Von den Azoren nach Portugal

Der letzte Abschnitt unserer Atlantiküberquerung.

23. 06. 2021, 10:00 (local time), N 37°44.3′ W 25°40′, Marina West, Ponta Delgada. Das Leihauto ist retourniert, wir haben uns von unseren Freunden auf der MAKA und der NIKAJUMA verabschiedet und bei den Behörden abgemeldet. Um 10:00 Uhr legen wir vom Pier ab und laufen aus. Zu unserem Zielhafen Portimao sind es etwas mehr als 800 nm Luftlinie. Wir planen die Törn mit 8 Tagen ein. Zur Zeit weht der Wind nur mit 5 – 6 kn, hoffentlich wird es bald mehr!

Unser Resümee zu den Azoren: Die Inseln sind toll, nur das Wetter hätte besser (wärmer) sein können. Die Menschen hier sind jedenfalls unübertroffen hilfsbereit und freundlich. Zu Sehen gäbe es noch viel. Hoffentlich schaffen wir es nochmal hier her.

13:30, N 37° 41.8′ W 25° 25.6′. Wir passieren die Ilhéu de Vila Franco do Compo. Leider immer noch so gut wie kein Wind. Wir motoren mit Stützsegel Richtung Osten der Küste entlang. Gegen 20:30 versinkt São Miguel langsam hinter uns am Horizont.

Endlich kommt ein bisschen Wind auf und wir machen auf Kurs 80° 4 – 5 kn Fahrt.

24. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 37° 59.3′ W 24° 38′. Wir segeln bei wenig Wind und ruhiger See durch die Vollmondnacht. Zur Mittagszeit legt der Wind bis zu 5 Bf. ordentlich zu. Gegen Abend bläst es mit 15 – 18 kn, ich lege das 1. Reff ein, damit wir nachts komfortabel durchsegeln können. Bei achterlichen Wellen mit ca. 1,5 m Höhe machen wir teilweise 8 kn im Surf. Evelyn hat immer noch kein Glück mit dem Angeln: Fisch haben wir keinen gefangen, dafür ist der Köder abgebissen worden. Bis jetzt hat die PWE Prognose im WIndfinder gut gepasst. Der Wind sollte noch bis morgen Abend anhalten. Mal sehen …

25. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 38°57,7′ W 22° 30,9′. Der Wind hat wieder aufgefrischt, und wir segeln wie ein Pfeil durch die helle Vollmondnacht. In den letzten 4 Stunden haben wir mehr als 28 nm geschafft, ein Schnitt von mehr als 7 kn. Vor Evelyns Wache lege ich das 2. Reff ein. Gegen morgen wird der Wind wieder etwas schwächer und wir setzten wieder volles Zeug. MIt 14 – 15 kn Wind aus SO machen wir 5 – 6 kn auf unserem Ostkurs.


Zwischendurch werden wir von Delfine und Walen begleitet. Eine große Gruppe von Delfinen führt eine richtige Show rund um unser Boot auf, so als wollten sie uns mit Ihren Kunststücken beeindrucken – was Ihnen durchaus gelingt.
Nachmittags dreht leider der WInd auf Ost, und wir müssen mühsam gegen Wind und Welle ankreuzen. Das bremst. Evelyn hat einen neuen Köder gebastelt und versucht erneut ihr Glück mit der Schleppangel. Leider ohne Erfolg.
20:00, N 39° 23.5′ W 20° 27.7′. Es sind noch 580 nm zum Ziel. Wir machen jetzt bei wenig Wind aber ruhiger See 4 kn.

26. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 39° 36.4′ W 20° 4.8′. Ein ereignisloser Tag und ausserdem fast kein Wind. Wir spielen Rummikub. Evelyn deplaziert mich in ein paar Runden um mehr als 200 Punkte – frustrierend! Trotz ruhiger See setzt uns ein Strom mit ca. 1 kn nach Süd. Abends schauen wir uns die 2. Staffel von Lupin auf Netflix an, die wir auf der Insel runtergeladen haben.

27. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 39° 12.9′ W 17° 59.4′. Atlantik westlich von Portugal. Heute sehen wir keinen Mond, dafür leuchtet es im Wasser wieder einmal wundervoll. Mittags ist es so warm, dass wir im Trampolin sonnenbaden können.
Abends feiern wir die Hälfte der Strecke mit wunderbaren Meeresfrüchte – Tagliatelle und einem Gläschen Weißwein.

28. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 39° 04.1′ W 15° 48.4′. Nach ca. 350 nm zum Zielhafen. Heute sehen wir zur Abwechslung mal einige Schiffe. Um 10.00 vormittags ist es der Frachter „Elandra Baltic“ und gegen Abend kreuzt die „Arcturus“ unser Kielwasser.

29. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 38° 43.7′ W 13° 45.9‚. Heute Nacht gibt es einen spektakulären Sternenhimmel und einen roten Mond. Es sind noch 265 nm zum Ziel. Wir machen etwas mehr als 6 kn Fahrt mit 13 – 20 kn halbem Wind (= der Wind kommt genau von der Seite). Nachmittags gibt es einen leckeren Apfelstrudel, den Evelyn (die beste Ehefrau von allen) in Ihrer Nachtwache gebacken hat. Mittlerweile rauschen wir mit mehr als 7 kn dahin – so macht Segeln Spaß.

16:00 (UTC), N 38° 14.3′ W 12° 01.8′. Konstant guter Wind bringt uns mit guter Fahrt unserem noch 180 nm entfernten Ziel stetig näher. Der Frachter „Industrial Royal“ kreuzt unseren Kurs. Wer sich wohl immer die Namen ausdenkt? Abends bekommen wir böigen Wind mit teilweise mehr als 25 kn. Ich habe das 2. Reff eingelegt, aber die Wellen werden unangenehm.

30. 06. 2021, 00:00 (UTC), N 37° 57.6′ W 11° 09′, noch 135 nm zum Ziel. In 24 h haben wir mehr als 130 Meilen geschafft. Zur Zeit böiger Wind mit 6 Bf. aus NNW. Um 01:30 kommt uns der Tanker „BW Osprey“ auf Kollisionskurs entgegen. Wir drehen 10° nach BB und gehen nach dem Rendezvous wieder auf unseren alten Kurs. Wenn der Wind so bleibt, sollten wir heute noch Portomao erreichen.
Gegen Mittag klart es auf. Durch die stabile Wetterlage ist auch der Wind nicht mehr so böig, und ich kann das 2. Reff rausnehmen. Mit den knapp 20 kn WInd machen wir bis zu 9 kn Fahrt! Unsere ETA (estimated time of arrival) hat sich gerade um 2 Stunden verringert. Man darf gespannt sein …


Der Schiffsverkehr nimmt stetig zu. Wir bleiben aber nördlich der Route, die vom Verkehrstrenngebiet in Gibraltar herführt und haben so kein Problem mit den Schiffen.
16:00 (UTC), N 37 08′ W 9° 17.3′, Land in Sicht! Langsam schält sich die Küstensilhouette Portugals aus dem Dunst.

Hier haben wir auch wieder ein Telefonnetz und bekommen von unserem Sohn Alexander eine Mitteilung, dass Portugal als High-Risk eingestuft wurde und man bei der Reise in andere EU – Länder in Quarantäne muss! Wir beschließen daraufhin, nicht in einen Hafen zu gehen, sondern nur über Nacht zu ankern. Wir laufen um 19:30 Uhr in die Bucht „Enseada de Sagres“ und ankern unter dem Schutz der großen Festung, die auf dem Felsen über uns thront. Wieder haben wir eine Etappe gemeinsam erfolgreich gemeistert!

01. 07. 2021, 09:00 (UTC), N 37° 00′, W 08° 56′. Portugal. Beim Frühstück haben wir beschlossen, direkt nach Spanien weiterzusegeln, ohne in Portugal einzulaufen. Schade. Wir hoffen aber, auf dem Rückweg in die Karibik noch ein bisschen Zeit hier verbringen zu können. Auf Kurs 110° geht es Richtung Gibraltar.
17:45 (UTC), N 36° 47.2′ W 08° 12.3′ Vor uns fährt die „Aurora Borealis“. Das Schiff fischt mit Schleppleinen oder einem Netz, sodass wir unseren Kurs ändern müssen, um auszuweichen. Das Ding macht – trotz der geringen Fahrt von 2 kn – einen Höllenlärm. Ich möchte nicht darauf arbeiten müssen. Die Aries gleitet bei leichtem WInd und ruhiger See gemütlich dahin. Abends erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang bei wolkenlosem Himmel.

