τα λέμε (Auf Wiedersehen) Dodekanes

Nachdem dem letzten Besuch aus Vorarlberg (Törnbericht) war es an der Zeit, weiterzuziehen. Wir haben viele der Inseln der Dodekanes in unserer Zeit hier kennen und lieben gelernt. Vor allem die Menschen, ihre Lebenseinstellung, Gastfreundschaft und Freundlichkeit haben es uns angetan. Ich bin sicher, es war nicht unser letzter Besuch hier. Aber es hilft nix – die Segelsaison im Mittelmeer hat ihren Höhepunkt bereits überschritten, und wir wollen noch mehr! Mehr sehen, mehr erleben und mehr Meer … 😉

14. 8. 2020, 12:00, N 37°41.3′ E 26°56.7′, Pythagoreio auf Samos
Eigentlich wollten wir schon vor Tagen weitersegeln, aber wieder einmal lässt uns die Technik im Stich. Unser Außenborder hat ein Leck im Kühlkreislauf und unser Kühlschrank kühlt nicht mehr richtig. Wir fragen den Marinero nach kompetenter Unterstützung und schon am nächsten Tag kommt ein junger Mann vorbei, der sich die Sache ansehen will. Er bestellt eine Dichtung für das Thermostatgehäuse und avisiert eine Lieferung in den nächsten Tagen. Außerdem gibt er einem Freund Bescheid, der sich um den Kühlschrank kümmern wird. Der kommt wieder einen Tag später. Wir hatten vermutet, dass das Kühlsystem undicht sei, und deshalb zu wenig Kühlmittel im Kreislauf – die Symptome waren jedenfalls die gleichen. Er findet jedoch heraus, dass der Ventilator, der den Kondensator mit freischer Luft versorgt seinen Geist aufgegeben hat. Er installiert einen neuen und alles funktioniert wieder wunderbar. Wir sind Kleantis sehr dankbar und würden ihn am liebsten gleich als Bordtechniker anheuern 😉

Mit dem Außenbordmotor sieht es schlechter aus. Unser „Mechaniker“ fühlt sich überfordert, wir müssen uns einen neuen suchen. Der kommt wieder gleich mit Ersatzteilen die er bestellen muss. 🙁 Wir aber wollen weiter und vereinbaren eine provisorische Reparatur – so gut es halt geht. Am Freitag holt er den Motor ab, am Sonntag Vormittag haben wir ihn wieder. Getestet ist nix, aber wir hoffen dass wir den Motor nach dem Zusammenbau wieder zum Laufen bringen. Evelyn erledigt noch wichtige Besorgungen. Ich nutze die Zeit um unseren Wassermacher zu überholen und neue Scharniere für unsere Duschtüre zusammenzubasteln.

Zum Glück haben wir einen guten Draht zu Michaelis, dem Marinero in Pythagorio. Wir können an der Außenmole liegen bleiben, wo die Musik der Bars und Restaurants nicht so laut ist und zahlen für 3 Tage nur 30 Euro. Ein bisschen nett sein zahlt sich aus. Um 12:00 können wir endlich los – und es wird höchste Zeit. Aus Osten steht ein unangenehmer Schwell in den Hafen. Unsere Fender werden an der rauen Kaimauer (wir liegen längsseits) aufscheuert. Wir lassen die Heckleine stehen und drehen uns unter Zuhilfenahme eines Fenders von der Mole weg um bei auflandigem Wind besser freizukommen. Michaelis unterstützt uns ein wenig und das Manöver klappt perfekt.

Unter Motor fahren wir aus dem Hafen und drehen dann Richtung Westen. Die Freude über den Ostwind, von dem wir dachten, dass er uns entlang der Südküste von Samos bringen würde, währt kurz. Nach einen halben Stunde folgt eine Flaute und kurze Zeit später haben wir Wind aus West. Wir holen die Segel wieder ein und laufen weiter unter Motor nach Westen zwischen Samos und der Insel Samiopoula durch. Die Küste von Samos hat hier einiges zu bieten. Schroffe Felsküsten mit Höhlen und Klippen wechseln sich mit kleinen Buchten und Sandstränden ab, die teilweise kleinen Fischerdörfern Platz bieten, von Ausflugsschiffen als Bade Ziel angefahren werden, oder aber noch auf Wochenendentdecker warten die ihren Fußabdruck im Sand hinterlassen wollen.

