Dodekanes – Im Winterlager in Leros

Die Bucht von Lakki

Ende Oktober sind wir von Kardamena auf KOS nach Leros gesegelt. Wir haben in der „Leros Marina Evros S.A.“ einen LIegeplatz für den Winter reserviert, weil diese Marina einen guten Schutz gegen Wind und Wellen aus allen Richtungen bietet. Vor 30 Jahren hatten wir hier unsere verspätete Hochzeitsreise (die erste mußten wir wegen eines Unfalls stornieren) und waren schon gespannt, wie sich die Insel in der Zwischenzeit entwickelt und verändert hat.

Das Segelrevier

Leros bietet mehrere Ankerbuchten und Anlegemöglichkeiten für Yachties. Es gibt einige nette Buchten im Norden der Insel, wobei nicht alle Schutz bei Meltemi bieten. Zwischen der kleinen Insel Strongylo und Leros ist der Abstand so groß, dass sich hier eine Welle aufbauen kann.

Ebenfalls im Norden, direkt neben dem Flughafen liegt der Artemis Leros Boatyard. Eine Möglichkeit, sein Boot über Winter auf dem Trockenen zu lagern, und ggf. entsprechende Reparaturen und/oder Umbau Arbeiten durchzuführen. Sonst ist in dieser Ecke im Winter allerdings nicht viel los, obwohl der Flughafen von Leros direkt daneben liegt.

Im Osten der Insel bieten die Buchten von Agia Marina (Αλίντα Μαρίνα) und Vromolothis guten Schutz, allerdings sollte man den Ankergrund kontrollieren, bevor man das Boot verlässt. Die beiden Buchten bieten tolle Ausblicke auf die Burg von Leros, sowie eine Vielzahl von Tavernen und Restaurants, die zum Verweilen einladen. Am Stadtkai von Agia Marina kann man auch festmachen, der Fischerhafen von Panteli ist zu klein, und den Fischern vorbehalten.

Im Süden gibt es bei Xirokampos ebenfalls eine Bucht. Der Hafen dort ist für Fischer reserviert und höchstens zum Anlanden mit dem Dinghy geeignet. Man kann aber auch direkt an den Strand zu den Tavernen fahren. Es versteht sich von selbst, das man diese Bucht bei Südwind (Herbst, Winter) meiden sollte.

Im Westen schließlich gibt es die Buch vor Gourna, die wenige Möglichkeiten bietet. Der Grund ist mit Seetang bewachsen und nur im Süden und ganz am Strand im Osten der Bucht finden sich ein halbwegs vernünftige Ankerplätze in ca. 6 m Tiefe, die aber bei Nordwind keinen guten Schutz bieten und sich deshalb nur bei ruhigem Wetter anbieten. Nett ist hier die kleine Kapelle des Heiligen Isidor (Agia Isidoros), die auf einem kleinen vorgelagerten Felsen errichtet ist. Von Land ist die Kapelle über einen teilweise überspülten Betonkai zu erreichen.

Ebenfalls im Westen kommt dann – last but not least – die Bucht vor Lakki. Die weite und gut geschützte Bucht bietet nicht nur Platz für einen Marinestützpunkt (Im Südosten),

eine Fischzuchtanstalt im Westen, den Stadthafen mit Fähranleger direkt vor Lakki und ein paar Anlegestege für Fischer ganz im Inneren der Bucht, sondern auch für die Marina von Leros, in der wir den Winter verbringen. Die Bucht ist so groß, dass sich – vor allem bei Süd- und Südwestwind (Scirroco) – eine Welle aufbauen kann.

Die Molen der Marine halten aber den Schwell gut ab. Wir haben im Hafen schon 55 kn Wind erlebt und uns hier trotzdem sicher gefühlt und ruhig geschlafen. Die Marineros sind ausgezeichnet und kontrollieren mehrmals in der Woche – bei starken Wind auch mehrmals täglich – ob die Boot alle gut gesichert sind.

Noch ein Tipp für Yachties: Es gibt auf der Insel in jedem Ort einen Shipchandler und viele Geschäfte, die benötigte Ersatzteile und Material liefern können. Man findet auch Werkstätten für Segelreperaturen, Tischlerarbeiten und mechanische und elektrische Werkstätten. Bei Bedarf kann man auch in Athen Ersatzteile bestellen, und sie per Fähre anliefern lassen.

In der Umgebung gibt es viele Segeldestinationen die sich zu besuchen lohnen: Die türkische Küste im Osten mit Bodrum, Kushadasi usw., im Süden Kos und von dort aus weiter bis Rhodos, im Westen einige interessante griechische Inseln der Ägäis und im Norden, Lipsi, Patmos und Samos, um nur einige zu nennen. Chartern kann man ab Samos, Rhodos oder natürlich Kos (siehe unseren Bericht).

Land, Leute und Kulinarik

Die griechischen Inselbewohner sind super freundlich und hilfsbereit. Mehr als einmal haben wir erlebt, dass jemand alles stehen und liegen läßt um einen z.B. dorthin zu bringen, wohin man nach dem Weg gefragt hat. Wenn man versucht wenigstens ein paar Worte griechisch zu sprechen, kriegt man gleich noch einen Vertrauensvorschuss, wenn man eine Arbeit lobt, hat man einen neuen Freund oder eine Freundin gewonnen. Die Griechen sind außerdem ein geselliges Volk und feiern gerne.