Nach dem Eindunkeln erkennt man an BB gut das Leuchtfeuer von Faro. Wir halten uns weiterhin in Ufernähe, um dem Schiffsverkehr der aus der Meerenge von Gibraltar kommt auszuweichen, dafür müssen wir auf Fischerboote (ohne AIS) und Netzbojen aufpassen.

02. 07. 2021, 00:00 (UTC), N 36° 37.5′ W 07° 37.8‚. Kurz vor Gibraltar. Bei wenig Wind setzen wir im Morgengrauen den Spinnaker. Evelyn und ich sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Da geht das richtig flott. Nachdem morgens schon ein Zerstörer der spanischen Marine ohne AIS unseren Kurs gekreuzt hat, ist es jetzt das Fischerboot „Dulce Paola Primero“.

Wie lange wohl das Netz reicht. Hoffentlich haben wir genügend Abstand. Gegen 18:00 Uhr passieren wir bei N 36° 09′, W 6° 03.2′ den „Cabo de Trafalgar“ mit dem markanten Leuchtturm.

Unsere Freunde von der MAKA schicken uns einen Whatsapp. Sie sind vor einigen Stunden an unserer Position von einigen Orcas attackiert worden. Das Ruder ist beschädigt. Die Beiden haben aber auch wirklich Pech.

Fotos: Matthias Haberthür und Roland Witsch

Wir haben am Nachmittag ebenfalls schon Orcas gesichtet, die allerdings mit einem Fischschwarm beschäftigt waren. Vermutlich unser Glück! Abends haben wir entlang der Küste vor „Punta Paloma o de los Corrals“ eine starke Strömung, die uns trotz wenig Wind auf 7-8 kn beschleunigt.
22:00 (UTC), N 36° 00′ W 05° 38.6‚. Kurz vor Tarifa kommt uns ein Tanker mit einem coolen Namen entgegen: Die „BW ARIES“ 😉

03. 07. 2021, 01:15 (UTC) N 36° 09.7′ W 5° 21.8′. La Linea de la Concepcion. Wir ankern in der Bucht bei der Marina Alcaidesa direkt neben der MAKA. Natürlich wird am nächsten Morgen bei einem Frühstück die Überfahrt besprochen – vor allem natürlich das ORCA Abenteuer.

Danach ankern wir auf und fahren nach Gibraltar zum Tanken. Zollfreier Diesel kostet hier 0,69 €/L. Wir füllen Tank und Kanister und zahlen für 440 L 304 Euro. Das wäre ein Preis, an den man sich gewöhnen könnte! Andererseits wären dann noch mehr sinnlose Motorboote unterwegs. An- und Ablegen klappt mit Evelyns Unterstützung hervorragend, und nach kurzer Zeit laufen wir wieder aus. Der Wind aus West wird in der Düse von Gibraltar beschleunigt, und bringt uns schnell weiter Richtung Osten. Mit gerefften Segeln machen wir bei bis zu 30 kn raumem Wind (= Wind von hinten) bis zu 10 kn Fahrt in die Nacht. Rund um uns viel Verkehr.

04. 07. 2021, 04:00 (UTC), N 36° 30.6′ W 3° 34.5.‘ Mittelmeer. Evelyn hat während ihrer Wache die vielen Tanker und Frachter die auf unserer Strecke in Warteposition gelegen sind, oder unseren Kurs gekreuzt haben gut umschifft.
Der Wind wird etwas gemäßigter und wir können die Genua wieder voll ausrollen. Wir kommen gut voran Richtung Osten. Unser neues Ziel ist der Hafen Almerimar in der Nähe von Almeria an der spanischen Küste, wo wir am frühen Nachmittag ankommen.

Hier ruhen wir uns etwas aus, und überlegen uns, wie es von hier aus weiter gehen soll. Aber darüber berichten wir im nächsten Beitrag.

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