Saint-Barthélemy

Gustavia

Die Luxus – Insel der Karibik

Von Saint Martin kommend wollten wir auf unserem Weg nach Guadeloupe die Gelegenheit nutzen, der kleinen Insel Saint Barthélemy, kurz auch Saint Barth genannt, einen Besuch abzustatten. Die Insel ist als Hotspot der Reichen und Schönen bekannt, glänzt mit einer Vielzahl von 5*-Hotels, noblen Restaurants und Markenboutiquen, in denen ein Kleid oder eine Uhr mehr kosten, als manche der Yachten unserer Bekannten.

Die Insel die durch das Volk der Arawak besiedelt war, wurde von Christoph Kolumbus bei dessen 2. Karibikexpedition entdeckt und nach dessen Bruder Bartolomeo benannt. Die Spanier verzichteten auf eine Besiedelung. Mitte des 17. Jahrhunderts ließen sich einige französische Siedler nieder. Die Insel ist relativ trocken, deshalb wurde hier kein Zuckerrohr angebaut. Aus diesem Grund wurden auch nur wenige afrikanische Sklaven hierhergebracht. 1784 tauschte Ludwig XVI die Insel gegen Handelsrechte. Die Hauptstadt Gustavia verdankt ihren Namen dem damaligen schwedischen König Gustav. 1877 wurde die Insel von Frankreich auf Wunsch der mehrheitlich französischen Bevölkerung zurückgekauft.

Nachdem 1957 der US Milliardär David Rockefeller ein Anwesen auf der Insel erwarb (heute im Besitz von Roman Abramowitsch – nicht zu verwechseln mit Roland Witsch) entwickelte sich die Insel zu einem Ziel für Luxustourismus und einer Urlaubsdestination für den Jetset.

Die Gemeinde ist eine selbst verwaltete  Collectivité d’outre-mer, also als assoziiertes überseeisches Hoheitsgebiet nicht mehr Teil der EU. Als Währung dient nach wie vor der EURO, allerdings gelten die französischen bzw. europäischen Steuergesetze hier nicht. Die Insel nutzt diesen Umstand um als Offshore Börsen- und Handelsplatz Fuß zu fassen. Als Europäer fühlt man sich hier gut aufgehoben. Die Insel ist sauber, es gibt kaum Kriminalität, die Küche ist international und die Schaufenster nicht vergittert – alles fast wie zu Hause.
Auch wer den Promi-Rummel nicht mag, sollte einen Stopp auf der Insel einplanen. Außerhalb der Hauptsaison geht es hier ganz normal zu. Einige der Geschäfte, die ihren Umsatz fast nur mit den Stars und Yuppies machen, haben geschlossen und man findet auch Bars und Restaurants, in denen man zu normalen Preisen einkehren kann. Unbestritten ist die Region Saint Martin, Saint Barth, Antigua & Barbuda ist ein tolles Segelrevier. Die Insel bietet fantastische Tauchmöglichkeiten, tolle Strände, hervorragende Gastronomie, Möglichkeiten zum Wandern und viele landschaftlich schöne Stellen von denen wir gerne einige im folgenden Bericht zeigen möchten.

8. 6. 2023, 9:30. Baie de Grand Case, Saint Martin.
Nach dem das Frühstücksmüsli gegessen und der Kaffee getrunken sind, ankern wir auf und fahren aus der Bucht. Der Küste von Saint Martin entlang geht es nach Nordosten, vorbei am Rocher Créole, dem netten Anse Marcel hinter dem eine gut geschützte Marina liegt und um die Nordostecke der Insel.

Anfangs ist es noch trübe und bewölkt, aber sobald wir Richtung Île Tintamarre unterwegs sind lockern die Wolken auf und es wird schöner. Das kleine Inselchen, das zu Saint Martin gehört, würde sich als Bade Stopp anbieten, wir nutzen aber lieber den guten Wind …

Saint-Barthélemy ist ebenfalls von vielen kleinen Inselchen und Felsenklippen umgeben. Die Île Fourchue bietet sogar eine geschützte Bucht mit Mooringbojen. Ankern sollte man hier nicht – die Insel gehört zum Naturreservat! Der Table Rock ist ein weiterer markanter Wegpunkt, bevor wir mit dem Anse Columbier das Westende von St. Barth erreichen. Der Wind ist mit uns, wir sind gut unter Segel unterwegs.

Einklarieren ist nur in der Hauptstadt Gustavia möglich, also segeln wir der Küste entlang weiter.

