Kuba – Paradies mit kleinen Defiziten

9. 3. 2023, 12:00, Erol Flynn Marina, Port Antonio, Jamaika
Heute Vormittag haben wir ausklariert, das war diesmal easy. Gegen Mittag legen wir vom Pier der Marina ab und laufen am Cruise Ship Terminal, an dem gestern der Club – Med Fünfmaster angelegt hat, vorbei durch den Kanal und aus der Bucht. Kurz darauf werden die Segel gehisst, ein angenehmer Wind zieht die ARIES mit 5-6 kn Richtung NO.

Am Nachmittag bringen riesige Felder aus Sargasso Seegras unsere Fahrt beinahe zum Stoppen. Hat sich eigentlich schon mal jemand Gedanken über eine kommerzielle Nutzung dieses „Unkrauts“ gemacht? Vielleicht könnte man es getrocknet und in Pellets gepresst als Brennstoff verwenden, oder es ist möglicherweise wegen seines hohen Mineraliengehalts eine gute Basis für Kosmetik? So jedenfalls verhindert es nur, dass wir mit der Angel etwas anderes als Grasbüschel fangen :-(.

Der Wind wird gegen 17:00 Uhr schwächer, frischt aber abends wieder auf. Kein Grund den Motor zu starten.
Abends um 21:20 kreuzt der Tanker „Aqua Freedom“ unser Kielwasser. Auf dem Plotter ist zu sehen, dass er den Kurs etwas geändert hat, um uns Vorrang zu geben. Ich bedanke mich per Funk beim Diensthabenden – wir haben auch schon anderes erlebt. Der Wind hat weiter zugelegt: Das Boot macht tolle Fahrt mit 7 – 8 kn.

10. 3. 2023, 0:00, N 18°55.5‘ W 77°2.8‘
Seit dem Auslaufen haben wir knapp 60 nm geschafft, 15 davon in den letzten 2 Stunden. Der Wind bleibt kräftig – die ARIES macht bis zu 9 kn Fahrt. Im „Kanal“ zwischen Jamaika und Kuba gibt es einigen Schiffsverkehr. Nachts sichten wir den Tanker „Vilma“, sowie die „Migration“ und die „Fotini 3“ mit Ostkurs.
Nach Sonnenaufgang geht der Wind etwas zurück und dreht auf SO, wir bergen die Genua (die bei Wind von hinten im Windschatten des Großsegels steht) und segeln nur mit dem Groß auf raumem Kurs. Abends gegen 19:00 Uhr erreichen wir den Golf von Guanacayobo bei N 20°12‘ W 78°17‘. Der Wind hat weiter abgenommen – Zeit für unseren Spinnaker. Bei 10 – 13 kn achterlichem Wind machen wir so immer noch mehr als 7 kn Fahrt mit Kurs 320°. Bei diesem leichten Wind bleibt das Wasser ruhig und das Segeln ist ein Hochgenuss, der durch den tollen Sonnenuntergang noch gesteigert wird.

11. 3. 2023, 0:00, N 20°12.3‘ W 78° 17.9‘
Leider ist der Wind weiter abgeflaut, da hilft nur noch der Motor weiter. Das Geräusch schreckt die fliegenden Fische auf, die sich vor unserem Boot in Sicherheit bringen – und damit Delphine anlocken. Die Gruppe begleitet uns fast eine Stunde lang.

Gegen morgen ist endlich weniger Sargasso im Wasser. Wir lassen unsere Schleppangel aus und tatsächlich beißt kurze Zeit später ein Barrakuda an. Wir sind vorsichtig und wollen keine Ciguaterra – Vergiftung riskieren, deshalb darf unser Fang wieder ins Wasser. Dann geht doch noch ein Abendessen an den Haken. Ein großer Jack – das gibt 2 schöne Filets …

Wir sind nicht unter Zeitdruck und beschließen deshalb die Flaute für einen Stopp in den „Cayos de Cinco Balas“ im „Archipelago de los Jardins de la Reina“ einzulegen. Diese kleinen Inselchen an der Riffkante sind meist nur ein paar Meter aus dem Meer ragende Sandflecken mit ein paar Mangroven und Büschen darauf.

Die Anfahrt durch das spiegelglatte Wasser ist wie der Blick in ein Tropenaquarium: Zwischen einer Vielzahl verschiedenster Korallen tummeln sich Fische, Rochen, Mantas und Schalentiere. Die Wassertiefe beträgt nur wenige Meter und das Wasser ist kristallklar.

10:10, N 21° 2.7‘ W 79°17.1‘. Die ARIES ist auf Grund gelaufen! Die Einfahrt zum Ankerplatz bei Cayo Alcatraz ist zu seicht für unsere 1,4 m Tiefgang. Der weiche Untergrund (Seegras auf Sand) hat unser Schiff nicht beschädigt. Zum Glück kommen wir mit ein paar Vor- und Zurückmanövern unserer Maschinen wieder frei. Bei dem ruhigen Wasser und dem angekündigten schwachen Wind ankern wir einfach zwischen den Cayos in nur 2,5 m Wassertiefe. Neben uns stecken Schildkröten verwundert über unsere Anwesenheit den Kopf aus dem Wasser und Reiher und Pelikane fliegen neugierig übers Boot.

Wir gönnen uns einen Snack und setzen dann mit dem Dinghy an Land. Der weiße, feinpudrige Sand lädt zu einem Entdeckungspaziergang am Strand ein. Im seichten Wasser tummeln sich Rochen, Krabben und Conch-Schnecken. Der Sand am Ufer ist eine wahre Fundgrube an prächtigen Muschel- und Schneckenschalen.

In der ungestörten Natur haben neben Sträuchern und Mangroven auch schon Palmen Fuß gefasst. Einige der Gehölze sind von riesigen Termitenbauten umwachsen. Wir könnten hier Tage verbringen …

12. 3. 2023, 12:00, Cayo Ingles.
Der auffrischende Wind und der Ebbstrom bieten ideale Voraussetzungen, unsere Reise fortzusetzen. Der Anker geht auf, wir setzen volle Segel und laufen auf Kurs 300° außerhalb der Riffe weiter Richtung Cienfuegos.
Nachmittags sind die Bedingungen günstig, um mit dem Spinnaker zu segeln. Der Wind kommt fast aus Süden – unser Kurs 330° verläuft nach NNW.
Evelyn hofft wieder auf einen Fisch. Um 16:30 beißt etwas an. Wir kämpfen mit unserem Fang, und glauben ihn schon verloren – weil der Widerstand während des Einholens plötzlich schwächer wird. Als wir die Schnur endlich eingerollt haben, zappelt am Haken ein kleiner Thunfisch – dem fehlt allerdings das letzte Drittel. Da hat sich wohl ein Hai ein Stück unseres Abendessens genehmigt! Ich freu mich schon auf ein Tartar.

Nach Sonnenuntergang dreht der Wind wieder mehr auf Ost, kommt also von der Seite – ein Segelmanöver ist angesagt: Der Spinnaker wird gegen Großsegel und Genua getauscht.