Gegen 14:15 setzen wir kurz nach der kleinen Nachbarinsel Samiopoula wieder die Segel und laufen hart am Wind der Küste der Bucht entlang nach NNW. In Ufernähe bergen wir die Segel wieder und nutzen das Lee der Berge um weiter Richtung Westen zu motoren. In der Engstelle zwischen der Westspitze von Samos und der Inselgruppe Fournoi weht uns der Wind mit 20 kn und mehr auf unsere Nase, danach aber wird es ruhiger. Um 16:30 können wir wieder Segel setzen und Richtung Norden fahren. Ein Wind mit 10 – 12 kn bringt uns gut voran. Relativ hohe Wellen bremsen aber immer wieder mal. Gegen 17:00 dreht der Wind langsam mehr auf West. Wir sind weit genug von der Küste, um die Ablenkung durch die Insel nicht mehr zu spüren. Die Windrichtung ist ideal, wir laufen auf Kurs 340° nach Norden mit einem scheinbaren Windwinkel von ca. 55°. Unsere Aries mach aus den 10 – 12 kn Wind 6 kn Fahrt. Während BB voraus langsam die Sonne blutrot im Meer versinkt, verschwindet Samos langsam im Dunst achteraus.

So schaffen wir ca. 26 nm bevor der Wind innerhalb von 5 min völlig aufhört. Es hilft nix. Segel runter und Motor an. Mit einer Maschine machen wir bei leichtem Gegenwind 5 kn Fahrt in Richtung Nisos Chios. Hier wollen wir zwischen der türkischen Küste und der Insel nach Norden fahren.
Die Insel Chios ist Hauptlieferant für das Baumharz Mastik, das in Griechenland zum Würzen von Likören, Wein, Brot und Süßspeisen verwendet wird. Schon in der Antike war es als Kaugummi und Zahnpflegemittel bekannt. Leider wurde in den vergangenen Jahren ein großer Bestand der Sträucher und Bäume bei Waldbränden zerstört.

Kurz nach 22:00 geht hinter uns der fast noch volle Mond genauso blutrot auf, wie die Sonne unterging. Quer über den Himmel spannt sich die Milchstraße und im Kielwasser glitzert das Plankton. Ich sehe eine Sternschnuppe und weit entfernt am Horizont Wetterleuchten. Nachtfahrten haben ihren besonderen Reiz!
Mittlerweile hat der Wind auf Süd gedreht. Zu wenig zum Segeln, aber wir gleiten quasi ohne Luftwiderstand übers Wasser. Dass macht einen halben Knoten mehr Fahrt bei gleicher Motorleistung.

Uwe, auch Eigner einer Helia, mit dem ich per Facebook befreundet bin, fragt an, ob wir uns in Samos treffen können. So ein Pech – ein halber Tag zu spät. Wir tauschen uns gerne mit Besitzern von Schwesterschiffen aus. Aber vielleicht treffen wir uns mal woanders …

Schon 10 nm von Cesme/Izmir entfernt sieht man die Lichter an der türkischen Küste glitzern und die dumpfen Beats der Stranddiscos hallen übers Wasser. Ich werde wohl alt – für mich wäre das kein erstrebenswerter Urlaub. Es ist 23:00 Uhr – hier fängt das Nachtleben gerade erst an! Gegen 23:30 kann ich die Genua ausrollen. Der Wind kommt jetzt vom Festland aus Richtung NO. Ich falle ein wenig ab, um einen 45° Windwinkel zu bekommen, und kreuze dabei den Kurs eines entgegenkommenden Tankers. In der Straße herrscht auch nachts einiger Verkehr.

Kurz von 1:00 Uhr morgens passiert die Aries die Insel Suenguekaya mit dem Leuchtfeuer, dass die Mitte der Strasse von Cesme markiert. Neuer Kurs 5°. Bis zur Insel Inousses wo wir ankern wollen, sind es noch knapp 13 nm. Ich hab den Autopilot aktiviert, es ist momentan nicht viel los. Der Wind kommt wieder aus Süden, allerdings nur mit 5 kn. Wir machen gut 6 kn mit nur einer Maschine bei ökonomischer Drehzahl. Kurz nach 3:00 Uhr wecke ich Evelyn auf. Wir sind kurz vor unserer Ankerbucht. Nach einem einfachen und unproblematischen Ankermanöver sind wir gegen 3:30 beide im Bett und schlafen uns aus. In der Nacht regnet es – das erste Mal seit Anfang Mai. Unser Boot ist am nächsten Morgen sauber und salzfrei, super!