Die Küche ist – jedenfalls auf den Dodekanes – sehr gesund. Es gibt viele Fischgerichte, Gemüse und wenig kohlehydratreiche Nahrungsmittel. Das gekaufte Fleisch, ob Rind, Schwein oder Geflügel war stets von bester Qualität. Die Preise für Nahrungsmittel bewegen sich im europäischen Vergleich auf einer niedrigen Stufe. Restaurantbesuche sind gut leistbar. Vorort in Lakki gibt es viele Einkehrmöglichkeiten wie das Souvlakki, das Foodhaus, das Persiana, Marietta’s Bistro und eine hervorragende Pizzeria die alle sehr günstig sind. Viele bieten auch Lieferservice an. Bei Giannis und seiner Frau Elenna im Foodhouse sind wir Stammgäste und werden meist noch mit einer kleinen Aufmerksamkeit, wie einem Rakomelo oder einer Jausenplatte verwöhnt. Hier vergehen die Stunden wie im Flug …

Für gehobenere Anlässe – wie unseren Hochzeitstag – war das Lyxnari unser Favorit. Die Küche, in der „Mama“ kocht ist ausgezeichnet, und am offenen Kamin kann man auch die kühleren Abende gemütlich genießen.

Tavernen die „Meze“ – das Pendant zu den spanischen Tapas – anbieten sind unsere Favoriten. Hier haben wir schon zu viert reichhaltig und abwechslungsreich mit Wein um 30 € gespeist (für alle zusammen wohlgemerkt). Eines unserer Lieblingsgerichte aus diesem Bereich sind das „Kretische Dakos„, ein leichtes und sommerliches Gericht, das man auch unterwegs einfach und schnell zubereiten kann und das super lecker schmeckt.

In den Kaffees wird italienischer Espresso und Cappuccino serviert. Meist gibt es eine Auswahl an Sandwiches, Tosts und süße Köstlichkeiten. Eines unserer Favoriten ist das Cafe „ΤΟ ΘΕΙΚΟΝ“ direkt am Hauptplatz von Platanos, das wir – wie man auf dem Foto sieht – mit unseren Freunden von der MY Nuit besucht haben.

Apropos süß: Auf Leros wird an vielen Stellen Honig produziert. Die Bienenvölker stehen meist an sonnigen Hängen mit vielen Wildkräutern wie Rosmarin, Oregano und Thymian. Der Thymianhonig ist eine der Spezialitäten der Insel.
Selbstverständlich gibt es auch auf Leros Eisdielen. Unser Beliebteste, das Repapis steht direkt an der Hauptstraße von Lakki und bietet neben Gebäck und Kuchen den ganzen Winter über auch Speiseeis in diversen Sorten an.

Der griechische Wein hat uns in der Vergangenheit eher immer Mühe bereitet. Der harzige Retsina ist nicht so wirklich unsere Richtung. Mittlerweile gibt es aber ausgezeichnete Weine, die dem verwöhnten Gaumen europäischer Genießer durchaus gerecht werden. Wir trinken gerne einen Apelia als Tischwein, ab und zu auch mal eine Flasche „King of Hearts“ aus den mazedonischen Weinkellern von Nico Lazaridi. Der Weisswein dazu heißt übrigens „Queen of Hearts“ und ist ebenfalls einen Versuch wert.
Wer Anisgeschmack mag, kommt am Ouzo nicht vorbei. Kommt man in Griechenland natürlich sowieso nicht. 😉 Hier in Leros ist aber eher der Tsipouro die Spirituose der Wahl. Der Tresterbrand wird vor allem als Digestif genossen, gerne aber auch einfach mal so zwischendurch. Wieder eine Spezialität daraus ist der Rakomelo, ein mit Honig vermischter und erwärmter Tsipouro, der ursprünglich als Hausmittel gegen Erkältung und Husten gedacht war, in der kühleren Jahreszeit gerne auch „präventiv“ eingesetzt wird.

Landschaft, Geschichte und Sehenswürdigkeiten

So klein die Insel auch ist (54,5 km²), so vielfältig ist die Landschaft: Steile Felsküsten, kleine Buchten mit feinen Sandstränden, grüne Täler mit Wein-, Oliven- und Obstbäumen, Pinienwälder, Schaf- und Ziegenweiden und struppige Hügel mit Wildkräutern sind ebenso zu finden, wie kleine Ortschaften in den Hügeln, oder die mondänen Villages an den Buchten.

Riesige Hotelkomplexe sucht man hier – zum Glück – vergebens. Leros hat sich seinen natürlichen Charme bewahrt. Zwischen den typisch griechischen Häusern finden sich immer wieder neoklassizistische Bauten aus der Zeit als die Italiener hier die Architektur stark geprägt haben. Manche fast zerfallen, manche im Vintage Style andere hervorragend restauriert und an heutige Ansprüche adaptiert.