13. 3. 2023, 0:00, N 21° 33.6‘ W 79°57.2‘
Der Mond ist noch nicht aufgegangen, dafür spannt sich ein wundervoller Sternenhimmel übers Firmament, während in unserem Kielwasser fluoreszierendes Plankton leuchtet. An Steuerbord können wir bereits die Lichter von Trinidad erkennen.
Gegen Morgen wird der Wind wieder schwächer. Mit Motorunterstützung geht es bis zur Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos, dort werden dann die Segel eingeholt. An Backbord liegt das Kernkraftwerk Juragua. Das Projekt das 1983 mit wesentlicher Unterstützung der „Sowjetunion“ begann, wurde im Jahr 1992 durch den Zerfall der UDSSR und die darauffolgende Wirtschaftskrise in Russland gestoppt. 2000 wurde beschlossen, das Kraftwerk aufzugeben – seither werden die Gebäude auch nicht mehr in Stand gehalten. Dieser Entwicklung hat es Kuba zu verdanken, dass das Land einerseits keine Probleme mit Atommüll hat, andererseits zur Energieversorgung von ausländischen Ölimporten abhängig ist. Wieder einmal stellt sich die Frage, wieso nicht mehr in den Ausbau von solarer Energiegewinnung investiert wird.

Die in der Nähe errichtete Nuclear City, einst ein Vorzeigeprojekt des Castro Regimes, hat ein ähnliches Schicksal ereilt. Viele der Wohnbauten, die vorzugsweise die Belegschaft des Kraftwerks beherbergen sollten, sind nicht fertiggestellt. Nur wenige Häuser bewohnt. Das Szenario erinnert teilweise an Tschernobyl, obwohl hier keine Strahlung vorhanden ist. Die als Ausbildungsstätte der Kraftwerkstechniker geplante Fachhochschule gibt es zum Glück – jetzt als interdisziplinäre Universität.

Die postmodernen Bauten stehen im Gegensatz zum karibischen Flair der Fischersiedlung am Ufer des Kanals.

Die Einfahrt in die Bucht schlängelt sich durch einen langen Kanal, den wir unter Motor bewältigen, um die volle Manövrierbarkeit zu haben. In einer Biegung sehen wir das „Castillo de Nuestra Señora de los Ángeles de Jagua“. Diese Festung sichert seit 1742 die Zufahrt nach Cienfuegos gegen Eroberer und Piraten, und ist somit eines der ältesten Festungen in der Karbik. Das Kastell ist in hervorragendem Zustand – die Zugbrücke funktioniert trotz ihres Alters bis heute!

Weiter geht es quer durch die seichte Bucht bis zur Landzunge von Punta Gorda, an der die Marlin Marina Cienfuegos liegt. Wir melden uns auf Kanal 16 per VHF an und der Dockmaster weist uns einen Platz zu. Das Anlegen ist nicht einfach, weil in der Bucht mittlerweile wieder ein kräftiger Wind weht, der uns beim Einlaufen in unsere Anlegebucht auf die Betonkais drücken will. Mit Unterstützung der Marineros hat Evelyn das Boot aber schnell abgesichert, und wir können die Motoren abschalten. Wir sind in Kuba angekommen!

Ein wenig Nervenkitzel ist es schon: Ob das Einklariere in dem kommunistischen Land wohl schwierig sein wird? Yoandry, der diensthabende Dockmaster hilft uns auch hier und dient – wo es nötig ist, als Übersetzer. Der Arzt kommt an Board um unsere Temperatur zu messen, danach können wir im Hafenbüro den Vertrag für den Liegeplatz unterschreiben. Bei Zoll sind ein paar Zettel auszufüllen. Bei der Einwanderungsbehörde dauert es etwas länger, bis wir fotografiert und unsere Pässe eingescannt sind. Wir kriegen dann das „Despacho“ – ein Papier, das wir beim Verlassen und Ankommen in anderen kubanischen Häfen zum Abstempeln vorlegen müssen. Der Officer der Guardia Frontera fragt zum Schluss, ob wir eine Drohne haben, was ich blöderweise bejahe. Darauf hin kommt er aufs Schiff und bittet uns die Drohne zu zeigen. Unverdrossen wickelt er eine halbe Rolle transparentes Klebeband um unsere Tragetasche und verklebt auch noch den Schrank in dem die Tasche aufbewahrt wird mit Selbigem. „No Drones in Cuba“ ist sein Kommentar. Wir müssen bei der Ausreise dieses „amtliche Siegel“ vom zuständigen Beamten entfernen lassen 😉.

Der Hafenliegeplatz kostet US$ 0,39 pro Tag und Fuss Bootslänge, wenn man ein paar Tage bleibt wird es etwas günstiger. Ankern vor dem Hafen kostet die Hälfte. Beim Einklarieren sind € 30 pro Person fällig.

Die Marina bietet Platz für ca. 20 Boote bis 60 Fuß Länge und 30 Fuß Breite. Die Liegeplätze sind teilweise nur für Tiefgänge bis 2 Meter geeignet, manche weiter draußen bis 2.5 oder 3 m. Die Infrastruktur ist bescheiden, 2 Duschen und WCs, ein kleiner Store und eine nette Bar, die beide nur zeitweise geöffnet haben, wenn es etwas zu verkaufen oder auszuschenken gibt. Die Bar hat manchmal leckeres frisch gezapftes Bier. Da muss man aber schnell sein: Sobald das Fass angestochen ist, kommen alle Kubaner der Umgebung und kaufen Wasserkanister voll Bier. Ein Halbliterglas kostet 100 Pesos, ca. 80 € Cent. Ist das Fass leer, kann es gut sein, dass die Bar den Rest der Woche geschlossen ist, weil es keinen Nachschub gibt. Das ist Kuba live! Vor dem Club Nautico Cienfuegos liegen die Cats der hier ansässigen Charterfirmen (Dream Yacht Charter, Platten Sailing und Aldebaran). Hierher spazieren wir Abends um uns einen ersten Mojito als Anlegetrunk zu gönnen. Die Location ist zauberhaft – Mojitos haben wir schon bessere getrunken.

Zum Proviantieren kann man zum Mercado bei der nächstgelegenen Tankstelle laufen. Hier gibt es Wasser, Reis, Konserven, manchmal Fleisch, Bier und natürlich Rum. Wir sind für frisches Obst und Gemüse zum Mercado Municipal nach Cienfuegos gelaufen. Das rentiert sich aber kaum.

Es gibt ein paar Stände, die Kohl, Tomaten, Gurken und Auberginen verkaufen. Wenn es eine Ladung Kartoffeln gibt, stehen Schlangen von Leuten an, um ihre Lebensmittelmarken einzulösen.