15.8.2022, N 38°31′ E 26°12′, Inousses
Erst um 9:00 Uhr gibt es Frühstück, danach Schwimmen und ein paar Übungen.
Wir sind es ja von Griechenland gewohnt, dass an jeder Ecke eine Kapelle steht, aber auf Inousses müssen die Leute besonders religiös sein. Nicht nur stehen bereits auf den beiden kleinen vorgelagerten Inseln gleich 4 Kirchen, sondern auch ein großes Kloster. Natürlich findet sich auch in unserer Ankerbucht eine ansehnliche Kapelle. Touristen gibt es hier kaum – dafür haben viele reiche griechische Reeder Villen errichtet, um ihren Lebensabend hier zu verbringen. Wer sich für weitere Besonderheiten der Insel interessiert, sollte den Spiegel – Bericht: „Die verrückteste griechische Insel“ lesen!

Gegen 11:00 geht es wieder weiter. Unter Motor geht es der Küste entlang nach NW und gegen 12:30 durch die Meerenge zwischen Inousses und Chios. Wir setzen Segel und können mit idealem Wind auf direktem Kurs (NO) nach Lesbos segeln. Unser Ziel ist der Golf von Geras (Kolpos Geras), dessen Einfahrt sich im Südosten der Insel befindet. Erst vor der Einfahrt zum Golf werden die Segel eingeholt. Nur die letzten Meter vom Obelisk, der eine Untiefe markiert, bis zu unserem Ankerplatz in der Bucht Kavourolimni (N 39°00.2′ E 26°32.5′) hinter dem Naturpark brauchen wir die Motoren.

Der Anker fällt auf bewachsenen Untergrund der trotzdem guten Halt bietet – vor allem bei dem leichten Wind kein Problem. Ein Bad im sauberen, angenehm warmen Wasser erfrischt. Evelyn bereitet ein tolles Abendessen vor, während ich einen Sundowner mixe, den wir uns nach dieser Etappe verdient haben. Wir sind erstaunt wie grün die Insel von hier aussieht. Man fühlt sich eher wie am „Rohrspitz“ oder am „Alten Rhein“ in unserer Heimat Vorarlberg, als in Griechenland. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass man von unserem Liegeplatz das offene Meer nicht sieht, und sich eher wie auf einem Binnensee fühlt.

Lesbos – die drittgrößte Insel Griechenlands – hat jedenfalls schon auf den ersten Blick unser Herz erobert. Wir sind gespannt, was wir sonst noch alles entdecken dürfen. Bei absolut ruhigem Wind und ruhigem Wasser gehen wir früh zu Bett und schlafen ausgezeichnet. Da für die nächsten Tage Flaute angesagt ist, wollen wir es ruhig angehen und ausschlafen.

Heute sind kleiner Arbeiten angesagt. Evelyn durchforstet mal ihren Kleiderschrank und ändert einige Blusen, deren Schnitte ihr nicht mehr gefallen. Ich mach die Schutzschaltung für die LiFePo Batterie fertig. Leider fehlen mir ein paar Kabelterminals, um die Anschlussleitungen fertig stellen zu könnne. Den Nachmittag verbringen wir damit ein bisschen zu baden und mit dem Kajak die Umgebung zu erkunden. Am Nordhang unserer Bucht steht die tolle Villa Yerra. Wir recherchieren und finden heraus, dass es sich um ein Ferienhaus handelt das man mieten kann. Der Pool und die Umgebung sprechen für das Objekt.

Am Ende der Bucht gibt es den Strand Fteli mit ein paar Häusern und Booten. Unter einem abgelegten Boot findet Evelyn eine Hündin mit 6 oder 7 jungen Welpen. Am liebsten würde sie gleich alle mitnehmen.
Der Golf von Geras (Kólpos Yeras) ist ein Traum, bietet er doch eine ansprechende Umgebung mit sanften Hügel mit einem schönen Bestand an Oliven- und Feigenbäumen, Sandstränden zum Baden, felsigen Ufern zum Schnorcheln und Tauchen und ein paar netten kleinen Ortschaften zum Einkaufen und Einkehren. Als Segler hat man die Auswahl einer Vielzahl von Ankerbuchten mit oder ohne sozialen Anschluss. Vom Ende der Bucht ist man per Bus oder Taxi in einer viertel Stunde in der Hauptstadt Mytilini.