Nachdem wir einige kleinere Luxusyachten passiert haben, ankern wir kurz nach 2 Uhr nachmittags zwischen den les Petits Saints und St. Barth mit 50 m Kette auf sandigem Grund in ca. 10 m Wassertiefe. Das Wasser ist türkisblau und rund ums Boot tauchen immer wieder Wasserschildkröten auf, um Luft zu holen. Die kleinen Inselchen hinter uns bieten ein tolles Panorama Richtung Meer, vor uns liegen die grünen Hügel von St. Barth.

Mit dem Dinghy geht es in den mondänen Yachthafen und zur Capitanerie zum Einklarieren. Das Dinghykai ist mit schützenden Kunststoffplatten verkleidet, die Edelstahlringe ermöglichen es das Beiboot einfach und sicher anzulegen. Das Port Office ist direkt daneben unter dem Turm. Es gibt gleich 4 PCs an denen man seine Daten eingeben kann. St. Barth verwendet eine etwas erweiterte Version der normalen französischen Software. Man muss zuerst auswählen, ob man mit einem kommerziellen Schiff, Charterboot oder privatem Boot angekommen ist. Dann muss man zustimmen, dass man die Bestimmungen für die Naturreservate einhält, und den Müll ordentlich trennt. Auch etwas, was wir erst auf den französischen Inseln wieder angetroffen haben.

Ein Tag wird obligatorisch mit € 37,55 für den Aufenthalt in Gustavia verrechnet. Für das Anlegen an einer Boje in den Reservaten wird die wirklich günstige Gebühr von € 1 pro Person und Tag verrechnet. Wir haben für 4 Tage Aufenthalt insgesamt € 45,55 entrichtet. Ein fairer Preis. Wir machen einen kleinen Spaziergang und fahren dann wieder zurück aufs Boot. Unterm Schiff warten einige Pilotfische auf Küchenabfälle.

Am Ankerplatz ist ein unangenehmer Schwell, darum beschließen wir in die Bucht von Anse Columbier zurückzufahren und dort zu übernachten. Kurz nach 17 Uhr sind wir da. Eine gute Entscheidung – hier liegt man wesentlich ruhiger an den gut verankerten Mooringbojen. Wieder einmal teilen wir uns die Bucht mit Dutzenden Wasserschildkröten, die ab und an rund ums Boot auftauchen.

Die Kulisse der Bucht ist spektakulär. Vom türkisblauen Wasser ragen felsige Klippen auf und gehen in einen goldgelben Sandstrand über. Die grünen Hügel, die dahinter aufsteigen sind von erodierten Felsen durchzogen, die an Kobolde und Geister erinnern.

Wir gönnen uns ein Bad im warmen Meer, duschen und machen uns daran das Abendessen zuzubereiten. Es gibt Insalata Caprese – Mozarella mit Tomaten. Danach gönnen wir uns mal wieder einen Fernsehabend.

Die kommenden Tage genießen wir die ruhige Bucht mit Baden uns Schnorcheln. Die Korallen sind hier nicht so vielfältig, wie z.B. in Kuba, aber trotzdem gibt es eine Vielzahl von Fischen, Schildkröten, Riffhaien und Rochen zu entdecken. Im 30° warmen Wasser kann man stundenlang herumschnorcheln. Abends werden die großen Tarpons aktiv und schwimmen um unser Schiff.

9. 6. 2023. Wanderung
Heute wollen wir nach Gustavia wandern und dabei ein bisschen die Insel erkunden. Vom Ufer des Anse Columbier geht ein steiler Weg zum Gipfel und einem gepflegten kleinen Dorf mit Hotels. Durch die skurril anmutenden Felsen und zwischen Trockenurwald windet sich der Weg und bietet immer wieder mal Ausblicke auf die Bucht und den Ankerplatz der ARIES.

Wir folgen der Straße und wandern von Columbier zwischen gepflegten Anwesen und unberührten Hängen über Terre Neuve hindurch Richtung Corossol. Die Insel ist überschaubar, darum zeigen die Wegweiser auch nur die vielen weit entfernten Destinationen, aus denen die Urlauber hierher kommen. Die Straßenbeleuchtung ist hier übrigens in die Fahrbahn eingelassen.

Auch in der Karibik ist jetzt Blütezeit. Überall zieren sich Sträucher und Bäume und zeigen sich von ihrer schönsten Seite.

Andere Pflanzen, wie die viele Palmen oder die Mangobäume sind schon weiter und sind voller Früchte.

In Corossol sehen wir schon die Ankerbucht, müssen aber doch noch einen Stich mit einigen Höhenmetern überwinden, bevor wir nach Gustavia gelangen.