Auf Anfrage hat uns unser Dockmaster mit einem ganzen Einkaufswagen voll frischem Obst und Gemüse versorgt – zu einem durchaus akzeptablen Preis. Köstliche Mangos, zuckersüße Ananas und Bananen, duftende Guaven, Sapote (Frucht, die fast aussieht wie Kokosnüsse), Cherimoya (Sugarapple), Zitronensaft, Papayas, Tomaten, Karotten, Gurken usw. ganz frisch und superköstlich. Auch ein riesiges Kastenbrot besorgt er uns!

Unsere Telekom- und Digicel – Karten funktionieren hier nicht. Wir können zwar angerufen werden, aber keine Anrufe tätigen, Internet geht gar nicht. Ich laufe zum ETECSA – Container und kaufe eine Cubacel – Sim. Im Preis von 1000 Pesos (8 Euro) sind 3.5 GB Guthaben, ein paar Sprachminuten und SMS inkludiert. Damit können wir ein paar Whatsapp verschicken und die Wetterdaten herunterladen. Ich hatte übrigens Glück, einige Tage später erzählen neu angekommene Segler, dass keine SIM-Karten mehr verfügbar seien.

Am Nachmittag besuchen uns Helene und Klaus von der SY LuSea – österreichische Segler, die auch gerade hier vor Anker liegen. Wir plaudern ein wenig beim Sundowner über unsere Erfahrungen und unsere nächsten Ziele. Die beiden wollen auch nach Cayo Largo – wir werden uns wohl noch öfter sehen. Morgen haben wir noch Zeit Cienfuegos ein bisschen zu erkunden, bevor abends mein Freund Johannes und seine Frau aus Havanna ankommen.

14. 3. 2023, Cienfuegos
Elisabeth und Johannes sind spät abends bei uns eingetroffen. Sie sind einen Tag vorher in Havanna gelandet, und haben dort im Hotel übernachtet. Die Fahrt mit dem Bus hierher war dann schon das erste Abenteuer: Ein Teil der Strecke war noch von Krabben, die im Frühjahr an Land wandern, belagert.

Copyright: Elisabeth Malin

Evelyn hat eine leckere Quiche gebacken und bei ein paar Gläschen Wein haben wir noch lange geplaudert. Endlich wieder News von der Heimat aus erster Hand.

15. 3. 2023, Cienfuegos
Nach dem Aufstehen gibt es ein leckeres Frühstück, danach zeigen wir den Beiden unser Boot, weisen sie auf Dinge hin, die auf See zu beachten sind und machen eine Sicherheitseinweisung. 

Noch sind beide „Bleichgesichter“, mal sehen, wie das nach dem Urlaub aussieht …

Nachmittags steht Cienfuegos auf dem Plan. Wir spazieren von der Marina über den Malecón ins Zentrum.

Die Stadt, als Perle des Südens bezeichnet, hat mittlerweile den UNESCO Kulturerbe Status erhalten, auch wenn der Charme unter dem kommunistischen Regime etwas gelitten hat. Die öffentlichen Bauten werden gut Instand gehalten, aber etwas vom Zentrum entfernt sieht man, dass es oft am Notwendigsten fehlt, um die Häuser gut zu erhalten. Ein kleiner Kunsthandwerksmarkt erregt unsere Aufmerksamkeit – da gibt es die ersten Souvenirs zu kaufen.

Wir besuchen den „Plaza Jose Martin“ im historischen Zentrum der Stadt. Die Prachtbauten rundum zeugen von der einstigen Blüte und Hochkonjunktur der Insel. Das „Teatro Tomas Terry“ ist uns eine Besichtigung wert und empfängt uns mit angenehm kühler Luft. In den Logen und Sesselreihen wirkt der Charme und Flair des historischen Theaters, das nach wie vor genutzt wird, inspirierend.

Nachdem wir in der Stadt 5 oder 6 Geschäfte durchsucht haben, finden wir sogar Essig und Butter, die Evelyn unbedingt noch für unsere Vorräte besorgen wollte.

Wir bestaunen die alten Ami – Schlitten, gönnen uns in der Nachmittagshitze s für den Rückweg zur Marina aber eine Fahrt auf der Pferdekutsche.

Es gibt im Kurzstreckenverkehr nur wenige Autotaxis. Meist ist eine Rikscha mit tretendem Fahrer oder mit Motorradantrieb das Mittel der Wahl. Erstaunlich, wie viele Elektroroller unterwegs sind. Die Mopedrikschas nehmen 150 Pesos für eine Fahrt, Touristen werden aber gerne auch um das 10-fache erleichtert. Am Besten vorher den Preis vereinbaren!

16. 3. 2023, 7:15, N 22° 7.5‘, W 80° 27.2‘, Marlin Marina Cienfuegos
Die Stunde der Wahrheit. Wir legen ab und laufen aus der Bucht. Jetzt wird sich zeigen ob unsere Gäste seefest sind. Im Windschatten der Küste ist es noch ruhig. Wir setzen Segel und laufen an der Grenze des Sperrgebiets (Atomkraftwerk) entlang Richtung SW.

9:00, N 21°53.6‘ W 80° 33.4‘, Neuer Kurs 230°. Wir haben perfekten Wind aus Ost, der uns nur unter Genua mit 6 – 7 kn nach Westen zieht. Von achtern rollen mittlerweile Wellen mit 1 – 2 m unter dem Schiff heran. Unsere Gäste suchen sich Plätze, um den Horizont im Auge behalten zu können. So ganz wohl fühlen Sie sich nicht, aber sie machen das gut.

18:00, N 21° 38‘ W 81° 10.6‘, Cayo da Sal.
Obwohl der Wind nachmittags etwas nachgelassen hat, sind wir gut vorangekommen. Teilweise mit dem Spinnaker haben wir in 10 Stunden mehr als 65 nm zurückgelegt. Hinter der Insel mit der einzelnen Palme liegen wir im ruhigen Wasser und schnorcheln vor dem Abendessen noch ein bisschen an der felsigen Küste der Insel entlang.

Auf dem Sonnendeck wird Rumpunsch als Sundowner serviert. Leider haben wir mit unseren Angeln nichts gefangen, darum gibt es Spaghetti mit Thunfisch aus der Dose.

17. 3. 2023, 9:15, Cayo da Sal.
Unser Ziel Cayo Largo liegt nicht mehr fern, unsere Gäste dürfen deshalb ausschlafen und in Ruhe frühstücken. Es gibt frischen Toast mit Käse und Tomaten, Obstsalat und Müsli, Kaffee und Fruchtsaft. Nach dem Ankermanöver segelt die ARIES mit raumem Wind auf der Innenseite des Riffs nach Westen. Heute fängt Johannes seinen ersten Fisch!

10:45, N 21°37.4‘ W 81° 19.9‘
Das Riff bietet hier eine Passage, die wir nutzen, um zur Außenseite zu gelangen. Auf Kurs 255° geht es bei 15 – 25 kn Wind mit angenehmen 6 kn Fahrt weiter Richtung Ziel. Unsere Gäste aus Vorarlberg haben sich an den Seegang gewöhnt, und Spaß an der Fahrt.