Abends bringt uns unser Beiboot in 10 min um die Ecke in die nächste Bucht zu Avlonas Cove. Wir haben Dr. Google befragt, der uns hier eine gute bewertete Taverne empfohlen hat. Anlegesteg gibt es keinen, also wird das Dinghy an den Sandstrand gezogen. Zu Fuß laufen wir dem Strand entlang und dann bei einem Schild das zu den „Avlonas Studios“ leitet in die Seitenstraße ab. Vor uns öffnet sich eine Lichtung mit einem wunderbaren Park und an dessen Ende die Taverne mit einer tollen Terrasse, Kosta’s Avlonas. Wir essen ausgezeichnet und günstig und unterhalten uns mit einem deutschen Seglerpaar, die auch mit dem Dinghy angelandet sind. Die beiden haben ihr Boot in Japan gekauft und waren viele Jahre in Asien unterwegs, leben allerdings immer nur das halbe Jahr am Schiff. Immer wieder spannend, was andere so erleben…

17.8.2022, 8:00, Lesbos
Der Anker geht schon früh auf. Mytilini – die Hauptstadt der Insel, ist unser heutige Ziel. Leider herrscht totale Flaute, wir sind per Motor unterwegs. Bei dem flachen Wasser machen wir mit Öko – Drehzahl immerhin 6 kn Fahrt, so brauchen wir für die knapp 11 nm nur etwas weniger als 2 Stunden. Schon von weitem kann man die am Hügel liegende Stadt und das alte venezianische Kastell sehen.

Im Stadthafen legen wir direkt an der Promenade römisch katholisch an (das heißt Anker werfen und mit dem Heck an der Mole anleinen). Die Bushaltestelle liegt direkt vor unserem Anlegeplatz, wir wollen die Stadt aber zu Fuß erkunden.

Die Stadt hat mehr als 50.000 Einwohner, ca. ein Drittel der Insel, hat ein Hospital, eine Universität, einen internationalen Flughafen und viele Einkaufsmöglichkeiten. Evelyn ist nach so langer „Abstinenz“ fast überfordert, schlussendlich findet sie aber doch einige Blusen. Überall ist schon Sommerschlussverkauf – so bleibt das Budget im Rahmen. Meine Besuche bei den Shipchandlern des Orts (einer in der Marina, 2 im Ort) bleiben leider erfolglos. Die Stores sind schlecht sortiert, und verdienen eher das Attribut „Anglerladen“. Dafür finde ich im „Chinaladen“ neue Wireless Kopfhörer (EarPod Fakes) um 10 Euro, die wirklich einen guten Sound haben.

Nachdem wir die Stadt erkundet unsere Einkaufslust gestillt und uns mit frischen Obst und Gemüse versorgt haben, stärken wir uns noch in einer Cafeteria in der Nähe der Marina. Wir legen ab, ohne für den Liegeplatz etwas zu bezahlen. Wahrscheinlich hätten wir das gemusst, wenn wir uns ein Guthaben für die Versorgungssäulen geholt hätten – so bleibt unser Besuch in Mytilini gratis. Natürlich bietet die Stadt auch eine Schicki – Micki – Marina etwas außerhalb des Zentrums, wir freuen uns aber schon wieder aufs Schwimmen und fahren deshalb zurück in unsere traumhafte Ankerbucht.

Morgen geht’s dann wieder weiter. Wir wollen quer über die Ägäis zu den Sporaden segeln …

2 Comments

2 Comments

  1. Uwe Karsch says:

    Liebe Evelyn, lieber Roland,

    es ist wirklich schade, dass wir uns so knapp verpasst haben. So gern hätten wir euch persönlich kennen gelernt. Vielleicht klappt es ein anderes Mal. Wir haben ja noch einen langen Weg vor uns.

    Wir sind jetzt in Leros und für uns geht nun die erste Saison auf unserem Boot zu Ende. Nächstes Jahr wollen wir euch dann in die Karibik folgen.

    Hier in Leros wollen wir einen alten Freund treffen und was soll ich sagen. Am Tag unseres geplanten Treffens teilt er uns mit, dass er und seine Frau gerade Corona positiv getestet wurden. Es ist schon wie verhext. Wir sind aber noch ein paar Tage hier und hoffen sie noch zu treffen.

    Wir wünschen euch weiterhin eine gute Fahrt und immer eine Hand breit …

    Liebe Grüße

    Uwe und Doris

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich stimme der Datenschutzerklärung zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.