Auch die fast 3000-jährige Geschichte hat auf der Insel spuren hinterlassen, die teilweise heute noch als Wahrzeichen der Insel zu sehen sind, wie die Festung der Johanniter, die auf viel älteren Spuren der Zivilisation die bis 700 Jahre v. Chr. zurückreichen errichtet wurde.

Auch die neuere Geschichte hat einige Spuren hinterlassen. Im Hafen von Lakki findet sich mehrere Kriegerdenkmale für die bei der Versenkung des britischen Zerstörers „HMS Intrepid“ verstorbenen Matrosen.

In der Nähe von Lakki gibt es ein „War Museum„, dessen Räume sich im Stollensystem einer alten Bunkeranlage befinden.

An strategisch wichtigen Punkten finden sich außerdem immer wieder Befestigungsanlagen und Reste alter Geschützstellungen, aus der Zeit als Leros ein wichtiger Flottenstützpunkt der italienischen Marine war.

Ein besonderes Relikt aus dieser Zeit ist der „Parabolic acoustic mirror„, eine Betonkonstruktion die die akustische Ortung anfliegender Kampfflugzeuge erleichtern sollte.

Sport und Ausflüge

Im Winter ist es für die beliebten Wassersportarten leider zu kalt. Ich hab zwar im Dezember ein Bad genommen, das geht aber nur an wirklich warmen und sonnigen Tagen. Die Wassertemperatur lag bei 18°C.
Dafür bietet die Insel eine traumhafte Kulisse für ausgedehnte Wanderungen und Radtouren. Als Radler ist man hier eher ein Exot. Ein echter Grieche setzt sich nur auf motorisierte Vehikel – am liebsten möglichst laute. Die Autofahrer sind aber meist sehr zuvorkommend und rücksichtsvoll, und überholen in den oft schmalen Straßen nur dort, wo es ohne Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer möglich ist. Grundsätzlich ist außerhalb der großen Orte wenig Verkehr, und natürlich gibt es auch Seitenstraßen die kaum befahren sind.

Ein tolles Wandergebiet findet sich in der Nähe des Kriegsmuseums. Dort gibt es ein Naturschutzgebiet mit einem grünen Tal. Durch Pinienwälder wandert man ein ausgetrocknetes Bachbett hinauf, und kann oben nach links auf die Tiramola abbiegen. Von der Spitze dieses „Berges“ gibt es einen toll angelegten Downhill Trail. Die „Leros Bike & Fun Academy“ pflegt nicht nur die Anlage sondern versucht auch Jugendlichen das Abenteuer „Radfahren“ näher zu bringen.

An der Westküste entlang gibt es parallel zum Ufer eine ungeteerte Straße auf der man bis zum Kloster Peter & Paul und von dort der Küstenstraße entlang weiter bis nach Gourna radeln kann. In Gourna bietet sich die „Exotic Sunset Cafe Bar“ für einen Einkehrschwung an, bevor man über Krithoni, Agia Marina und Vromolothis die Runde zurück nach Lakki angeht. Obwohl die höchste Erhebung der Insel nur 320m hat, kommt man bei einer solchen Rundfahrt durch das stetige Auf- und Ab doch auf einige Höhenmeter. An tollen Aussichtspunkten oder in der Nähe von Sehenswürdigkeiten finden sich übrigens auch oft nette Sitzgelegenheiten mit einer Pergola, die im Sommer etwas Schatten bietet. Ideal für eine Pause.

Natürlich kann man auch größere Runden machen, z.B. nach Diplogourna zur Besichtigung der bemalten Bunkeranlagen. Unterwegs bietet sich ein Stopp in der kleinen Bucht mit der Kapelle des heiligen Nikolaus an.
Ein netter kleiner Ausflug ist die Runde nach Xirokampus zur Marienkapelle, die malerisch in die steile Felsküste gebaut ist. Im Sommer kann man hier in einer kleinen windgeschützten Bucht ebenfalls baden.

Durch die Regenfälle im Januar und Februar beginnt es überall auf der Insel zu grünen. Ausgedehnte Kleefelder und Gräser bedecken den im Sommer braunen Boden und im Februar beginnen die Blumen und Sträucher zu blühen. Eine wunderbare Zeit, um die Insel zu Fuß oder auf 2 Rädern zu erkunden.

Projekte

Wir haben unser Boot in den Monaten unseres Marina – Aufenthalts einem gründlichen Revit unterzogen und einige Verbesserungen durchgeführt. Im Laufe der Zeit lernt man sein Schiff immer besser kennen, und erkennt auch, wo es noch Dinge gibt, die man anders und besser hätte lösen können. Vor allem bei Liveaboards (Seglern die auf dem Boot leben) gibt es doch noch einiges Potential nach oben. Es ist eine Unterschied, ob ein Boot nur im Sommer für eine paar Tage oder Wochen als Urlaubsunterkunft genutzt wird, oder ob man ganzjährig darauf leben will.

Die Beschreibung aller unserer Arbeiten würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, und wir deshalb in einem der nächsten Beiträge dokumentiert. Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen und Genießen der Bilder.

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