13:00 N 21° 34.7‘ W 81° 33.9‘
Wieder passieren wir das Riff und folgen der Betonung, um hinter der Landzunge einen Ankerplatz vor Cayo Largo zu finden. Eine halbe Stunde später fällt der Anker auf den sandigen Grund in nur 3 m Tiefe. Die SY LuSea von Helene und Klaus ist mit uns zusammen angekommen, und ankert in der Nähe. Klaus hat auf der LuSea Starlink installiert, der WiFi Router reicht bis zu uns. Freundlicherweise hat er uns sein Passwort verraten: So haben wir Internetzugang. „Ma hilft anand“.

Das türkisblaue Wasser lädt zum Schwimmen und Schnorcheln, der weiße Sand der Uferdünen zum Strandspaziergang.

18. 3. 2023, 10:00, Cayo Largo Marina
Die Crew schläft heute aus. Langsam scheinen sich unsere Gäste an die neue Zeitzone zu gewöhnen und sich an unseren Tagesrythmus anzupassen. Gestärkt mit einem guten Frühstück geht es mit dem Dinghy zur Marina. Beim Dockmaster „Piri“ können wir uns anmelden. Der Port Captain ist wegen eines angekommenen Passagierschiffes gerade unterwegs. Piri ist „Sissi“ – Fan, also stellen wir ihm unsere Elisabeth als Sissi vor, und haben gleich einen Stein im Brett bei ihm. Fortan wird Elisabeth an Board mit Sissi angesprochen.

Gleich neben der Marina ist das „Centro de Rescate de Tortugas Marinas“. Die gepflegte Anlage beherbergt einige Dutzende Schildkröten. Die Eier werden von den Mitarbeitern mühevoll ausgegraben und eingesammelt, um zu verhindern, dass die Brut durch Badende zertrampelt, oder von Fressfeinden verschlungen wird. Sie werden von Hand wieder in einem Sandfeld im Areal vergraben und von der Sonne ausgebrütet. Nach dem Schlüpfen werden sie in Becken übersiedelt, gefüttert und gepflegt. Vor dem Auswildern werden die Tiere markiert. Die Ranger garantieren zusammen mit Freiwilligen das Überleben von bis zu 10.000 Tieren jährlich.

Die Schildkröten – es gibt hier auf Cuba 2 Arten – sind wunderschön. Als Besonderheit werden uns einige Albinos gezeigt. Die weißen Schildkröten werden von ihren Artgenossen angegriffen, und deshalb getrennt aufgezogen. 

Ein Spaziergang durch die Village endet in der „Taberna el Pirata“ mit einem köstlichen Mojito von Alexej – dem Barkeeper.

Zurück auf dem Schiff nehmen wir ein erfrischendes Bad und spazieren später am Nachmittag mit Helene und Klaus zum Beachclub „Playa Sirena“.

Frischer Lobster oder „Geschnetzeltes“ stehen zur Auswahl – dazu noch ein Mojito. Auf dem Rückweg zieht es zu – Ein Squall kündigt sich an – dafür gibt es einen tollen Regenbogen.

19. 3. 2023, Cayo Largo
Nach dem Frühsport steht Lazy Sunday auf dem Programm: Ein bisschen Schwimmen, eine bisschen mit dem Kanu rumpaddeln, lesen, …

Der Nachmittag bringt einen weiteren Squall – das geplante Grillen am Strand wird verschoben. Wir spielen Romykub – zu Viert macht es noch mehr Spaß. Johannes und Elisabeth sind harte Gegner!

20. 3. 2023, Marlin Marina Cayo Largo
Vormittags waten wir ein wenig auf der kleinen Insel in der Nähe unseres Ankerplatzes herum und finden Seesterne und Conch-Schnecken.

Am Nachmittag verlegen wir in die Marina. Es ist kräftiger Wind angesagt. Unter unserem Boot schwimmen riesige Tarpoons (ca. 1,5 m lang) – die könnten wahrscheinlich ein Huhn mit einem Bissen herunterschlingen.

Erstaunlicherweise sind die viele Crews der nebenan anlegenden Charterboote Deutsche oder Österreicher. So viele Landsmänner haben wir auf unserer ganzen Karibikreise bisher noch nicht getroffen. Etwas leid tun uns die Charterschiffe. Bei manchem Anlegemanöver geht es – nicht zuletzt oft unter Alkoholeinfluss – ziemlich ruppig ab.

Abends grillen wir Fisch. Dazu gibt es leckeren Kartoffelsalat.

21. 3. 2023, Marlin Marina Cayo Largo
Wir nutzen den Liegeplatz in der Marina, um nochmals einen Rundgang durchs Dorf zu machen. Evelyn und Elisabeth verteilen Sachen, die wir mitgebracht haben. T-Shirts, Polos, Bikinis, Seifen und Kosmetik finden reißenden Absatz. Johannes verschenkt seine Sandalen.

Neben uns bleibt ein Bus stehen, und fragt, ob wir irgendwo hinwollen. Das kommt uns gerade recht – wir würden gerne ein bisschen mehr von der Insel sehen. Der Bus fährt am Flughafen (International Airport – es kommen Flieger aus Kanada und Italien) vorbei zum Starfish Hotel.

Das Hotel beherbergt nur All-Inklusive Gäste. Wir können keine Drinks erwerben, bekommen aber dafür 4 Gratis Mojitos. Der Barkeeper dafür ein anständiges Trinkgeld. Die Rezeptionistin telefoniert. Schließlich erscheint ein junger Mann namens Daniel, der sich als Concierge im Praktikum vorstellt, und uns durch die Anlage führt. Sein English ist hervorragend. Wir erfahren alles, was uns interessiert und noch mehr. Das Hotel ist erst seit kurzem wieder geöffnet: Nach einem Sturmschaden und Corona hat es ein wenig gedauert, bis die Anlage wieder für Gäste zugänglich gemacht werden konnte.
Wir freuen uns für die Kubaner, die hier gerne arbeiten und einen guten Job zu machen scheinen – die Gäste sehen jedenfalls zufrieden aus.

Falls jemand auf Grund der Bilder einen Kuba Urlaub plant, kann er sich hier informieren: www.sundwind.com.

Abends ist das Wetter perfekt für das geplante Grillfest. Wir laden das Dinghy voll und setzen zum Grillplatz am Strand über. Zum Sundowner laden uns Helene und Klaus auf ein Glas Sekt ein. Sie feiern heute ihren 25 Hochzeitstag – Silberhochzeit! Wir stiften unsere letzte Flasche Veltliner aus Österreich, Elisabeth hat den beiden ein kleines Gedicht verfasst, das im Zuge der Geschenkübergabe verlesen wird. Die Jubilare sind gerührt!

Johannes als alter Holzer macht ein perfektes Lagerfeuer, ich bringe den Grill zum Glühen und bald schon brutzeln die Würstchen auf dem Feuer. Die Mädels haben Brot gebacken und einen leckeren Colslaw Salat vorbereitet. Ein köstliches Essen, das wir mit kühlem Bier genießen.

