Puerto Rico

500 Jahre Puerto Rico

Im Visier von Homeland Security

21. 2. 2023, 7:30. „Jost van Dyke
Heute heißt es „Goodbye“ BVIs (British Virgin Islands). Nächstes Ziel: Puerto Rico. Wir legen vom Mooring Ball in der White Bay von „Jost van Dyke“ ab und fahren aus der Bucht. Wie in den letzten Tagen haben wir anständigen Ostwind, der uns unserem im Westen gelegenen Ziel entgegenschiebt.

Um 9:00 Uhr passieren wir bei N 18°25.2′ W 64°54.4′ Lollik Island und richten den Kurs mit 260° nach Westen, gegen 10:00 geht es an den Outer Brass Islands vorbei. Neuer Kurs 250° aufs offene Meer.
13:25 segelt die ARIES mit 8 kn über das Riff südlich von Punta Aremisca und weiter durch den Canal von Culebrita. Schon um 14:00 Uhr ist unser heutiges Tagesziel erreicht. Wir ankern hinter dem Riff vor der Bahia de Almodovar hinter der Insel Pela auf N 18° 17.8′ W 65°15.2′, und sind auf Culebra angekommen.

Nach einem Snack wird per Kanu und Schnorchelausrüstung das Riff erkundet. Das Riff hinter dem die ARIES liegt ist teilweise dutzende Meter breit und an der Oberfläche mit Sand bedeckt. Man kann also barfuß übers Riff laufen. Rochen, Schecken und Muscheln bevölkern diesen seichten Bereich. Auf der Leeseite tummeln sich Schildkröten und Seepferdchen im Seegras, das den sandigen Boden bedeckt.

Zum Sundowner genießen wir einen Drink auf dem Vordeck und lassen die Blicke übers Meer schweifen, während das Boot hinter dem Riff im ruhigen Wasser liegt. Es ist ähnlich wie bei einem Infinity-Pool am Meer.

23. 2. 2023, 9:30. „Culebra„.
Heute dürfen unsere Gäste ausschlafen und in Ruhe frühstücken. Nach dem Ablegen von der Boje, die hier scheinbar nicht bewirtschaftet werden und gratis zur Verfügung stehen, läuft unser Boot aus der Bucht und lässt sich von der Genua Richtung ONO ziehen. Nach dem Umschiffen der NO-Ecke setzen wir volle Segel und rauschen mit 6-7 kn auf Kurs 280° Richtung Westen auf Fajardo zu. Um 12:40 fällt der Anker auf N 18°20.2′ und
W 65°37.4′ zwischen Fajardo und der Isleta Marina.

Wir sind jetzt auf „Amerikanischem Hoheitsgebiet“ – Puerto Rico ist ein selbst verwaltetes Außengebiet der USA. Wie immer haben wir uns über die Einreiseformalitäten informiert und uns entsprechend vorbereitet. Das bedeutet in diesem Fall, eine „Cruising Lizenz“ (Decal) zu erwerben, die uns das Befahren von amerikanischen Gewässern erlaubt. Natürlich sind die VISAs (ESTA) online erworben. Mittels der noch auf den BVIs heruntergeladenen CBP Roam – App (Custums and Border Protection – Reporting Offsite Arrival – Mobile) versuchen wir uns – sobald wir ein Netz haben – in Puerto Rico anzumelden. Die App ermöglicht das Anmelden erst, wenn man laut GPS in der Nähe von amerikanischem Territorium ist. Nachdem wir unsere Registrierung abgeschickt haben, dauert es etwas, bis wir eine E-Mail bekommen, die uns mitteilt, dass mit unserer Anmeldung leider etwas unklar ist, und wir uns im Port of Entry bei den Behörden zu melden hätten. In unserem Fall ist Fajardo glücklicherweise sowieso Port of Entry, wenn man von Osten kommend einreist. Direkt vor unserem Ankerplatz liegt das US Customs Building, in dem die Behörden untergebracht sind.

Nikolaus und ich setzen also mit allen Papieren an Land über und melden uns bei den Behörden. Zuerst werden wir mal vom Security – Beamten gefilzt und per Metalldetektor überprüft. Wir müssen irgendwie wie gefährliche Terroristen aussehen. 😉
Anschließend versuchen wir den Beamten unser Anliegen zu erklären. Der holt seinen Vorgesetzten, und der telefoniert mit seinem Supervisor, der schlussendlich mich zu sprechen verlangt.
Es stellt sich heraus, dass Nikolaus und Isolde, die mittels Flugzeug nach Puerto Rico gekommen, und von dort zu den BVIs weiter geflogen sind, kein Problem haben. Für uns aber – die wir auf eigenem Kiel in die USA eingereist sind – hätte es eines B2 Visas bedurft! Das ESTA Visa genügt nur, wenn man mit einem kommerziellen Carrier (Fluglinie, Kreuzfahrtschiff o.ä.) einreist. Wir haben also den Status von illegalen Einwanderern! Der Officer erklärt uns, daß es 2 Alternativen gibt:

  • Wir beantragen die Ausstellung eines Visa Wavers. Das würde einige Stunden dauern, und uns pro Person US$ 585 kosten, oder
  • Wir bekommen ein Ausweisungsverfahren, müssen Strafe zahlen, und dürfen anschließend für 10 Jahre nicht mehr in die USA einreisen.

