während unseres Aufenthalts geschlossen war) und dann über eine Stiege zum Aussichtspunkt. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Marienkapelle, und zum Gipfel des Monte Guia, wo man einen wunderbaren Blick auf die Doppelcaldera des kleinen Vulkans, auf Porto Pim und die Umgebung von Horta hat.

Zurück sind wir nicht dem Strand entlang, sondern noch über den Monte Queimado gewandert. Ein toller Weg der auch gerne von Trailrunnern genommen wird.

10. 6. 2021, Botanischer Garten von Fajal

Bei einer Wanderung von Horta zum Miradouro de Nossa Senhora da Conceição, weiter nach Flamengos und wieder zurück nach Horta, bin ich – eigentlich eher zufällig – am Botanischen Garten vorbeigekommen, und habe ihn mir angesehen.

Der Botanische Garten beherbergt neben einer Vielzahl von endemischen Pflanzen auch eine Ausstellung über die Entwicklung auf der Insel, invasive Pflanzen und deren Herkunft und eine Saatbank, in der vom Aussterben bedrohte Gewächse gelagert werden. Außerdem kümmert sich die Gesellschaft auch um die Wiederanzucht und die Anpflanzung bedrohter Arten und um die Beseitigung von überhand nehmendem Bewuchs durch invasive Pflanzen.

Im Schaugelände gibt es außerdem einen Garten mit Nutzpflanzen und Heilkräutern und eine Orchideenausstellung.

13. 6. 2021, Die Caldera von Fajal

Wie bereits erwähnt sind die Azoreninseln vulkanischen Ursprungs. Der Vulkan aus dem Fajal entstanden ist, hat eine große Caldera hinterlassen, die einen Durchmesser von etwas 2 km aufweist. Der Kraterrand liegt in etwa 1000 m über dem Meeresspiegel, der Krater selbst ist etwa 500 m tief. Das Innere des Kraters ist von einem Feucht- oder Nebelwald bewachsen, am Boden finden sich diverse Biotope. Das Begehen des Kraterinneren darf nur mit einem Führer und gegen Voranmeldung bei der Naturschutzbehörde erfolgen. Es gibt aber einen Ringweg rund um den Kraterrand, den ich mit Matthias, dem Captain der MAKA gewandert bin.

Ein Taxi hat uns um etwa 20 € fast bis zum Krater gebracht. Für den ca. 7 km langen Weg rundum haben wir etwas mehr als 2 Stunden benötigt. Leider war, wie es bei den meisten vulkanischen Inseln fast immer der Fall ist, an diesem Tag der Gipfel wolkenverhangen. Der Blick auf die Nachbarinseln blieb uns darum teilweise verwehrt.

4. 6. 2021 – 18. 6. 2021, Fajal

14 Tage haben wir auf Fajal verbracht. Mehr als wir eigentlich geplant hatten. Wir haben den Aufenthalt hier sehr genoßen. Das Klima ist zwar nicht mehr tropisch warm, aber im Sommer doch meist angenehm. Die Natur und die Landschaften sind sehenswert und die Bewohner der Insel ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Mit einem „Bom Dia“ oder „Boa Tarde“ bricht man schnell das Eis und viele ortsansässige Menschen sprechen eine oder sogar mehrere Fremdsprachen. Man wird auch nicht belächelt, wenn man versucht mit Händen und Füssen zu erklären, wonach man sucht oder welches Problem man hat.

Wir haben uns hier z.B. beim USIF (Unidade de Saúde da Ilha do Faial) angemeldet, um unsere 2 Covid – Impfung zu erhalten. Wir mussten zwar einige Tage warten, haben aber dann die Impfung kostenlos und relativ unbürokratisch im modernen Spital in Horta bekommen. Evelyn hat – wie schon nach der ersten Impfung – leichte Nebenwirkungen. Wir hoffen aber, es geht ihr wieder gut bevor wir weitersegeln.

Natürlich haben wir uns auch nicht nur dem Vergnügen hingegeben, sondern auch unser Schiff nach der langen Überfahrt wieder auf Vordermann gebracht, alles entsalzt und getrocknet, geputzt und repariert. Leider macht uns unser Inverter etwas Sorgen. Er produziert seltsame Geräusche, und der Betrieb der Kaffeemaschine ist z.Z. nicht mehr möglich. Ich habe alle Anschlüssen nachgezogen, es scheint aber ein Elektronikproblem zu sein. Hier auf der Insel gibt es keine Ersatzteile und noch länger wollen wir nicht warten. Also muss die Reparatur wohl warten, bis wir in Festland – Europa sind. Wenigstens kann ich den Laptop noch laden.

Wir haben gehört, dass es Unglück bringt, wenn man sich nicht an der Hafenmole verewigt. Natürlich sind wir überhaupt nicht abergläubisch, wir haben aber trotzdem auch ein Bild gemalt. Falls es mal jemand bei seinem Besuch sieht, und uns ein Bild schickt, würde uns das sehr freuen! Wenn wir am Samstag endlich wieder Wind bekommen, geht’s zur Ilha de São Miguel, und dann weiter nach Festland – Portugal.

5 Comments

5 Comments

  1. Christian says:

    Hallo Ihr Zwei! Danke für diesen tollen Bericht. Das wäre wirklich Schade gewesen wenn Ihr Euch für diese tollen Inseln noch die Zeit zum erkunden genommen hättet. Tolle Eindrücke kann ich da nur sagen!!! Alles Liebe!

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