Zur Feier des Tages überfliegt uns noch eine alte Doppeldecker Antonow. Der Pilot ist ein Draufgänger und beherrscht seine Maschine: In Wipfelhöhe überfliegt er die Palmen und Büsche am Grillplatz und fliegt im Kanal zur Marina so tief, dass das Fahrwerk Furchen durch die Wasseroberfläche zieht. Im Sonnenuntergang kehrt die Maschine dann zum nahe gelegenen Flugplatz zurück und die Crews bald darauf auf unsere Boote.

22. 3. 2023, Cayo Largo
Heute ist ein Badetag geplant. Im warmen Wasser planschen, schnorcheln, am Strand spazieren und Muscheln sammeln – es fühlt sich an wie Urlaub ;-). Für abends haben wir im Restaurant des Marina-Ressorts reserviert. Wir haben uns in Schale geworfen, um am Pool noch ein „Crew“ Foto zu machen. Sieht doch gut aus, oder?

23. 3. 2023, Cayo Iguana
Wir sind gestern wieder an unseren Ankerplatz zurückgekehrt. Heute nehmen wir unser Dinghy, um den Cayo Iguana zu erkunden. Der schroffe Felsen beherbergt einen Leuchtturm und eine Population von Leguanen. Wir haben ein bisschen altes Brot dabei, dass die kleinen Drachen gerne als Nahrung annehmen. Sie verfolgen Evelyn in der Hoffnung auf mehr, solange bis sie flüchtet.

Den Rückweg nehmen wir durch die Kanäle, vorbei an ausgedehnten Mangrovenwäldern.

Das Wasser ist kristallklar. Der Kanal mündet wieder in der Fahrrinne zur Marina, genau vor der Sandinsel, die wie eine kleine Ausgabe der Felsklippen von Dover aussieht. In den vielen Höhlen hausen weitere Leguane, die neugierig herauskommen, als wir am Strand herumspazieren.

Das Wasser ist ein Traum – es changiert farblich je nach Tiefe zwischen Dunkelblau, Türkis, Hellblau und ganz an Strand blendend weiß. Der feine, poröse Korallensand wird trotz der kräftigen Sonnenstrahlen nicht heiß und ist ideal, um barfuß herumzulaufen und Muscheln zu sammeln.

24. 3. 2023, Cayo Largo
Wieder mal geht es mit dem Dinghy in die Marina zum Abmelden. Danach geht der Anker auf und wir fahren die kurze Strecke bis zu den kleinen Inseln „Cayo Hjio de Los Ballenatos“. Der Anker fällt im sandigen Grund. Mit Schnorchel, Maske und Flossen wird die prächtige Unterwasserwelt erkundet. Die Korallen sind vielfältig und intakt, dazwischen tummeln sich ganze Schwärme mit schönen Rifffischen – bis hin zum Barracuda.

Zurück auf dem Boot überrascht mich Evelyn mit einem selbstgemachten Geburtstagskuchen, Johannes und Elisabeth haben sich wieder die Mühe gemacht, ein Gedicht zu verfassen. Es gibt Kuchen und Kaffee, keinen Alkohol – wir möchten heute noch weiter! Elisabeth hat wieder ein Gedicht verfasst. Damit ich das als Ü60 verkrafte, werde ich in Watte gepackt. Was man sich im Alter alles gefallen lassen muss! Dafür gibt es eine große Toblerone als Geschenk von unseren Gästen.

Um 14:00 Uhr geht der Anker auf und wir segeln bei Ostwind Richtung Süden. Der Wind weht kräftig, leider in die falsche Richtung. Delphine kreuzen unseren Kurs und zaubern unseren Gästen ein Lächeln ins Gesicht. Immer wieder erleben wir diese Wirkung und selbst wir sind immer wieder von diesen Wesen verzaubert.

2 Stunden später wenden wir auf Kurs 50° um gegen den Wind aufzukreuzen. Zum Glück dreht der Wind im Laufe des Nachmittags und abends immer mehr auf Süd, sodass wir nach Osten segeln können. Die Windvorhersage hat wieder einmal recht behalten.

Nach Einbruch der Dunkelheit steht ein junger Mond mit schmaler Sichel am Himmel. Nach dessen Untergang spannt sich ein spektakulärer Sternenhimmel über das Boot. Elisabeth und Johannes bleiben lange auf dem Sonnendeck und genießen diesen großartigen Anblick.

Gegen Mitternacht flaut der Wind weiter ab. Ich rolle die Genua ein und starte eine Maschine – so motorsegeln wir weiter Richtung Osten. Nach einigen Stunden wird der Wind wieder kräftiger und bläst aus Südost. Ideal um mit halbem Wind auf Nordostkurs Richtung Cienfuegos zu segeln. Gegen Morgen muss ich das 2. Reff einlegen – die Windgeschwindigkeit steigt auf über 25 Knoten, dafür machen wir teilweise fast 10 kn Fahrt. Hart am Wind schneiden wir dabei die Sperrzone etwas – hoffentlich rückt deshalb nicht die kubanische Marine aus 😉.

25. 3. 2023, 9:00, Cienfuegos
Der Wind hält bis zur Einfahrt in die Bucht. Hier bergen wir die Segel und fahren unter Motor durch den Kanal. Die Fischer sind schon dabei, ihr Tagwerk zu verrichten. Wir machen uns Gedanken um die Seetüchtigkeit mancher Gefährte.

Um 9:00 legen wir in der Marlin Marina an. Unsere Crew hat den Törn wohlbehalten überstanden. Während ich mich nach dem Frühstück aufs Ohr lege, machen sich unsere ausgeschlafenen Gäste nochmals zu Fuß auf den Weg, um die Umgebung zu erkunden.

Sie finden das im maurischen Stil errichtete Restaurant „Palacio de Valle Terrace“, früher die Residenz einer spanischen Familie. Wir werden zum Abschluss unseres gemeinsamen Törns zum Abendessen eingeladen. Beim Spaziergang von der Marina geht’s am „Hotel Jagua“ vorbei. Das Hotel befindet sich im Umbau – die Boutique ist aber geöffnet und bietet ein paar nette Sachen zu günstigen Preisen. Sogar Johannes findet ein Paar neue Flip-Flops.

Die Location für unser Dinner ist prachtvoll und das Abendessen, zu dem wir eine Flasche Wein bestellt haben, mundet vorzüglich. Wir lassen das Flair des wundervollen Gemäuers auf uns wirken und fühlen uns – von den vielen Servicekräften umsorgt – fast wie die Zuckerbarone der Kolonialzeit. Beim Kaffee und Dessert besprechen wir, was für den letzten Tag ansteht: Wir würden unseren Gästen gerne noch Trinidad zeigen. Die beiden stimmen gerne zu – die Sache ist abgemacht.

Auf dem Rückweg finden wir noch eine kleine Bar, in der es gute Musik und Drinks gibt. Wir entscheiden uns für Pinacoladas und Mojitos. Nach der 2. Runde spazieren wir gut gelaunt zurück aufs Schiff.