Es ist klar, dass wir uns für die erste Variante entschieden haben. Nikolaus fährt mit dem Dinghy zurück zum Boot, um Evelyn zu verständigen und an Land zu bringen. Nun sitzen wir für die nächsten Stunden in einem völlig unterkühlten Büro (Nikolaus bringt uns zum Glück noch warme Sachen zum Anziehen) und harren der Dinge. Die Officers sind freundlich, brauchen aber ewig, um unseren Fall zu bearbeiten. Endlich – gegen 19:30 kommt dann noch der Boss der Abteilung, macht ein paar Unterschriften unter die vorbereiteten Dokumente und gibt uns per Schulterklopfen zu verstehen, dass unser Aufenthalt jetzt endlich legal ist. Tiefgekühlt und mit einem anständigen Loch im Budget dürfen wir endlich zurück aufs Schiff.
Wir sind geschafft, und Nikolaus und Isolde haben bei ihrem Landausflug keine lohnenden Ziele entdeckt. Es zieht uns deshalb nicht mehr an Land – lieber Jassen wir noch eine Runde mit unserem Besuch …

23. 2. 2023, 9:30. Fajardo, Puerto Rico.
Nach dem Frühstück geht es mit kräftigem Wind aus der Bucht von Fajardo.

Mit guter Fahrt geht es Richtung San Juan – wir wollen der Hauptstadt von Puerto Rico einen Besuch abstatten. Bei 20 kn halbem Wind (Wind genau von der Seite) macht die ARIES 8-9 kn durch die 2 m Wellen vor der Nordküste. Imposant die Einfahrt in die Bucht von San Juan vorbei an den mächtigen Festungen, die von der Brandung umtost wird.

Am Nachmittag ankern wir in der Bajo San Agustin vor der Altstadt von San Juan auf N 18°27.8′ W 66°7.3′ direkt vor der Fortaleza. Mit dem Dinghy setzen wir zum Ufer über. Der angegebene Fischersteg gehört zu einem umzäunten Bereich, der nach Einbruch der Dunkelheit abgesperrt wird.

Das Dinghy wird kurzerhand am Geländer der Strandpromenade angebunden. Von dort aus erkunden wir die Altstadt mit den prächtigen öffentlichen Bauten und den netten bunten Fassaden der Häuser, die noch aus der spanischen Kolonialzeit stammen.

Nach einem ausgiebigen Rundgang kehren wir im Restaurant St. Germain zu und essen ausgezeichnete Fusion – Küche mit europäisch – karibisch – amerikanischer Prägung.

24. 3. 2023, 11:00, San Juan.
Vormittags verlegen wir vom Ankerplatz vor der Altstadt zur San Juan Marina auf N 18°27.6′ W 66°5.5′. Von hier aus können wir leichter an Land und unseren Proviant auffüllen. Noch einmal spazieren wir mit unseren Gästen in die Stadt und besichtigen die Festungen.
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbringen wir in Restaurant El Asador (Grill) mit einem gemeinsamen Abendessen.

Morgen fliegen Isolde und Nik zurück nach Österreich. Wir haben die gemeinsame Zeit sehr genossen!

Die nächsten Tage erkunden wir noch weiter die Stadt und schwelgen im Angebot der „american – style“ Supermärkte. Eine gute Gelegenheit, nochmals Proviant zu besorgen, bevor es über Jamaika weiter nach Kuba geht.

Puerto Rica hat mehr als 3.5 Mio. Einwohner. Vom hohen Lebensstandard zeugen die gepflegten Gebäude und nicht zuletzt die vielen teuren Autos.

Besonders auffällig sind die vielen Leguane, die selbst mitten in der Stadt noch Plätze finden.