Wenn man von dieser Seite nach Gustavia kommt, passiert man das Industriegebiet mit Zementwerk, Kraftwerk und Wasseraufbereitung, Lagerhallen und Baufirmen in der Nähe das Frachtpiers. Zum Ufer hin geht’s am Friedhof vorbei zum öffentlichen Strand der Stadt.

Wir wenden uns aber nach links in Richtung des Yachthafens und dem Ortszentrum. Hier flaniert es sich angenehm durch die gepflegten Straßen. Es gibt nur wenig Sehenswürdigkeiten, wie die alte Kirche, das Wallhouse und wer will kann zum Fort Karl hinaufwandern. Von dort hat man einen guten Ausblick in die Shell Bay.

Nach so viel Wandern haben wir uns eine Erfrischung verdient. Die nehmen wir stilgerecht in der „Le Select“ Bar. Hier treffen sich schon seit fast Hundert Jahren Segler aus aller Welt um ein Bier miteinander zu trinken und ein bisschen mit Seglerlatein zu prahlen. Hunderte Sticker und Autogramme zeugen von den Besuchern.

Der Barkeeper erinnert mit seinen Oberarmmuskeln ein wenig an Popeye. Nachdem wir unser kühles „Carib“ im baumbeschatteten Garten geleert haben, geht es wieder zurück. Wir nehmen eine andere Route, die uns erst noch auf den Aussichtspunkt von Fort Gustav hinaufführt. Von hier genießt man einen tollen Blick auf den Ort und den Yachthafen. Der Leuchtturm steht dabei inmitten eines nett angelegten botanischen Gartens.

Die nächste Etappe führt zum Flughafen der Insel. Piloten brauchen für die nur 640 m lange Piste von St. Barth eine Spezial-Lizenz, denn sie müssen sofort nach den Bergen fast im Sturzflug den Beginn der Landebahn erwischen und dann abrupt abbremsen. Wer also mit dem Flieger anreist, hat nach der Ankunft schon das erste Abenteuer hinter sich.

Von hier führt die Straße nach Flamands. Das Ortsbild ist geprägt von schönen Einfamilien- und Ferienhäusern. Hier endet die Straße. An der Küste entlang führt ein abenteuerlicher aber gut angelegter Wanderweg zurück zum Anse Columbier. Dass es auf Saint Barth nicht nur Wasserschildkröten gibt, sondern auch eine Gattung, die an Land lebt, können wir auf diesem Weg mit eigenen Augen entdecken.

Müde aber zufrieden ob der vielen tollen Eindrücke kommen wir endlich wieder in der Bucht an und fahren mit dem Dinghy zurück aufs Boot. Evelyn hat sich leider eine Blase an der Ferse aufgezogen, aber mit einem Pflaster und einem leckeren Sundowner lässt sich viel richten.

10. 6. 2023, Anse Columbier
Übermorgen soll der Wind für die Passage nach Guadeloupe halbwegs passen. Bis dahin wollen wir noch einen angenehmen Tag hier in der Bucht verbringen. Es Natur ist hier wirklich noch intakt und der Ort friedvoll und ruhig, bis kurz nach Mittag eine 55 m lange Motoryacht mitten in der Bucht Anker wirft. Wir sind erstaunt, hatte ich doch beim Einklarieren unterschreiben müssen, dass wir die Mooring Bojen nutzen, um den sensiblen Meeresgrund zu schützen. Gilt das nur für kleine Boote. Natürlich werden gleich alle Watertoys ausgepackt – zum Glück wenigstens keine Jetskis, die in Saint Barth verboten sind. Abends werden die Gäste mit 2 großen Ribs zum Abendessen nach Gustavia kutschiert, und natürlich laufen die ganze Nacht die Generatoren, damit die Klimaanlagen genügend Strom haben …

Die Besatzung der Yacht hält sich weder an die Geschwindigkeitsvorgaben, noch an die Bestimmung, dass in den Naturreservaten kein Unterwasserlicht eingeschaltet werden darf. Schade, dass man sich ab einer bestimmten Größe (der Yacht, der Geldtasche oder des Egos) nicht mehr an die allgemein gültigen Regeln halten muss. Wir lassen uns aber unseren Aufenthalt nicht verderben und verbringen noch einen schönen Tag in dieser wundervollen Bucht. Morgen wird ausklariert und dann geht’s auf die 120 nm lange Überfahrt nach Guadeloupe.

Wir hoffen dieser Beitrag hat dir gefallen. Wie immer freuen wir uns über Kommentare und Rückmeldungen, und hoffen dich auch weiterhin auf unserem Blog zu treffen. Die Crew der ARIES.

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