26. 3. 2023, Trinidad

Unseres Lieblings – Dockmaster Yoandry hat uns ein Taxi organisiert, dass uns für US$ 120 nach Trinidad fährt, dort auf uns warten und wieder zurückbringen wird. Pünktlich um 9:30 steigen wir direkt vor der Marina ins Auto – einen SEAT in der üblichen gelben Taxilackierung. Der Fahrer ist geschickt und umrundet, da er die Strecke kennt, die häufigen Schlaglöcher im Asphalt. Der Wagen hat bereits fast 770.000 km auf dem Buckel, wird aber scheinbar gut gewartet, und unser Chauffeur ist stolz auf „sein“ Fahrzeug.

Die Fahrt an der Küste entlang bietet viele schöne Aussichten und ist kurzweilig. Zum Glück ist hier die Zeit der Krabbenwanderung schon vorbei. Als wir letztes Mal hier waren, konnten die Autos nur im Schritttempo fahren, da die Straße übersät von den Krustentieren war. Die überfahrenen Tiere hinterlassen einen glitschigen Belag, der die Rutschgefahr drastisch erhöht. So aber brausen wir mit knapp 100 km/h über die Landstraße und erreichen die Stadt nach einer Stunde Fahrt.

Bevor wir aussteigen, vereinbaren wir mit unserem Fahrer, dass er uns beim „Casa del Tabaco“ in 4 Stunden wieder abholt. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg ins historische Zentrum. Die Stadt ist ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe und selbst auf Kuba etwas Besonderes. Hier stehen die ältesten Kolonialbauten, hier fahren noch uralte Kutschen die Touristen über die holprigen Pflasterstraßen und hier halten viele der Bewohner Singvögel, die in liebevoll gearbeiteten Käfigen an der Hauswand präsentiert werden.

Die Stiege, die zum Casa de la Música führt, wird abends von vielen Gästen bevölkert, die den Klängen von Salsa und kubanischer Musik lauschen. Ganz in der Nähe, im Café Don Pepe kehren wir für eine Pause ein. Ein frisch gepresster Ananas- oder Guavensaft kostet 100 Pesos, umgerechnet etwa 80 Cent.

Wir schlendern um den Hauptplatz und durch die Gassen und finden in einem Restaurant einen Platz für ein spätes Mittagessen. Fischsuppe, Hamburger und Pizza stillen unseren Hunger. Eine kleine Combo spielt auf, und animiert uns zum Mitmachen. Viel zu schnell geht die Zeit vorbei – wir machen uns auf den Rückweg zum Treffpunkt.

Vor einer Kirche bietet ein Korbflechter seine Waren an. Da können unsere Damen nicht widerstehen.

Zur ausgemachten Zeit hält unser Taxi am Treffpunkt. Es geht zurück Richtung Westen. Als wir am Straßenrand ein paar Stände sehen, die Obst verkaufen, bitten wir unseren Taxler kurz stehenzubleiben. Einer der Verkäufer ist ein Freund des Fahrers – er erfüllt unseren Wunsch gerne.

Stechpalmfrüchte, Sapote, Chirimoya, Mangohonig, Bananen und Kukuma wechseln um ein paar Pesos den Besitzer. Da können die neu gekauften Korbtaschen gleich ihre Funktionalität beweisen. Das gibt nochmals ein leckeres Frühstücksmüsli mit exotischen Früchten. Morgen früh werden unsere Gäste leider schon abreisen. Wir bitten noch den Dockmaster ein Taxi für morgen früh zu organisieren, dann geht es zurück aufs Boot.
Nachdem die Koffer gepackt sind, sitzen wir noch bei einem Gläschen zusammen und plaudern mit unseren Gästen noch bis in die Nacht. Wir haben den Eindruck, dass Ihnen der Urlaub bisher gut gefallen hat. Das spiegelt auch der Eintrag im Gästebuch wieder.

27. 3. 2023, 6:00, Marlin Marina Cienfuegos.
Wir stehen früh auf, um unseren Gästen noch ein letztes Frühstück zu bereiten. Der Abschied fällt uns schwer – wir haben die gemeinsame Zeit sehr genossen. Ich begleite die beiden zum Taxi, dass die Beiden zum Busbahnhof bringt. Abends erhalten wir die Nachricht, dass sie gut im Hotel in Havanna angekommen sind. Ihnen bleibt noch ein kurzer Aufenthalt, um Havanna zu erkunden, bevor es mit dem Flieger wieder in die Heimat geht.

Arbeit steht an, es gilt das Boot auf Vordermann zu bringen: Entsalzen, Auftanken, Öl- und Kühlsysteme kontrollieren, Betten abziehen, Waschen und Wäsche trocknen, Staubsaugen. Es gibt einiges zu tun. Abends gönnen wir uns einen Sundowner auf unserem Sonnendeck – der Sonnenuntergang ist wundervoll.

28. 3. 2023, Cienfuegos
Nachdem die Arbeiten am Boot erledigt sind, wollen wir heute nochmals in die Stadt. Vielleicht finden wir noch ein paar Schnäppchen. Evelyn entdeckt ein tolles Stoffgeschäft. Vermutlich entsteht einiges der kubanischen „Haute Couture“ an den heimischen Nähmaschinen. Fehlendes handwerkliches Geschick kann man den wenigstens CubanerInnen nachsagen. Wie erwartet ist unsere Ausbeute gering, aber der Ausflug hat sich – in Hinblick auf den Einblick ins wahre Leben Kubas – auf jeden Fall rentiert.

Unsere Marina Bar bietet bei unserer Rückkehr zum Glück wieder einmal gut gekühltes, frisch gezapftes Bier vom Fass – ein Genuss bei der Hitze. Die Gläser werden übrigens aus abgeschnittenen Rumflaschen hergestellt – Cuba Engineering!

Die nächsten Tage verbringen wir mit Faulenzen und damit, uns zu überlegen, wie unsere weitere Route aussehen soll. Wir wollten eigentlich weiter nach Mexiko und Belize. Von anderen Seglern erfahren wir aber ein paar Dinge, die uns unsere Pläne überdenken lassen:

  • Das Einklarieren in Mexiko ist aufwendig und teuer. Das Schiff muß bei der Einreise temporär importiert werden – Nachweise über den Erwerb selbst des Dinghys müssen dazu erbracht werden.
  • Mexiko bietet auf der Karibikseite kaum Ankerplätze, man ist also gezwungen eine Marina anzulaufen. Kein Ankern in Buchten, kein Baden vom Boot aus. Einzige Ausnahme ist die Bucht in der Isla Mujeres.
  • Die Marinaplätze sind rar und teuer. Wir haben einige Marinas angeschrieben und entweder keine, oder eine abschlägige Antwort erhalten.
  • Je weiter wir nach Westen segeln umso schwieriger und länger wird der Rückweg zu den Antillen (gegen den Passatwind).
  • In Belize soll die Versorgungslage schwierig und alles teuer sein.