28. 2. 2023, San Juan Bay Marina
Morgen wollen wir weiter Richtung Jamaika – wir brauchen also ein Ausklarierungspapier, dass wir bei der Einreise in Jamaika den Behörden vorlegen können. Eine erste Anfrage bei den örtlichen Vertretern der CBP (Customs and Border Protection, einer Division der Homeland Security): Wir sollen die CBP ROAM – App zum Ausklarieren verwenden. Ich bin mir nicht sicher, aber beim Nachsehen in der App finden wir keine Funktion, mit der wir uns abmelden können. Beim nächsten Anruf verweist mich ein Officer auf die Form 1300. Die sei zwar eigentlich nicht mehr gültig, wird aber noch verwendet, da es noch nichts Neues gibt.
Das Papier stellt sich als Zollformular für Frachtschiffe heraus. Ich nutze meine Kreativität, um die für ein privates Segelboot unpassenden Felder irgendwie auszufüllen. Nachdem ich das Formular ausgefüllt und als PDF gespeichert habe, rufe ich wieder an, um herauszufinden, an welche Adresse ich das Formular als E-Mail senden kann. „Hmmh“ – meint der Officer, vielleicht wäre es doch besser, wenn ich mit allen Schiffspapieren und den Pässen ins Büro komme …
Ich packe also meine Papiere, den Laptop und die Pässe ein, fahre in die Marina und laufe die 2 km bis zum Pan American – Cruise Ship Terminal, in dem sich das Zollbüro befindet. Als ich ankomme, ist der Officer, mit dem ich telefoniert habe, nicht mehr da. Niemand weiß von etwas. Wieso ich den das Formular nicht per E-Mail geschickt hätte, werde ich gefragt. Okay – nur nicht die Nerven verlieren.
Schließlich erbarmt sich eine Dame, die ein eigenes Büro belegt – wahrscheinlich die Chefin der Kampftruppe – meiner. Es gibt im Büro kein WLAN für Externe, ich kann also mein ausgefülltes Formular nicht übertragen. Wir füllen nochmals alles aus, und schließlich bekomme ich ein abgestempeltes Papier, das unsere Ausreise bestätigt. Geschafft! Zurück auf dem Boot gibt es erst mal einen Rumpunsch für die Nerven. Oftmals sind die bürokratischen Hürden schlimmer als die schwierigste Segeletappe!

In den letzten Tagen sind eine Vielzahl von Kreuzfahrschiffen in die Bucht gefahren. Auch am letzten Abend liegen ein paar der Riesendinger an der Pier. Unter tags überragen sie die höchsten Gebäude und nachts leuchten sie heller, als die gesamte Stadtbeleuchtung.

1. 3. 2023, 10:00, San Juan Bay Marina, Puerto Rico
Wir fahren in die Marina zum Tanken. Eigentlich wollten wir im „Club Nautica“ Diesel bunkern, dort liegt aber eine fette Yacht und längsseits der dazugehörige Tender und blockieren die Tankstelle. Also müssen wir wohl den etwas höheren Preis in Kauf nehmen. In der Marina zahlen wir für 80 gal Diesel US$ 400.
Gegen 11:00 fahren wir aus dem Hafen, nicht ohne noch der Crew der Marelief zuzuwinken. Karin und Eric waren gestern Abend noch zu Besuch auf einen (oder waren es doch zwei?) Sundowner. Sie wollen morgen weiter Richtung Bahamas. Um 12:00 sind wir aus der Bucht und segeln mit 12 – 15 kn Wind aus ONO bei sonnigem Wetter der Küste entlang. Entspannendes Segeln vor einer tollen Kulisse. An der Küste sehen wir das große Denkmal, dass an der Anlandestelle von Christopher Columbus errichtet wurde.

Ein toller Sonnenuntergang entschädigt uns für die Schwierigkeiten beim Ein- und Ausklarieren. Alles in allem war Puerto Rico einen Besuch wert. Bis Jamaica sind es etwas mehr als 600 nautische Meilen – 5 Segeltage liegen vor uns.

2 Comments

2 Comments

  1. Schrottenbaum Isolde says:

    Lieber Roland, liebe Evelyn!
    Wir durften euch auf eurem Catamaran zwei herrliche Wochen begleiten.
    Bei unserem gemeinsamen Törn durch die BVI’s und weiter nach Puerto Rico haben wir eure ganz besonders herzliche Gastfreundschaft erleben dürfen.
    Dir Roland herzlichen Dank, als umsichtiger Kapitän und Reiseführer sorgst du dafür, dass man sich stets sicher fühlt, und zudem sorgst du für ein stets gepflegtes Boot.
    Auch dir Evelyn ein großes Dankeschön für deine grandiose Bewirtung-du hast uns so verwöhnt!
    Ein unvergesslich schöner, erholsamer Urlaub mit vielen neuen Eindrücken bleibt uns in allerbester Erinnerung.
    Liebe Grüße aus dem Ländle
    Niki und Isolde

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