So werfen wir schlussendlich unsere ursprünglichen Pläne über den Haufen. Unsere neue Strategie sieht vor, nach Jamaika zurück und dann in einem langen Schlag nach Süden zu den holländischen ABC-Inseln zu segeln. Von dort hoffen wir dann peu á peu den Inseln entlang nach Osten bis nach Grenada zu kommen. Dort wollen wir die Hurrikan Saison verbringen. Bevor wir Kuba aber den Rücken kehren, wollen wir doch noch etwas weiter nach Westen segeln um die schöne Inselwelt zu genießen.

29. 3.2023, Marlin Marina Cienfuegos
Vormittags erledige ich die Bezahlung der Marina und hole vom Port Captain das „Depacho“ mit dem Stempel von Cienfuegos ab. Wir tanken unser Boot mit „Diesel Especial“ voll. 170l passen noch in den Tank und kosten hier US$ 85. In Havanna soll der Dieselpreis bei der Hälfte liegen, für uns ist es aber hier schon günstig.

In der Bucht hat die „Wylde Swan“ geankert – ein klassischer, holländischer 2-Master. An Bord sind neben einer kleinen Crew eine Menge an Jugendlichen, die auf dem Schiff ein Segelpraktikum machen können. Eine tolle Idee, die wir auch anderen Ländern ans Herz legen möchten.

Gegen 18:00 Uhr legen wir ab und haben gegen 19:30 die Bucht und den Kanal durchfahren und das offene Meer erreicht. Leider muss weiter die Maschine bemüht werden, es herrscht Windstille. Vor der Einfahrt in den Kanal liegt die „Kirti Emerald“ auf Reede und wartet auf einen freien Hafenplatz. Kurz vor 23:00 Uhr gehen wir auf Kurs 245°. Endlich Wind zum Segeln. Der zieht die ARIES dann auch gemütlich aber ohne Unterbrechung bis zu unserem Ziel nach Cayo Largo, wo der Anker am Mittag des darauffolgenden Tages in den sandigen Boden der seichten Bucht fällt. Es wird ein gemütlicher Tag – ausschlafen, schwimmen und lesen stehen auf dem Programm.

1. 4. 2023, Cayo Largo – Cayo Rosario – Cayo Ciprey
Morgens bringt mich das Dinghy in die Marina. Ich melde uns an, und gleich auch wieder ab. Wir wollen weiter nach Westen zur Ranger – Station auf dem Cayo Ciprey. Der Anker geht schon um 9:30 auf. Das Segeln Richtung Westen ist ein Traum: mäßiger Wind aus Ost, ruhiges, kristallklares Wasser und strahlender Sonnenschein. Am frühen Nachmittag passiert die ARIES das Riff vor der Lagune zwischen Cayo Rosario und Cayo Ciprey.

Delphine begleiten das Schiff durch das türkisblaue Wasser bis zum Ankerplatz vor der Ranger – Station. Noch während das Schiff aufgeklart wird, können wir beobachten, wie am Strand ein Boot zu Wasser gelassen wird. 3 Männer rudern zu unserem Schiff und fragen, ob wir Fisch oder Lobster möchten. Wir hätten mal wieder Lust auf frische Languste und bestellen 3 Stück.

Die Jungs rudern ein Stück weiter und tauchen am nahen Riff nach den Krustentieren. Eine Stunde später kommen sie wieder und präsentieren ihren noch lebendigen Fang. Wir suchen 3 schöne Exemplare in passender Größe aus. Den noch lebenden Tieren wird kurzerhand der Schwanz, der das köstliche weiße Muskelfleisch enthält, ausgerissen. Mit einem Stück eines Fühlers, die mit harten Widerhaken besetzt sind, entfernt der Taucher gekonnt den Darm. So haben wir das noch nicht gesehen.

Wir überlassen den freundlichen Männern die ausgemachten US$ 15 und ein paar Kleidungsstücke und Schuhe. Dafür gibt es noch einen 4. Lobster gratis dazu. Wir werden eingeladen, die Station zu besuchen. An Land steigt einer der Ranger aus, die beiden andern rudern(!) das schwere Holzboot quer über die Bucht zu 2 anderen Segelbooten, die vor dem Cayo Rosario vor Anker liegen. Hoffentlich finden Sie Abnehmer für den Rest der Beute.

Nachdem unser fangfrischer Einkauf eingekühlt ist, setzen wir ans Ufer. Hinter der Rangerstation gibt es einen flachen Sandstrand, an dem man mit dem Dinghy gut anlanden kann. Ein kurzer Fussweg der mit Conch Schalen gesäumt ist führt zu einem großen Sandplatz auf dem ein großes Haus und eine Hütte stehen. Ein Grillplatz und ein paar gemütliche Deckchairs laden zum Relaxen ein. Man bietet uns frisch geöffnete Kokosnüsse an, die wir gerne trinken. Als Gastgeschenk bringen wir noch 2 alte Neoprenanzüge und eine Taucherbrille mit, die begeistert angenommen werden.

Beim Plaudern erfahren wir ein bisschen über unsere Gastgeber. Die Station wurde beim letzten Hurrikan 2016 komplett zerstört, von der Organistation „Fauna e Flora“ aber wieder aufgebaut. Die „Besatzung“ verbringt jeweils 3 Wochen vor Ort, und hat dann 1 Woche Heimurlaub. Fast alle Mitarbeiter kommen von der „Isla de Juventud“. Hin und wieder kommen Segler oder Fischer vorbei. Die Männer füttern die auf der Insel die hier lebenden Affen und kümmern sich um kranke und verletzte Tiere.

Gerne würden wir einen Blick auf die hier vorkommenden Krokodile werfen, aber der Weg durch die Moskitos im Unterholz ist uns dann doch zu mühsam. Dafür schenkt uns die Ranger, die sich auch um diese vom Aussterben bedrohte Gattung kümmern, ein paar Krokodilzähne. Als Ersatz kommt ein besonders großer Leguan an spaziert, der sich an den Abfällen unserer Kokosnüsse gütlich tut.

Evelyn entdeckt ein Pärchen Hasen, die hier als Maskottchen leben. Quasi ein Vorgeschmack auf Ostern!

Zurück auf dem Boot gönnen wir uns einen Sundowner und brutzeln dann die frischen Lobster auf dem Grill. In Kuba bekommt man die Spezialität normalerweise nur einfach gegrillt. Wir machen uns die Mühe eine kreolische Marinade aus Karotten, Knoblauch, Zwiebeln, Zitronensaft und etwas Öl zuzubereiten, die unserer Meinung nach den Genuss nochmals erhöht. Dazu gibt es Krautsalat und ein Gläschen Wein.

2. 4. 2023, 7:30, Cayo Cantilles
Für heute ist Flaute angesagt – ideal, um den sonst schwierigen Rückweg nach Osten in Angriff zu nehmen. Statt wie üblich außerhalb der Riffe zu segeln, haben wir uns vorgenommen im flachen Wasser entlang der Cayos zu fahren. Das Wasser hat die Farbe eines Swimmingpools. Die fantastischen Farben übersteigen fast die Möglichkeiten der Kameras. Die Bilder vermögen kaum abzubilden, was wir mit eigenen Augen zu sehen bekommen. Als besonderen Höhepunkt begleitet uns eine Delphinschule durch das türkisblaue Wasser.

Das Wasser ist ruhig, der Wind schwach und unter Motor erreichen wir schon kurz nach Mittag wieder Cayo Largo und verbringen den Rest des Tages mit schwimmen und spazieren am unvergleichlichen Sandstrand. Die Eindrücke sind wie für das Titelblatt eines Reisemagazins arrangiert. Im hellrosa Sand liegen Conch Muscheln, Seesterne. Krabben und kleine Rochen wühlen im Sand nach Essbarem und in der Bucht tauchen immer wieder Schildkröten auf, um Luft zu holen.

Das Bild vom Paradies bekommt nur dann Risse, wenn abends der Wind einschläft. Ohne Wind überfallen mit Einsetzen der Dämmerung ganz Schwärme von Moskitos unser Boot. Wir sind gut gerüstet und haben alle Fenster mit Netzen abgedeckt – lieber würden wir aber im Freien sitzen, als den Abend im Salon zu verbringen.

Andererseits ist die Windsituation für unsere weitere Reise ein Vorteil. Mit den südlichen schwachen Winden können wir wieder zurück nach Cienfuegos segeln. Im Hafen treffen wir auf eine Überraschung: Hier liegt der Catamaran Bumblebee, den wir in der Karibik schon einige Male gesehen haben. Als die Crew mit dem Dinghy an unserem Boot vorbeifährt winken wir – sie kommen vorbei. So lernen wir Katja und Axel mit ihren Hunden Klaus und Chica kennen. Schnell ist ein gemeinsames Abendessen vereinbart – gemeinsam geht es mit dem Mopedtaxi abends ins Zentrum von Cienfuegos. Ein Paladares ist unser Ziel. Diese privat geführten Restaurants bieten eine wesentlich reichhaltigere und creativere Küche auf, als es die staatlich geführten, zentral geplanten Etablissements jemals in der Lage sein werden. Die Kubaner sind Weltmeister der Improvisation – wenn man sie den lässt, und wie in der Welt der freien Marktwirtschaft gilt: Am meisten Umsatz macht der mit dem besten Essen. Die Speisekarte zeigt eine – für kubanische Verhältnisse – erstaunliche Vielfältigkeit. Das Essen wird in hübschem Geschirr serviert, und ist liebevoll angerichtet. Ein Basilikumblättchen auf der Lasagne, ein paar Spritzer Balsamico hier und dort, eine schmackhafte Sauce zu den Chicken Tacos – alles frisch und lecker. Das Ambiente in einem der alten spanischen Herrenhäuser mit 4m hoher Stuckdecke ist ansprechend, die Bar gut sortiert und die Getränkekarte macht der Karibik alle Ehre. Im Laufe des Abends konsumieren wir fruchtige Sangrias, erfrischende Mojitos und ein paar Biere und bezahlen zum Schluss für alle 4 Personen insgesamt umgerechnet € 40. So macht Kuba Spaß. Um 200 Pesos (umgerechnet € 1,50) geht es dann mit dem elektrischen Mopedtaxi zurück in die Marina. Das war ein vergnüglicher Abend. Leider wollen sowohl die Bumblebee als auch wir bald weiter, so müssen wir uns von unseren neuen Freunden auch schon wieder verabschieden.

Noch einmal verbringen wir hier einen schönen Tag, kaufen frisches Obst, Käse und Brot und tanken voll. Lager und Kästen werden ein letztes Mal durchforstet und es finden sich noch ein paar Sachen, die wir an die Marineros und die Beamten verteilen. Evelyn hat sogar noch ein Stethoskop und ein Blutdruckmessgerät übrig, die Yoandry seiner Frau, die als Krankenschwester arbeitet, mitbringen kann. Beim Abschied trennen wir uns wie alte Freunde. Am 7. 4. ankern wir abends auf uns laufen bei gutem Wind aus – zurück Richtung Jamaika.

Wieder einmal ziehen wir Resümee zu einem weiteren Kuba – Urlaub. Das Land hat so viel Potenzial: Fruchtbares Land, wundervolle Landschaften, sauberes Wasser, tolle Strände, intakte Meeresflora und -fauna, unberührte Natur und kaum Umweltprobleme, freundliche Menschen, so gut wie keine Kriminalität, eine interessante Geschichte, Weltkulturerbestätten, eine spannende Literatur-, Kunst- und Musikszene und angenehmes, karibisches Klima.

Wer als Tourist hierherkommt, im All-Inklusive-Ressort absteigt und nur ein paar organisierte Ausflüge unternimmt, wird nur an der Oberfläche kratzen.

Es gibt aber auch Probleme: Geringes Einkommen, eine quasi wertlose Währung mit hoher Inflation, fehlende Versorgungsgüter, schlechtes Internet, staatlich zensierte Radio und Fernsehprogramme, politische Unfreiheit usw. Statt des idealen Kommunismus hat sich eine 2 – Klassengesellschaft gebildet. Menschen, die Zugang zu Devisen haben, bekommen so gut wie alles, das Proletariat – Fabrikarbeiter, Fischer und Bauern gehen wieder mal leer aus. Niemand muss Hunger leiden, aber wer will sich schon die ganze Zeit von Reis und Bohnen ernähren, die medizinische Versorgung ist kostenlos, aber Medikamente Mangelware, ebenso wie Reinigungsmittel, Hygieneartikel und überhaupt alles, was nicht im eigenen Land hergestellt wird. Wir wurden schon um gebrauchte Zahnbürsten und Zahnpasta gefragt. Zustände, die wir als Europäer unvorstellbar finden würden.

Trotzdem hat sich Kuba seinen Charme und die Menschen dort ihren Humor bewahrt, und ist bislang von den Auswüchsen der freien Marktwirtschaft verschont geblieben – vielleicht macht gerade das Kuba für uns so lebens- und liebenswert! Wir haben viele Freunde gefunden und für uns ist es einer der schönsten Insel der Karibik.

2 Comments

2 Comments

  1. Es ist immer sehr interressant die Blogs von euren Reisen zu lesen. Auf den von Kuba waren wir ganz besonders gespannt, da wir ja diesen Segeltörn gemeinsam gemacht haben. Es war wirklich so schön wie Du es beschreibst, eine tolle, beeindruckende, unvergessliche Reise. Wir freuen uns schon wieder von euch zu lesen / euch wieder einmal zu treffen, um gemeinsam / mit der Aries die schönsten Plätze zu endtecken.

    1. Liebe Elisabeth, hallo Johannes. Wer hätte gedacht, dass unsere Schulfreundschaft mal zu einem gemeinsamen Segeltörn führt? Wir würden uns ebenfalls sehr freuen, euch wieder einmal an Bord der ARIES begrüßen zu dürfen.

      Ganz liebe Grüße von der ARIES Crew.

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